Dritter Sieg verlängert Trainer Skibbes Erfolgsserie - Valencia an Berbatow interessiert - Nowotny: "Am liebsten würde ich bei Bayer bleiben"
Die Spieler von Bayer Leverkusen waren nach dem Auslaufen gestern vormittag schon längst geduscht, da drehte Michael Skibbe immer noch ein paar Runden um das Leverkusener Trainingsgelände: "Es ist mir wichtig, nach der Spielbesprechung mit der Mannschaft einfach auch mal eine halbe Stunde für mich zum Nachdenken zu haben", sagte er. Beim Joggen huschte dem Bayer-Coach ein ums andere Mal ein Lächeln über das Gesicht. Nicht ohne Grund. "Es macht natürlich richtig Spaß gerade."
Bayer Leverkusen ist hinter Werder Bremen das zweitbeste Team der Rückrunde (ohne Berücksichtigung der Sonntagsspiele). Das 2:1 (1:1) in Dortmund war schon der dritte Sieg in Folge. "Ich bin sehr zufrieden, weil wir in Dortmund sehr mutig aufgetreten sind. Die drei Punkte sind absolut verdient und ein weiterer Schritt in die richtige Richtung", resümierte Skibbe nach dem Erfolg im Kampf um einen Uefa-Cup-Platz.
Mittlerweile ist die Handschrift des 40jährigen unverkennbar bei der Mannschaft. Das Team spielt diszipliniert und scheint mental gefestigt: "Die Mannschaft ist unheimlich intakt", sagte Skibbe. Was nicht zuletzt an ihm selbst liegt. Gerade bei der ständigen Unruhe im Umfeld durch die Finanzaffäre um Ex-Manager Reiner Calmund hat der ehemalige Bundestrainer mit seiner ruhigen und besonnenen Art auch die Führungsriege um Sportchef Rudi Völler überzeugt. "Seit Beginn der Rückrunde sind wir auf einem richtig guten Weg. Wir sind auf dem Kurs, wo wir hinwollten, mit dem Anspruch, das internationale Geschäft zu erreichen."
Skibbe hat vor allem die Erfolgstaktik für Bayer Leverkusen gefunden, mit einem zentralen Stürmer (Dimitar Berbatow) und zwei hängenden Außenangreifern (Tranquillo Barnetta und Paul Freier). Berbatow hat in zwölf Rückrundenpartien zehnmal getroffen, Barnetta hat sich zum besten Zugang der Saison entwickelt, und Paul Freier ist auf dem Sprung zurück in die deutsche Nationalmannschaft, wenngleich er mit Blick auf seine Perspektiven tiefstapelt "Ich kann nur meine Leistung anbieten, mache mich da nicht verrückt. Es läuft gerade super, auf alles andere hab ich keinen Einfluß."
Freier und Barnetta liefern neben Simon Rolfes die ersten positiven Resultate des Verjüngungskurses in Leverkusen. Das Erreichen des Uefa-Cups in dieser Saison würde den laufenden Umbruch durch einen dann größeren finanziellen Spielraum natürlich erleichtern. Denn Skibbe weiß: "Der Umbruch wird sich über zwei, drei Jahre hinziehen. Im Sommer verlieren wir ja Jens Nowotny und Clemens Fritz, zwei Säulen im Defensivbereich."
Seit gestern kann Skibbe allerdings sogar wieder hoffen, daß Nowotny doch noch bleibt. Nach seiner via Pressemitteilung verkündeten Vertragskündigung hatte der Klub zunächst die Tür zugeschlagen. Nun sagt Sportchef Rudi Völler: "Die Tür ist weiterhin offen, Jens kann auch jetzt noch für uns spielen. Allerdings für keinen Cent mehr." Statt das Gehalt bis Sommer 2008 in Höhe von etwa 4,7 Millionen Euro schon im Sommer als Abfindung zu kassieren, müßte der Verteidiger dann wohl für denselben Betrag noch zwei Jahre spielen. Über Geld spricht Nowotny nicht, aber er sagte der WELT: "Am liebsten würde ich bei Bayer bleiben, da kenne ich alles und jeden, das wäre am schönsten."
Sein Abgang steht vorerst weiter im Raum, und Bayer droht noch einen Leistungsträger im Sommer zu verlieren. Die Darbietungen des Stürmers Dimitar Berbatow wecken verstärkt das Interesse europäischer Spitzenklubs. Am Samstag in Dortmund beobachteten Scouts des FC Valencia den bulgarischen Stürmer. Es zeichnet sich immer konkreter ab, daß ein Verein aus Spanien oder England im Sommer bereit ist, die festgeschriebene Ablöse in Höhe von 16 Millionen Euro zu zahlen. Völler hofft indes weiterhin auf die Dienste des Bulgaren: "Es wäre schön, wenn er zumindest noch ein Jahr bei uns bleibt."