ERSTELLT 02.04.06, 22:06h
LEVERKUSEN. Die „Holzhäuser-raus“-Rufe nach dem dritten Tor für seine Mannschaft hörte der Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen nicht mehr. Wolfgang Holzhäuser hatte - wie gewöhnlich - frühzeitig seinen Platz auf der Ehrentribüne der BayArena geräumt. An diesem Samstagnachmittag aber fiel es mehr auf als sonst, weil sich der Sprecher der Geschäftsführung von der ersten bis zur letzten Minute immer wieder Schmährufe von den eigenen Fans gefallen lassen musste.
„Es wird nur Verlierer geben“, hatte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler unter der Woche im Zusammenhang mit der Finanzaffäre um Reiner Calmund prophezeit. Am Samstag zeigte sich, dass neben dem früheren Geschäftsführer auch Wolfgang Holzhäuser ein großer Verlierer ist. Die Fans auf der Nordtribüne haben sich längst auf „Callis“ Seite geschlagen. Holzhäuser befindet sich somit in einer Situation, die fatal an das Jahr 1990 beim 1. FC Köln erinnert. Der damalige Präsident Dietmar Artzinger-Bolten hatte während der WM in Italien Trainer Christoph Daum entlassen und musste sich in der Folgesaison regelmäßig von den eigenen Fans verschmähen lassen. 1991 trat er zurück.
Natürlich wurden die „unfairen Rufe“ gegen Holzhäuser in Leverkusen nicht nur vom Sportbeauftragten der Bayer AG, Meinolf Sprink, registriert. „Das ist die Reaktion darauf, wie sich der Verein derzeit nach außen präsentiert“, sagte Trainer Michael Skibbe, und Kapitän Carsten Ramelow ergänzte: „Natürlich nehmen wir das wahr, aber in der Mannschaft ist das kein Thema. Außerdem blickt bei dem Chaos ja niemand mehr durch.“ Zum Chaos trugen am Wochenende Gerüchte bei, wonach das Verfahren gegen Reiner Calmund wegen des Verdachts der Untreue bald eingestellt werden könnte. „Da ist nichts dran“, stellte der Kölner Staatsanwalt Günther Feld gegenüber der Rundschau klar. Der „Focus“ trumpft zudem heute mit der Nachricht auf, auch Holzhäuser hätte Optionen an Spielervermittler für Profis gezahlt, die nicht zu Bayer gewechselt seien. „Da ist alles sauber gelaufen“, wiegelte Meinolf Sprink ab. (ket)
(KR)