Es scheint, dass sich der Wind in der Bayer-Affäre dreht. Vor allem in Sachen Spielmanipulation mehren sich die Signale aus Justizkreisen, dass die Ermittlungen in diese Richtung eingestellt werden.
Zu platzen droht ein Prozess gegen das Magazin Spiegel. Unternehmer Gerrit Niehaus (65) hatte Calmunds Anwalt Stefan Seitz mit Prozessvorbereitungen beauftragt. Hintergrund: Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser soll u. a. gegenüber Calmund und Rudi Völler erwähnt haben, dass die Listen über Calmunds Telefongespräche, mit denen der Spiegel die Bayer-Affäre ins Rollen brachte, nicht von Calmunds Bayer-Handy stammten, sondern von Niehaus` Festnetzanschluss in den USA. Mit Holzhäuser als Zeugen wollte Niehaus den Spiegel auf Herausgabe der Listen verklagen - doch der ließ alle Fristen verstreichen, darüber eine eidesstattliche Erklärung abzugeben. Seitz bestätigte den Vorgang. Während in den USA beauftragte Anwälte ausschließen, dass die Listen vom Festnetz stammen, glaubt Holzhäuser nicht, dass Calmunds Diensthandy-Abrechnungen in die Hände Dritter gelangten: "Bei einer Mobilfunkliste hätte man nicht feststellen können, dass aus den USA telefoniert wurde." Ein Rätsel!
Ein anderer Vorgang wirft ein schlechtes Licht auf Bayer: In den Ermittlungsakten findet sich ein Vermerk des Bayer-Anwaltes, der Niehaus 2004 in den USA besuchte. Demnach habe er tatsächlich sinngemäß zu Niehaus gesagt, negative Äußerungen über Calmund wären Bayer 04 viel wert. Als Niehaus entrüstet gewesen sei, habe er, der Bayer-Anwalt, davon abgesehen, Niehaus eine vorbereitete Vereinbarung vorzulegen.
J.-J. Beer