EINWURF VON THOMAS KILCHENSTEIN (Kommentar)
Jens Nowotny ist 32 Jahre alt. Er fährt einen dicken Geländewagen, und wenn er gerade mal nicht verletzt ist und nicht gegen seinen Arbeitgeber prozessiert, spielt er Fußball. Das hat er früher ziemlich gut gemacht, es hat ihn in die Nationalelf gebracht. Er hat zuletzt rund 230 000 Euro brutto verdient - im Monat.
Das ist nicht viel. Denn immerhin hat der Mann dafür Fußball gespielt, 90 Minuten am Samstag für Bayer Leverkusen und fünfmal die Woche eine gute Stunde auf dem Übungsplatz. Vom Sommer an hätte Jens Nowotny etwa 4,7 Millionen Euro bekommen - auch brutto und auf einen Schlag. Das wäre viel gewesen, selbst nach Nowotnys Maßstäben, die ein wenig anders sind als die eines, sagen wir, Zuschauers. Es wäre viel gewesen, weil Nowotny dafür nicht mal mehr Fußball hätte spielen, sondern nur fristgerecht seinen Kontrakt kündigen müssen.
Rudi Völler soll darüber so getobt haben, dass die "Käse- und Scheißdreck"-Suada aus Island dagegen eine nette Kindergeburtstagsansprache war. Leider hat das den Herrn Nowotny nicht sonderlich beeindruckt. Was beeindruckt einen schon, der seinem Arbeitgeber zehn Millionen Euro Handgeld und eine millionenteure Lohnfortzahlung im Krankheitsfall aus den Rippen geleiert hat? Nowotny hat sich in seiner Karriere viermal das Kreuzband gerissen. Das dauert, machte aber nix, weil Bayer ja blutete.
Nun ist der Klub auf die glorreiche Idee gekommen, den im Sommer auf Wunsch Nowotnys auslaufenden Vertrag noch mal zu verlängern. Man darf vermuten: um die 4,7 Millionen Euro Abfindung zu verringern, oder wenigstens einen gewissen Gegenwert für das viele Geld zu erhalten. Viel, diese Prognose sei gewagt, wird Bayer nicht einsparen. Nowotny pflegt in solchen Fällen, bestens beraten, nicht zu kurz zu kommen. Im Volksmund heißen solche Leute Abzocker. Aber Bayer, auch das sei nicht unerwähnt, hat derartige Verträge immerhin mit unterschrieben. Nun kriegen sie den Mann so schnell nicht los. Und billig schon mal gar nicht. Vielleicht könnte man ihm eine Stelle im Management anbieten - nach seiner Karriere.