20 Paar Stiefel für ein Juwel
Blaegovgrad ist ein verschlafenes Nest im Südwesten von Bulgarien, eingekeilt von Griechenland und der Republik Mazedonien.
Etwa 100.000 Einwohner leben in der Stadt rund 100 Kilometer enfernt von Sofia, es gibt zwei Universitäten und ein schönes Bioreservat.
Was der gemeine deutsche Fußball-Fan damit anfangen kann? Relativ wenig, hätte nicht Dimitar Berbatov in Blaegovgrad das Fußballspielen erlernt.
1986 fing der Knirps beim ortsansässigen FC Pirin an, wechselte dann im Jugendalter für 20 Paar Fußballschuhe zu ZSKA Sofia. 20 Jahre später steht er vor dem Sprung zu einem der Topklubs in Europa.
Europas Topklubs locken
"Ich will unbedingt bei einem großen europäischen Klub spielen - auch wenn mir der Weggang aus Leverkusen schwer fallen würde", sagt der 25-Jährige.
Vereine aus England und Spanien haben ihre Fühler nach Berbatov ausgestreckt, wobei die Tottenham Hotspur bereits ein Angebot abgegeben haben sollen. Bayer Leverkusen dementierte dies bisher hartnäckig.
Auch Arsenal sei im Zuge seiner fast schon infamen Verjüngungskur ein Kandidat - zumal Thierry Henry immer noch mit einem Wechsel zum FC Barcelona kokettiert. Nicht zu vergessen der FC Liverpool und Spaniens Ex-Meister FC Valencia.
Weltklasse mit Phlegma
"Berbatov hat internationale Klasse, vielleicht sogar Weltklasse", sagt Gladbachs Trainer Horst Köppel vor dem direkten Aufeinandertreffen seiner Elf mit dem Bulgaren (Sa., ab 15 Uhr LIVE / SMS).
Vielleicht mag der Begriff "Weltklasse" bei einem 25-Jährigen, der seit sechs Jahren in Leverkusen spielt, etwas zu hoch gegriffen sein. Dennoch darf "Mitko" getrost als technisch versiertester Angreifer der Bundesliga gesehen werden.
Allerdings kann er sein Phlegma immer noch nicht ganz ablegen. "Am besten läuft man ihm immer hinterher, um ihm in den Hintern zu treten", hat Jens Nowotny mal gesagt.
Durchwachsene Vorrunde
16 Saisontore hat Berbatov auf dem Konto, nach einer eher durchwachsenen Vorrunde malträtiert er 2006 wieder gegnerische Abwehrreihen. So langsam wird er für seinen Arbeitgeber aber auch ein bisschen zum Problem.
Sein Vertrag läuft bis 2009, in der Winterpause holte Bayer mit Stefan Kießling einen ebenso talentierten wie teueren Stürmer. Fünf Millionen Euro kostet der Franke. Eine stolze Summe für einen 21-Jährigen.
Refinanzierung des Kießling-Transfers?
Der Plan war, durch den Verkauf des "ewigen Talents" Berbatov die als zu hoch eingestufte Ablösesumme für Kießling zu refinanzieren. 15 Millionen Euro sind offenbar festgeschrieben in Berbatovs Kontrakt.
Allerdings ist Berbatov im Moment so etwas wie der Fixstern der Rheinländer, der Verein könnte nach den letzten Wochen auch ungestraft in Berbatov Leverkusen umbenannt werden.
Bilanzgewinn prognostiziert
"Wir sind froh, dass wir ihn haben und hoffen, dass er bleibt", sagt Sportdirektor Rudi Völler zwar. Doch mit jedem Jahr, das der Bulgare noch im Bayer-Trikot absolviert, verringert sich der Transferwert sukzessive.
Stellt sich für Leverkusen also die Frage: Verkaufen oder nicht verkaufen? Für das kommende Jahr rechnet Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser immerhin mit einem Bilanzgewinn.
Und wer weiß, vielleicht sichern Berbatovs Tore ja doch noch die Teilnahme am Uefa-Cup. Was mit ein paar Stiefeln begann, könnte sich als millionenschwere Investition entpuppen.
Stefan Rommel / Joachim Mayershofer
Quelle: http://www.sport1.de