Bayer in Europa: 5:1 gegen Berlin

  • 02.05.2006
    HERTHA KALT ERWISCHT!
    Bayer in Europa: 5:1 gegen Berlin


    Von THOMAS GASSMANN


    Berlin – Was hatte Hertha vor dem Anpfiff nicht alles für ein Brimborium veranstaltet. Fabian Wachsmann, Berlins Mann für die Stimmung, brüllte ins Mikro und Tausende intonierten: „Herthaaa, Herthaaa“. Inbrünstig schrie der Stadionsprecher danach stets das eine Wort: „Finale.“ Und noch einmal: „Finale.“


    Als es dann auf dem Rasen losging, war von der euphorisierten, hochgepeitschten Atmosphäre nichts mehr zu spüren. Denn Bayer reagierte auf die künstlich hochgepushte Atmosphäre kühl, nüchtern und höchst effizient – und triumphierte nach bärenstarken 90 Minuten mit 5:1 (3:1) im Endspiel um den UEFA-Cup-Einzug.


    Gerade einmal waren fünf Minuten gespielt, da klingelte es zum ersten Mal im Berliner Tor. Bernd Schneiders Eckball vollendete Juan mit seinem dritten Saisontreffer.


    „Das zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Saison“, seufzte Berlins Coach Falko Götz. „Wir passen bei den ruhenden Bällen nicht auf.“


    Das war kurze Zeit später wieder zu besichtigen. Nachdem Wachsmann „Marcelinhooooo“ per verbaler „Mikro-Attacke“ nach einem feinen Solo feierte, schlug Bayer wieder zu. Leverkusens überragender Bulgare Dimitar Berbatov traf erst nach Barnetta-Ecke, dann nach Freier-Vorarbeit – für Hertha der sportliche Todesstoß.


    Der Bayer-Star machte Berlins Nationalspieler Arne Friedrich lächerlich und sorgte im eigenen Lager für Euro-Gefühle. Auch Marcelinhos Anschlusstreffer konnte die beste Rückrundenmannschaft der Liga nicht stoppen. Als Hertha nach der Pause das Tor der Rheinländer anrannte, wurden sie wieder kalt erwischt. Carsten Ramelow und Bernd Schneider machten das Berliner Desaster perfekt.


    Bei Bayer aber herrscht pure Euphorie: Nach sechs Siegen in Folge hat man fünf Punkte Vorsprung Hertha abgesetzt, ist so gut wie sicher für Europa qualifiziert. „Berlin hat dominiert, aber wir haben eine überragende Offensive“, jubelt Skibbe – und mahnt gleich: „Wir werden einen Teufel tun und uns jetzt schon zurücklehnen.“


    Diesen Umstand konnte auch Herr Wachsmann nicht ignorieren. Der Mann am Hertha-Mikro hatte eingesehen, dass er an diesem Abend der Mannschaft nicht helfen konnte und machte endlich das einzig Richtige: er schwieg.


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