"Nowotny kann immer noch bleiben"

  • 09. April 2006 16:31 Uhr


    München - Zumindest auf dem Platz muss sich Rudi Völler im Moment keine Sorgen machen.


    Nach einer enttäuschenden Hinrunde scheinen die Rheinländer rechtzeitig zum Saison-Endspurt in die Spur gefunden zu haben und befinden sich nach dem 2:1 am Samstag bei Borussia Dortmund auf Uefa-Cup-Kurs.


    Doch abseits des Spielfelds läuft es alles andere als rund. Zum einen dauert die Fehde zwischen Völlers Chef, Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, und Völlers Mentor und Freund, dem ehemaligen Manager Reiner Calmund, an.


    Zum anderen gab es in der vergangenen Woche erneut Wirbel um Kapitän Jens Nowotny, der nach den öffentlichen Diskussionen um seinen Vertrag nun am Saisonende den Verein verlassen soll.


    Im DSF-Doppelpass sprach Sportdirektor Völler über den Vertragsstreit mit Nowotny, die Finanz-Affäre um Calmund, die Situation rund um die BayArena und die Entscheidung im Titelrennen.


    Rudi Völler über...


    * die sportliche Situation bei Bayer Leverkusen:


    "Wir hatten zu Beginn der Rückrunde zwei Aussetzer. Jetzt haben wir wieder die Kurve gekriegt und sind auf dem richtigen Weg. Außerdem haben wir die Personalkosten gesenkt und sind deshalb auch finanziell wieder auf Kurs."


    * die Abfindungsklausel von Jens Nowotny:


    "Jens Nowotny hat zwei Prozesse gegen uns geführt. Selbstverständlich gab es da viele kontroverse Diskussionen, ob er überhaupt noch für uns auflaufen darf. Jetzt hat er wieder gespielt und ich freue mich auch für ihn. Natürlich sind 4,7 Millionen Euro Abfindung viel Geld, aber wir mussten versuchen, einen vernünftigen Kompromiss zu finden."


    * die Trennung am Saisonende:


    "Seine Kündigung war ein ganz normaler Vorgang. Es gibt ja diese Klausel in seinem Vertrag und diese Abfindungsklausel, den Auflösungsvertrag. Aber er hätte mit seiner Kündigung zum Saisonende nicht an die Öffentlichkeit gehen müssen. Das werfe ich ihm vor."


    "Irgendwo gibt es dann auch Grenzen, wo man sagt: 'Lieber Jens, bis dahin und nicht weiter.' Er hätte auch jetzt noch bleiben können. Er kann im Grunde sogar jetzt bleiben: Wenn er heute oder morgen kommen würde, 'pass auf Rudi, ich will bei euch bleiben', kann er gerne bleiben. Aber für keinen Euro mehr. Das ist der Knackpunkt."


    * die Finanz-Affäre um Bayer und Reiner Calmund:


    "In dieser Fede sind so viele Dinge passiert. Sowohl Reiner Calmund als auch Wolfgang Holzhäuser mussten viel Leid ertragen. Letzte Woche gewinnen wir mit 5:1 gegen Kaiserslautern und nach jedem Tor gibt es 'Holzhäuser raus'-Rufe. Das finde ich sehr schade. Wir sind aber durch die ganze Sache alle etwas enger zusammengerückt. Auch die Bayer AG steht zu unseren Plänen für die Zukunft."


    * persönliche Konsequenzen und seine Pläne für die Zukunft:

    "Im Fußball läuft nicht alles so rund, wie man es gerne hätte. Ich werde jedenfalls nicht alles hinschmeißen und wünsche mir, dass wir mit Bayer Leverkusen in den nächsten Jahren noch viel Erfolg haben. Vor allem hoffe ich, dass wir in der laufenden Saison doch noch einen Uefa-Cup-Platz erreichen."


    * das Titelrennen zwischen Bayern, Hamburg und Bremen:


    "Bayern hat gut zwei Drittel der Saison dominiert. Wenn sie jetzt mal schwächeln hat das nichts zu sagen. Auch in der Champions League haben sie sich nur ein wirklich schlechtes Spiel geleistet. In Mailand wurde das dann gnadenlos bestraft."


    "Wenn der HSV gegen Gladbach gewinnt, haben sie zwar nur noch vier Punkte Rückstand, aber richtig spannend wird es bestimmt nicht mehr. Und Bremen hat ja bereits sieben Punkte Rückstand. In fünf verbleibenden Spielen ist das kaum aufzuholen. Die Bayern werden es am Ende machen, da bin ich mir ziemlich sicher."


    Aufgezeichnet von Fabian Nast


    quelle: sport1.de