Nowotny darf weiter hoffen

  • Düsseldorf - Jens Nowotny darf hoffen, dagegen haben sich die WM-Hoffnungen von Mehmet Scholl wohl zerschlagen: Während der Abwehrchef von Bayer Leverkusen 46 Tage vor dem WM-Auftakt gegen Costa Rica beim zweitägigen Fitnesstest in Düsseldorf zum Kreis der Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gehörte, gab es von Bundestrainer Jürgen Klinsmann deutliche Worte in Richtung von Bayern Münchens Edel-Joker Scholl.


    "Wir freuen uns, dass er wieder so gut drauf ist. Aber bei uns haben die Spieler Priorität, die auch beim Fitnesstest dabei sind", äußerte Klinsmann, der sich und Scholl nur ein kleines Hintertürchen offen ließ: "Man weiß ja nicht, wer sich noch vor der WM verletzt."


    Der DFB-Chefcoach hat den Konkurrenzkampf derweil noch einmal verschärft. "Der Kreis ist nicht geschlossen. Es wird in den nächsten Wochen einen ganz heißen Kampf um die Positionen geben", kündigte der 41-Jährige am Montag in Düsseldorf an: "Nur die drei Torleute sind gesetzt. Überwiegend werden wir die Spieler aus dem bekannten 28er Kreis rekrutieren, aber wir werfen nach wie vor auch ein Auge auf den erweiterten Kreis, wie man am Beispiel Jens Nowotny sieht."


    Der 32-jährige Leverkusener reiste als einer der Letzten erst am Montagnachmittag in Düsseldorf an, da er zur dritten Gruppe zählte, die im Hilton Hotel sowie in der Leichtathletikhalle nahe der Düsseldorfer LTU-Arena die vielfältigen Tests absolvieren musste. "Wir wollen sehen, ob Jens nach seinen vielen Verletzungen in der Lage ist, die hohe Intensität durchzustehen. Wir werden in der WM-Vorbereitung zweimal täglich trainieren, deshalb werden wir uns ein genaues Bild von ihm machen und und zudem auch ausführliche Gespräche mit ihm führen", kündigte Klinsmann an.


    Nowotny, der erstmals seit der EM 2004 wieder zum Kreis der Nationalmannschaft stieß, gab sich vorsichtig optimistisch: "Mit dem Knie habe ich keine Probleme mehr. Sollte ich bei der WM im eigenen Land dabei sein, würde eine Traum in Erfüllung gehen".


    Entwarnung erhielt Klinsmann am Monagvormittag vom Wolfsburger Stürmer Mike Hanke, der wegen einer Sprunggelenkverletzung ebenfalls wie der Kölner Abwehrspieler Lukas Sinkiewicz für den Leistungstest am Rhein hatte absagen müssen. "Er kann Ende der Woche schon wieder ins Training einsteigen und bleibt deshalb auch ein Kandidat für uns. Hanke, Sinkiewicz sowie die Spieler von Bayern München und Schalke 04 wie auch Arsenal-Torwart Jens Lehmann, die wegen ihrer Verpflichtungen in DFB-Pokal bzw. UEFA-Cup oder Champions League nicht nach Düsseldorf kommen mussten, sollen den Fitnesstest Anfang Mai nachholen.


    "Wir legen sehr viel Wert auf die Fitness, deshalb wollen wir auch diese Spieler noch einmal überprüfen. Wir kommen zwar langsam in Zeitnot, wollen das aber noch machen. Wenn es nicht klappt, ist es aber auch nicht so schlimm", meinte der Bundestrainer, der gerade mal 17 Akteure zur ingesamt vierten Leistungsüberprüfung in seiner Amtszeit begrüßen konnte.


    "Uns geht es nicht darum zu überprüfen, wer seine Hausaufgaben gemacht hat, sondern darum, drei Wochen vor der WM-Vorbereitung noch einmal eventuelle Defizite aufzudecken. Diese können dann noch vor unserer Abreise nach Sardinien am 16. Mai behoben werden. Ich bin optimistisch, dass wir die Mannschaft dann bis zum WM-Start in einen optimalen Zustand bekommen können", berichtete der Welt- und Europameister, der morgens um halb acht bei einer Joggingrunde am Rheinufer den verwunderten Zuschauern selbst eine Kostprobe seiner Fitness gegeben hatte.


    In der NRW-Metropole mussten sich die Profis insgesamt vier Testreihen unterziehen, die von einem Dutzend Experten unter der Federführung von DFB-Internist Tim Meyer und US-Fitnessguru Marc Versteegen begleitet wurden.


    Im ersten Durchgang wurden anhand eines Laktattestes die Ausdauerwerte ermittelt. Ferner wurden Bewegungs- und Stabilitätstest vorgenommen, unter anderem bei diversen Sprungvarianten. Ein Klimmzug mit Maximalbelastung gehörte ebenfalls zum Programm wie fünf Sprints über 30 Meter sowie zwei Sprints über 55 Meter mit Richtungswechsel. "Wir wollen Ausdauer, Schnelligkeit, Wendigkeit, Stabilität und Beweglichkeit testen und feststellen, woran die Spieler noch individuell arbeiten müssen", verdeutlichte Meyer. (sid)


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