60 Minuten lang Weltklasse

  • In der 70. Minute ist die Demütigung perfekt. Dimitar Berbatov lässt erst Sebastian Kehl aussteigen, dann Florian Kringe und passt den Ball lässig auf Paul Freier. Selbst die BVB-Fans unter den 73 800 im Dortmunder Stadion können sich ein anerkennendes Raunen nicht verkneifen. „Dimitar macht Dinge mit dem Ball am Fuß, die können andere nicht mal mit der Hand“, schwärmt Rudi Völler später. Der Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen weiß, bei wem er sich nach dem 2:1 (1:1) bei Borussia Dortmund bedanken darf. „Dimitar hat 60 Minuten lang weltklasse gespielt“, stellt nämlich auch Trainer Michael Skibbe fest.
    Des einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid, und so hadert Skibbes Dortmunder Pendant Bert van Marwijk mit einem Anflug von Ratlosigkeit: „Wir wussten, dass wir Berbatov und Bernd Schneider keinen Platz geben dürfen - und wir tun es trotzdem.“ Der bulgarische Topstürmer nutzt seine Freiheiten glänzend und überwindet in der 22. Minute im dritten Anlauf BVB-Torwart Dennis Gentenaar. Es ist sein zehnter Treffer im zehnten Spiel, sein 16. in dieser Saison. Im Kampf um die Torjägerkanone liegt er damit hinter Nationalstürmer Miroslav Klose (20) auf Rang zwei. „Ich versuche, in jedem Spiel mindestens noch einmal zu treffen. Vielleicht reicht es dann am Ende ja“, schmunzelt Berbatov: „Allerdings hätte ich heute zwei Treffer mehr machen müssen.“ So aber springt nach dem Ausgleich durch Markus Brzenska (26.) der Nationalmannschafts-Anwärter Paul Freier mit dem Siegtor (50.) in die Bresche.


    „Ich sehe Berbatovs Leistungen mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Sportdirektor Völler. Clubs wie der FC Arsenal, die Tottenham Hotspurs und angeblich auch der FC Liverpool haben Interesse an dem technisch brillanten Angreifer angemeldet, der für eine festgeschriebene Ablösesumme von 15 Millionen Euro den Verein verlassen kann. „Er sollte nur zu einem Topclub der höchsten europäischen Kategorie wechseln“, sagt Skibbe - natürlich in der Hoffnung, dass „Berbo“ noch ein sechstes Jahr in Leverkusen bleibt: „Er weiß, was er an uns hat. Und wir wollen um ihn herum wieder eine Top-Mannschaft formen.“ Der introvertierte Bulgare hält sich mit Äußerungen zu seiner Zukunft vornehm zurück. Er will nur eins: Tore schießen.


    Aber nicht nur wegen seiner in der Rückrunde zurückgekehrten Treffsicherheit schätzt Skibbe den Hobby-Fotografen. „Er kann jeden Ball verarbeiten“, sagt der Trainer. Deshalb kommt mindestens jeder zweite Einwurf zu Berbatov. Selbst wenn zwei Gegenspieler bei ihm sind, bringt er den Ball unter Kontrolle. Bei gegnerischem Eckball steht der 1,88-Meter-Mann am kurzen Pfosten und köpft die Bälle serienweise raus. Kleinigkeiten, die doch wichtig sind.


    Neben Berbatov machen an diesem Wochenende vor allem der wieder erstarkte Schneider und der gewohnt zuverlässige Jens Nowotny den Unterschied. „Ich will auf jeden Fall noch die Uefa-Cup-Qualifikation schaffen, bevor ich gehe“, sagt der Verteidiger, der den Club definitiv verlassen muss. Nach dem Sieg gegen einen direkten Konkurrenten um Rang fünf sieht das wieder besser aus. „Jetzt müssen wir am Samstag gegen Gladbach nachlegen“, sagt Berbatov. Allerdings ohne Tranquillo Barnetta, der nach der fünften Gelben Karte gesperrt ist.


    KR

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann