München/Dortmund - Bayer Leverkusen hat mit dem 2:1 (1:1) beim direkten Konkurrenten Borussia Dortmund endgültig Kurs auf den Uefa-Cup genommen.
Zwei Punkte beträgt der Abstand auf Hertha BSC Berlin auf Platz fünf. Sollte Bayer den Sprung ins internationale Geschäft schaffen, werden die beiden überragenden Akteure der Partie im Signal-Iduna-Park aber wohl andere Trikots tragen.
Nowotny sehr stark
Jens Nowotny, der in der Abwehr eine ganz starke Leistung ablieferte, hat bei Bayer keine Zukunft mehr. "Es wird keine Gespräche mehr geben. Jens wird Bayer definitiv zum Saisonende verlassen", sagte Sportchef Rudi Völler.
Um seine Vertragsauflösung hatte es unter der Woche jede Menge Trubel gegeben. Auch eine Nicht-Nominierung für Partie in Dortmund hatte im Raum gestanden.
Doch Nowotny rechtfertigte das Vertrauen von Trainer Michael Skibbe und erklärte nach dem 2:1: "Ich habe heute wieder bewiesen, dass ich mit Bayer gut und erfolgreich Fußball spielen will."
Tolle Zweikampfbilanz
Über 70 Prozent gewonnene Zweikämpfe belegen dies eindrucksvoll, zudem leitete Nowotny mit einem langen Ball auch noch das 2:1-Siegtor durch Paul Freier (50.) ein.
Damit empfahl sich Nowotny für einen neuen Arbeitgeber. Gleiches galt für Dimitar Berbatov.
Berbatov: Werbung in eigener Sache
Der überragende Bulgare gab der Borussia-Abwehr Rätsel über Rätsel auf und markierte zudem mit dem 1:0 (22.) bereits sein 16. Saisontor.
"Ich wünsche mir, dass er seinen Vertrag hier erfüllt und sich kein Verein findet, der die in der Ausstiegsklausel vereinbarte Ablösesumme aufbringt", hatte Skibbe vor der Partie noch über Berbatov gesagt.
Aber mit jedem Treffer des Bulgaren dürfte das Interesse der europäischen Top-Klubs größer werden. Und damit die Ablösesumme, die Bayer durchaus gut gebrauchen kann. Auch im "Fall Berbatov" riecht es nach Abschied.
Erfolgreiche Rückkehr für Skibbe
Eine Rückkehr erlebte dagegen Skibbe, und zwar eine erfolgreiche. Erstmals seit seinem Rauswurf am 4. Februar 2000 kehrte der Ex-Borussia-Trainer an die alte Wirkungsstätte zurück.
Und verließ diese in bester Laune. "Ich bin froh, dass wir die Form der Vorwochen mitnehmen konnten", freute sich der 40-Jährige.
"Wir hatten fußballerisch und läuferisch den Gegner gut im Griff und haben in der guten ersten Hälfte den Grundstein zum Sieg gelegt", analysierte Skibbe.
Van Marwijk: "Zu viel Respekt"
Sein Gegenüber musste dagegen die Überlegenheit der Gäste neidlos anerkennen: "Wir haben verdient verloren. Wir hatten über lange Zeit zu viel Respekt vor Leverkusen", sagte Bert van Marwijk.
"Gegen eine solche Mannschaft muss man viel aggressiver spielen. Wir hatten viele Probleme", gestand der Niederländer die Defizite seines Teams ein.
Watzke angefressen
Kein Blatt vor den Mund nahm dagegen BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
"Ich hab mich immer schützend vor die Mannschaft gestellt, aber heute bin ich sehr, sehr enttäuscht. Ich kann nicht verstehen, dass man mit so einer schlechten Einstellung in so ein Endspiel geht", kritisierte er.
Zorc sucht Erklärung
"Wir haben die Zweikämpfe nicht angenommen. Vielleicht war der Druck auch zu hoch", versuchte Sportdirektor Michael Zorc jedoch eine Erklärung zu finden.
Fakt ist: Bei sechs Punkten Rückstand scheint der Platz im Uefa-Cup für die Borussia nun unerreichbar zu sein. "Wir waren einfach nicht frech und gemein genug", haderte Torschütze Markus Brzenska, der in der 27. Minute für das zwischenzeitliche 1:1 gesorgt hatte.
Wörns: "Nicht clever genug"
"Wir waren nicht clever genug, Leverkusen war etwas reifer", brachte Christian Wörns den entscheidenden Unterschied zwischen Bayer und dem BVB auf den Punkt.
Und deswegen darf Bayer nach wie vor auf Platz fünf hoffen. Beim BVB muss man dagegen wohl einsehen, dass die "Traube" Uefa-Cup für die junge Mannschaft einfach noch zu hoch hängt.
Christof Greiner/Jan Große-Geldermann