Geschichten vom Balkan

  • Calmund nennt bei der Staatsanwaltschaft Kaenzig, Kohler und Augenthaler als Entlastungszeugen.


    Reiner Calmund, ehemaliger Fußball-Manager, hat den Namen des kroatischen Spielervermittlers, der die umstrittenen 580 000 Euro in der Finanzaffäre um den Fußballclub Bayer Leverkusen erhalten haben soll, bei der Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft Köln nicht genannt. Nach Informationen des „Kölner Stadt Anzeiger“ hat er jedoch einige Unterlagen überreicht, die die ordnungsgemäße Verwendung des Geldes belegen sollen.


    Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Calmund und den Spielerberater Volker Graul wegen des Verdachts der Untreue „in einem besonders schweren Fall“. Dabei geht es um 580 000 Euro, die Calmund im Juni 2003 für angebliche Optionen auf fünf serbische, kroatische und türkische Nachwuchsspieler an Graul übergeben hat. Bayer 04-Verantwortliche hatten der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass es für diese Optionen keine Belege gebe. Die Möglichkeit, dass mit dem Geld Spiele der Bundesliga-Saison 2002 / 2003 Spiele zugunsten der damals abstiegsbedrohten Leverkusener verschoben worden sein könnten, wird von den Ermittlern zwar überprüft, jedoch für wenig wahrscheinlich gehalten.


    Bei der Staatsanwaltschaft legte Calmund dem Vernehmen nach Papiere vor, die bestätigen sollen, dass Graul tatsächlich die Verkaufsvollmachten für zwei Spieler besaß. Wie aus Justizkreisen zu erfahren war, soll es sich um die serbischen Nachwuchskicker Andrija Delibasic (damals Partizan Belgrad) und Josic (damals OFK Belgrad) handeln. Für drei weitere Optionen, darunter eine für den kroatischen Nationalspieler Darijo Srna (damals Hadjuk Split), konnte er jedoch keine schriftlichen Bestätigungen einreichen.


    Um zu beweisen, dass Graul auch in dieser Angelegenheit für Bayer Leverkusen tätig geworden ist, versicherte Calmund den Ermittlern, dass dies von der „gesamten sportlichen Führung“ seines Ex-Clubs bestätigt werden könne. Zum Beweis seiner Angaben soll er ein Schreiben des ehemaligen Bayer-Managers Ilja Kaenzig vorgelegt haben. Auch Jürgen Kohler werde Grauls Aktivitäten bestätigen, sagte Calmund. Der damalige Trainer Klaus Augenthaler wolle nur vor der Staatsanwaltschaft aussagen, da er nach Auflösung seines Vertrages mit Bayer 04 eine Verschwiegenheitsklausel vereinbart habe.


    In seiner Vernehmung am 27. März 2006 erläuterte Calmund weiterhin die Hintergründe des Geschäfts mit Graul. Zu Anfang des Jahres 2003 habe er den Bielefelder Spielerberater unter anderem gebeten, nach Ersatz für den Brasilianer Lucio zu suchen, der den Verein womöglich verlassen wolle. Graul sei in dieser Angelegenheit dann 15- mal „auf den Balkan“ gereist. Im Mai 2003 habe der Spielerberater Optionen für fünf Spieler gehabt: Beispielsweise ein Vorkaufsrecht für den serbischen U-21-Nationalspieler Delibasic, der circa 2,5 Millionen Euro kosten sollte, die Transferkosten für Josic seien bei 1,8 Millionen Euro festgelegt worden, die für den kroatischen Nachwuchsstar Srna bei 1,5 Millionen.


    Da der Lucio-Transfer Mitte des Jahres aber immer noch nicht sicher war, sei Graul „unter Druck geraten“, sagte Calmund. Die serbischen und kroatischen Spielervermittler hätten Graul unangekündigt besucht, um das versprochene Geld für die Optionen einzutreiben. Als der Bielefelder ihn daraufhin anrief, habe er die 580 000 Euro für die Optionen zugesagt, erläuterte Calmund. Die ersten 200 000 Euro, die ihm ein Buchhalter der Bayer-AG übergeben habe, händigte Calmund nach dem 4. Juni an Graul aus. Dieser sei nach Berlin geflogen, um das Geld dort einem kroatischen Spielervermittler zu übergeben.


    Um dem Mann zu versichern, dass Bayer 04 noch Interesse an den Spielern habe, seien Calmund und Graul am 17. Juni nach Hamburg gefahren. Die restlichen 380 000 Euro habe Graul dann in seinem Beisein übergeben, bestätigte Calmund den Ermittlern. Der Kroate habe wortreich versucht, ihm weitere osteuropäische Profis anzupreisen. Graul habe eingeschüchtert und nervös gewirkt. Schließlich sei es in der Unterhaltung auch um die endgültige Verpflichtung von Spielern gegangen. Denn Graul hätte, je nach Profi, erst dann ein Honorar zwischen 100 000 und 200 000 Euro erhalten, wenn ein Transfer auch tatsächlich stattgefunden hätte. Eine Quittung über den Erhalt des Geldes habe der Vermittler bei diesem Treffen nicht ausgestellt.


    Dass der Kroate womöglich aus kriminellem Umfeld stammen könnte, deutete Calmund in einer schriftlichen Stellungnahme zu seiner Vernehmung an. Der Spieler Srna beispielsweise sei nach den Fifa-Statuten zwar ablösefrei gewesen, räumte der Ex-Manager ein. Dies jedoch interessiere osteuropäische Spielervermittler nicht. „Im Balkan herrschen andere Gesetze“, meinte Calmund.


    Den Namen des Kroaten, der die 580 000 Euro erhalten habe, wolle er momentan nicht nennen, da „Herr Graul sich persönlich gefährdet sieht“. Der Bielefelder Spielerberater solle selbst entscheiden, „ob er den Namen aktenkundig macht“. Wenn dies im Hinblick auf das Ermittlungsverfahren jedoch „unumgänglich“ werde, wolle er selbst die Identität des Geldempfängers preis- geben, versicherte Calmund.


    KStA

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann