Callis Angst vor einem Rülpser

  • Die Finanzaffäre um Bayer 04 Leverkusen und Ex-Geschäftsführer Reiner Calmund geht offenbar in eine neue Runde. War bislang der ungeklärte Verbleib von 580 000 Euro aus der Kasse des Fußball-Bundesligisten Gegenstand von staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen, so sind das „Peanuts“, um mit dem einstigen Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper zu reden, im Vergleich mit der Summe, um die es nun geht. 11,85 Millionen US-Dollar sollen ohne Angabe von Gründen auf südamerikanische Konten geflossen sein.
    Um aus der Affäre keinen Fall mit juristischen Konsequenzen werden zu lassen, hatte der Club bereits am 18. Mai 2004 Selbstanzeige beim Finanzamt Leverkusen erstattet und sich dadurch möglicher strafrechtlicher Verfolgung entzogen. Bayer 04 hat sich außerdem, so Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, „vorsorglich entschlossen, die Zahlungen“ - an wen auch immer sie letztlich gegangen sind - „beim Finanzamt anzumelden und sicherheitshalber nachträglich zu versteuern“. Dieser Schutz vor einer möglichen Strafverfolgung soll den Club rund 2,5 Millionen Euro gekostet haben.


    Dies alles, so berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger, als Ergebnis interner Recherchen der eingeschalteten Bayer-Revision, bei denen im Sommer 2003 Hinweise auf zweifelhafte Geschäftsvorgänge bei der Leverkusener Fußball GmbH entdeckt worden waren. Die Fußballabteilung des Konzerns hatte ihr Budget massiv überschritten, weshalb man die „Betriebspolizei“ in Marsch setzte. Die fand neben den Hinweisen auf die möglicherweise veruntreuten 580 000 Euro - gegen Calmund, von dem man sich im Sommer 2004 trennte, wird nach wie vor staatsanwaltschaftlich ermittelt - auch nicht nachvollziehbare Geldflüsse nach Südamerika; eben jene 11,85 Millionen Dollar, „über deren tatsächliche Verwendung keine Klarheit bestand“, wie Holzhäuser bestätigte.


    Vonseiten des Clubs bestehen Vermutungen, das Geld könne für verdeckte und unversteuerte Gehaltszahlungen an Spieler in Südamerika verwendet worden sein. Es seien Verträge aus den Jahren 1998 bis 2003 gefunden worden, die den Geldfluss auf lateinamerikanische Firmenkonten belegten. Diese Konten seien dem uruguayischen Spielervermittler Juan Figer zuzuordnen, den im Laufe der Geschäftsjahre freundschaftliche Bande mit Reiner Calmund verband. Figer war beispielsweise an den Transfers von Robson Ponte, Paulo Rink, Zé Roberto, Franca und Juan nach Leverkusen beteiligt. Letzterer steht nach wie vor auf Bayers Gehaltsliste.


    Die Rundschau erreichte Calmund gestern Nachmittag kurz nach dessen Rückkehr von einem Termin in Salzburg. Er war zunächst zu keiner Stellungnahme bereit. Sein Weg führte ihn stattdessen vom Flughafen direkt in das Büro seines Kölner Anwalts Dr. Stefan Seitz: „Ich bitte um Verständnis dafür“, so Calmund. „Ich muss immer aufpassen, dass ich keinen emotionalen Rülpser mache, der mich meine Rente kosten kann.“


    In Seitz Büro schließlich wurde folgende Erklärung formuliert: „Bei der veröffentlichten Selbstanzeige handelt es sich nicht um spektakuläre Neuigkeiten, sondern um bekannte und längst abgehakte Sachverhalte. Hinsichtlich näherer Auskünfte verweisen wir an diejenigen, die an diesem Thema beteiligt waren und dieses ohne jede Notwendigkeit in die Öffentlichkeit gebracht haben. Mit dem Ausscheiden von Reiner Calmund bei Bayer 04 hat die fragliche Selbstanzeige nichts zu tun.“


    KR

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann