Dimitar Berbatov hat mal wieder Lust auf Fußball und macht in Dortmund den Unterschied aus
Rudi Völler hatte viel zu tun in den letzten Wochen. Als Vermittler im "Fall Calmund" war der Sportdirektor von Bayer Leverkusen gefragt, und auch an vielen anderen Fronten. Der ehemalige Teamchef der deutschen Nationalelf hat sich etwa intensiv mit seinem Stürmer Dimitar Berbatov beschäftigt und ihn davon zu überzeugen versucht, nicht aus seinem bis 2009 laufenden Vertrag auszusteigen. Seit Wochen spielt der Bulgare in bestechender Form und weckt die Begehrlichkeiten anderer Klubs. So bestätigte Völler nach dem 2:1 (1:1)-Sieg der Leverkusener bei Borussia Dortmund, bei dem Berbatov nicht nur das Führungstor der Rheinländer erzielt, sondern auch sonst brillant gewirbelt hatte, die Meldungen englischer Zeitungen, nach denen Tottenham Hotspurs bereit sei, die 15 Millionen Euro aufzurufen, die sich Berbatov als Ablösesumme in seinen Vertrag hat festschreiben lassen.
Seitdem versucht Völler, seinen Topmann mit der Aussicht auf mehr zu ködern: "Spiel noch ein Jahr bei uns und warte auf ein Angebot von einem europäischen Topklub", sagte Völler dem 25-Jährigen. "Nichts gegen Tottenham", erläuterte Völler nach Berbatovs Gala, "aber solch ein Spieler muss warten, bis er ein Angebot aus Barcelona, von Arsenal oder von Chelsea bekommt." Völler gibt sich keinen Illusionen hin, den Spieler halten zu können, "weil wir das bei Emerson, Ballack, Ze Roberto und Lucio alles schon erlebt haben."
Wer Berbatov in Dortmund hat spielen sehen, weiß, warum das Interesse so groß ist. Wie ein Balletttänzer auf dem Bauernball bewegte sich Berbatov durch die Dortmunder Abwehrreihen und stürzte seine Widersacher laufend in Verlegenheit. Michael Skibbe bescheinigte ihm "in der ersten Stunde eine absolute Weltklasseleistung." Auch seine Mitspieler stimmten in den Chor der Verzückten ein. "Die Qualität, den Ball auf engstem Raum zu behaupten, macht ihn zu einen Topstürmer", sagte Carsten Ramelow.
Berbatov, der aber auch schon mal seine Trainer zur Weißglut zu bringen pflegt durch phlegmatisches Spiel, machte in Dortmund den Unterschied und sorgte dafür, dass sich die Leverkusener gesteigerte Hoffnungen auf einen Startplatz im Uefa-Pokal machen dürfen. Nicht nur, weil er seinen 16. Saisontreffer erzielte, sondern auch, weil er seine Mitspieler mitriss. So wie Paul Freier, der nach dem Ausgleich durch Dortmunds Manndecker Markus Brzenska für die Entscheidung sorgte, lassen sich auch Akteure wie Tranquillo Barnetta oder Bernd Schneider von der Spielkunst ihres Kollegen inspirieren. Zur Freude von Völler, dem es "Spaß macht, dieser Mannschaft zuzusehen, wenn sie in Spiellaune ist". Aber auch nur dann.