Sprink verlangt schwarze Zahlen

  • VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 27.04.06, 22:05h


    Der Sportbeauftragte der Bayer AG weist Spekulationen über Ausstieg aus dem Fußball zurück.


    Leverkusen - Die jetzt bekannt gewordene Selbstanzeige von Bayer 04 Leverkusen bei den Finanzbehörden aus dem Jahr 2004 hat möglicherweise ein Nachspiel bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL). „Wir werden kurzfristig Zeit ein Gespräch führen, in dem wir uns einen Überblick verschaffen wollen, worum es eigentlich geht“, sagte DFL-Sprecher Tom Bender. Der Klub hatte die Dachorganisation der 36 Profivereine im Zuge der Veröffentlichungen im „Kölner Stadt-Anzeiger“ darüber informiert, dass man die Finanzbehörden seinerzeit auf unklare Geschäftsvorgänge im Umfang von 11,85 Millionen US-Dollar hingewiesen habe. Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund erklärte unterdessen gestern durch seinen Kölner Anwalt Stefan Seitz, die fragliche Selbstanzeige habe mit seinem Ausscheiden bei Bayer 04 im Jahr 2004 „nichts zu tun.“


    Das Bekanntwerden der Selbstanzeige war der Höhepunkt einer weiteren turbulenten Woche rund um Bayer 04. Am Dienstag hatten Steuerfahnder die Geschäftsstelle nach Unterlagen durchsucht, die den Transfer des Kroaten Zoran Mamic 1998 betreffen. Dann wurde die Selbstanzeige publik, und am Donnerstag erinnerte die endgültige Abwanderungsentscheidung Jens Nowotnys (siehe nebenstehenden Bericht) an die finanziellen Wunden der Vergangenheit. Offen ist noch der Ausgang der Untreue-Ermittlungen gegen Calmund.


    „Ich hoffe, dass jetzt alles gesagt ist“, meint der Bayer-Sportbeauftragte Meinolf Sprink und ergänzt: „Wir erleben jeden Tag neue Diskussionen, die uns von außen diktiert werden. Auf gut Deutsch: Das ist nervend.“ Die Illustrierte „Stern“ hatte in ihrer neuesten Ausgabe über einen Ausstieg der Bayer AG aus dem Leverkusener Fußball für 2008 spekuliert, wenn die Sanierung beendet sei. Sprink sagte dazu, es gebe „kein Ausstiegsszenario“. Man erwarte lediglich, dass die Fußballtochter ihre Finanzen in den Griff bekomme. „Das Ziel ist, mit den rund 25 Millionen Imagegeld plus anderen Einnahmen eine erfolgreiche Spielzeit und am Saisonende eine schwarze Zahl zu liefern“, so Sprink, der davon ausgeht, dass nach dem Ermittlungsverfahren gegen Calmund Ruhe einkehrt.


    Das hofft auch die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, dessen WM-Botschafter Calmund ist. Dort sieht man weiter keinen Anlass, den 57-Jährigen des Amtes zu entheben. Auch der Fernsehsender RTL, bei dem Calmund während der WM als Interviewer eingesetzt werden soll, sieht momentan keinen Grund zu handeln. Es gelte die Unschuldsvermutung, hieß es.


    (KStA)