Gerade durch Zufall auf der UEFA-Homepage gefunden:
Spielerporträt: Dimitar Berbatov
Freitag, 7. April 2006
20 Paar Fußballschuhe waren es einst, heute sind es rund 15 Millionen Euro. Die Rede ist von der Ablösesumme, die man aufbringen musste, beziehungsweise muss, um sich die Dienste des bulgarischen Top-Stürmers Dimitar Berbatov zu sichern. Sein Heimatverein Pirin Blagoevgrad verlangte 1998 die Fußballschuhe als Ablöse von PFC CSKA Sofia, sein aktueller Arbeitgeber, Bayer 04 Leverkusen, würde „Berbo“ selbst für rund 15 Millionen Euro nur ungern ziehen lassen.
Frühe Förderung
Dass Dimitar Berbatov in solche Sphären vorstoßen könnte, ahnten seine Eltern schon früh. Der Vater Fußballer, die Mutter Leichtathletin, das Talent wurde dem Stürmer gewissermassen in die Wiege gelegt. Zudem erkannte man sein Können schon in jungen Jahren und schickte ihn ins Fußballinternat seiner Geburtsstadt Blagoevgrad, wo auch sein Vater die ersten Schritte als Fußballer gemacht hatte. Sechs Jahre genoss er dort die Ausbildung, ehe die Späher aus der Hauptstadt kamen und ihn zu CSKA lockten - für 20 Paar Fußballschuhe als Ablöse.
Rasanter Aufstieg
Der Aufstieg des jungen Stürmers setzte sich auch in der neuen Umgebung kometenhaft fort. Nur zweieinhalb Jahre Vorspielen in der bulgarischen Liga genügten, um die Begehrlichkeiten diverser Klubs aus dem Ausland zu wecken. U.S. Lecce hatte das begehrte Talent schon fast sicher, da fiel die Entscheidung im letzten Moment zu Gunsten von Leverkusen. Eine glückliche Fügung für Bayer - und für Berbatov.
"größtes Talent der unter 21-Jährigen in Europa"Reiner Calmund
„Größtes Talent“
Zunächst spielte der Torjäger zwar noch bei den Amateuren des Werksvereins, doch nach einer Eingewöhnungszeit bekam er seine Chance in der Profimannschaft - und nutzte sie. Als „größtes Talent der unter 21-Jährigen in Europa“ lobte Bayers damaliger Manager Reiner Calmund den jungen Bulgaren und auch Trainer Klaus Toppmöller war begeistert von seinem Talent, das er 2002 sogar im UEFA Champions League-Endspiel gegen Madrid einwechselte. Berbatov selbst sagt im Rückblick: „Als ich kam, war ich jung und scheu, heute bin ich erwachsen.“
Reifeprozess
„Heute“, das ist fünf Jahre, 48 Länderspiele mit 31 Toren und 148 Ligaspiele mit 63 Treffern später. In der Tat ist der Bulgare reifer geworden. Reifer außerhalb des Spielfelds, aber vor allem reifer vor dem Tor. Wurde er zu Beginn seiner Zeit als Stammspieler ob der zahlreichen vergebenen Chancen von manchen Kritikern noch als „Chancentod“ verunglimpft, so sind die Fußballexperten inzwischen ausschließlich voll des Lobes, wenn sie von Berbatov sprechen.
Tolle Quote
Der Durchbruch gelang in der Saison 2003/04, als 16 Tore aus 33 Spielen die Liga aufhorchen ließen. Seitdem konnte „Berbo“, wie er von den Fans gerufen wird, das hohe Niveau halten. Aktuell belegt er in der Torjägerliste mit 15 Saisontreffern Platz drei, allein im letzten Spiel traf er drei, in der Rückrunde bereits neun Mal. Die Quote kann sich dabei mehr als sehen lassen. Seit er regelmäßig eingesetzt wird, durfte der Bulgare in 94 Spielen 51 Mal jubeln, also in mehr als jedem zweiten Spiel.
„Tritt in den Hintern“
Auch sein größtes Manko scheint Berbatov weitestgehend abgelegt zu haben. An schlechten Tagen hatte er in der Vergangenheit mehr als einmal Trainer und Mitspieler mit seiner aufreizend lustlosen Spielweise zur Verzweiflung gebracht. Teamkollege Jens Nowotny stichelte einst: „Am Besten läuft man immer hinter ihm her, um ihn in den Hintern zu treten.“ Inzwischen läuft Berbatov auch ohne „Tritt in den Hintern“ beständig zur Topform auf, spielt und trifft regelmäßig und steht in Leverkusen vor dem Absprung.
"Wir sind froh, dass wir ihn haben und hoffen, dass er bleibt"Rudi Völler
Ziel: Top-Klub
Britische Medien melden aktuell Interesse diverser Klubs am Bulgaren, der keinen Hehl daraus macht, dass er sich weiter entwickeln möchte. „Der Abschied aus Leverkusen würde mir schwer fallen, aber ich will unbedingt bei einem Top-Klub spielen“, kokettiert Berbatov mit seinem Wechsel. In Leverkusen hört man das natürlich nicht gerne. „Wir sind froh, dass wir ihn haben und hoffen, dass er bleibt“, erklärt Sportdirektor Rudi Völler. Sollte er seinen treffsichersten Stürmer dennoch am Saisonende verlieren, so darf Völler sich trösten. Er wird mehr als 20 Paar Fußballschuhe als Ablösesumme erhalten - vertraglich festgelegt sind angeblich 15 Millionen Euro.