Bei ihren Ermittlungen gegen Reiner Calmund geht die Kölner Staatsanwaltschaft offenbar nicht mehr davon aus, dass der frühere Fußball-Manager von Bayer Leverkusen mit Geldern aus der Vereinskasse für seinen damaligen Klub Bundesligaspiele "gekauft" hat. Wie die "Süddeutsche Zeitung" (Mittwochausgabe) unter Hinweis auf Justizkreise berichtet, will die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen wegen möglicher Spielmanipulationen in den kommenden Tagen einstellen und sich alleine auf den Vorwurf der Vermögensuntreue konzentrieren.
Die Leitung der Kölner Ermittlungsbehörde hatte ihre Fahnder angewiesen, wenige Wochen vor der Fußball-Weltmeisterschaft in dem Untreue-Verfahren Calmund zunächst zu untersuchen, ob es handfeste Beweise für mögliche Spielmanipulationen zugunsten des Leverkusener Fußball-Bundesligisten gibt. Calmund ist gleichzeitig auch WM-Botschafter des Landes Nordrhein-Westfalen. Nach der Vernehmung zahlreicher Zeugen aus dem Profi-Fußball sei er sich "zu 99 Prozent sicher", dass sich der Anfangsverdacht auf die Manipulation von Bundesligaspielen nicht aufrecht erhalten lasse, ließ der ermittelnde Staatsanwalt, Norbert Reifferscheidt, verlauten.
Der Sprecher der Kölner Staatsanwalt, Günther Feld, bestätigte, dass es "eine eindeutige Tendenz" gebe, den Vorwurf von Spielmanipulationen in dem Untreue-Verfahren gegen Calmund nicht weiter zu verfolgen. Seit dem 8. März ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft gegen Calmund und den Spielerberater Volker Graul wegen des Verdachts der Untreue. Der ehemalige Leverkusener Fußball-Manager hatte im Juni 2003 insgesamt 580 000 Euro in drei Tranchen aus der Bayer-Vereinskasse an den Spielerberater Graul gezahlt. Dafür soll dieser angeblich Vorkaufsrechte auf serbische und kroatische Nationalspieler erworben haben.
Seit Anfang dieses Jahres gab es Spekulationen, dass die 580 000 Euro seinerzeit von Calmund ausgegeben wurden, um im Schlussspurt der Saison 2002/2003 für die damals abstiegsbedrohten Leverkusener Spiele zu kaufen. Entsprechende Hinweise waren aus dem Umfeld des Fußballklubs gekommen. (ddp)