"Mein Problem hieß Simon Rolfes"
Herr Schwegler, kennen Sie schon alle Spieler mit Namen?
Fast alle, die jungen noch nicht. Aber ich habe mich ja schon lange mit der Eintracht beschäftigt. Und am Sonntagabend hat der Trainer an der Bar seinen Einstand gegeben. Das hat mir auch geholfen.
Ihr Wechsel zog sich hin. Haben Sie noch gedacht, dass es klappt?
Ja, ich habe immer damit gerechnet. Deshalb habe ich auch schon vor ein paar Wochen meine Wohnung in Köln gekündigt. Ich habe ganz klar gesagt, dass ich nach Frankfurt will. Auch wenn Trainer Jupp Heynckes gar nicht so begeistert war, dass ich gehe.
Warum blieb Ihnen in Leverkusen der Durchbruch verwehrt?
Mein Problem dort hieß Simon Rolfes. An ihm kam ich nicht vorbei, auch weil ich ein Imageproblem hatte. Ich galt dort als Ergänzungsspieler, der zwar zur Stelle war, wenn er gebraucht wurde, aber der es dadurch schwer hatte, sich reinzuspielen. Deshalb habe ich auf einen Wechsel gedrängt.
Warum zur Eintracht?
Ich hatte noch andere Angebote aus der Bundesliga und der Schweiz, aber nachdem ich vor vier Wochen mit Heribert Bruchhagen und Karl-Heinz Körbel gesprochen hatte, war mir klar, dass ich nur nach Frankfurt will.
Weshalb?
Mir hat sehr imponiert, wie es bei der Eintracht zugeht. Auch was Charly Körbel erzählt hat, er hat 602 Spiele für die Eintracht gemacht. Das ist doch einmalig. Ich will auch ganz viele Spiele für die Eintracht bestreiten. Das ist mein Ziel. Ich habe das Gefühl, dass hier auf Vereinstreue, Identifikation, Dankbarkeit Wert gelegt wird. Das ist mir sehr wichtig. Deshalb wollte ich auch nicht ausgeliehen werden. Ich will mich hier voll einbringen und identifizieren.
Sie müssen sicherlich auf ein paar Euro verzichten.
Ja, ich muss schon Einbußen hinnehmen, aber es war mir egal, ob ich jetzt ein paar tausend Euro weniger bekomme. Es war nicht mein Ziel, mein Geld in Leverkusen abzusitzen. Für mich zählen andere Punkte als Geld.
Zweimal war das Innenband beschädigt, einmal der Meniskus. Auch die Bandscheiben waren mal in Mitleidenschaft gezogen. Haben Sie noch Probleme?
Nein, weder am Knie noch am Rücken. Und es gibt ohnehin Schlimmeres als diese Verletzungen.
Was meinen Sie?
Als ich zwei Jahre alt war, bin ich an Leukämie erkrankt. Ich stand danach noch viele Jahre unter Beobachtung, aber das ist glücklicherweise ausgestanden. Ich hatte als Kind ohnehin nur Fußball im Kopf.
Erzählen Sie doch mal von dieser Zeit.
Na ja, in der Mitte unseres Viertels in einem Vorort von Luzern war der Fußballplatz. Da bin ich dann als Kind direkt nach der Schule auf den Platz. Es gab nichts anderes. Nur Fußball, Fußball, Fußball. Und ich habe immer zu meinem großen Bruder Christian aufgeschaut, er ist drei Jahre älter - und er ist auch Profi geworden. Er spielt rechter Verteidiger bei Red Bull Salzburg.