„Das war Fußball paradox“

  • BERLIN. Am Ende eines aus seiner Sicht katastrophalen Fußballabends brachte es Falko Götz tatsächlich noch fertig, zu lächeln. Mit Sicherheit nicht die schlechteste Art, das schwer in Schieflage geratene seelische Gleichgewicht auszutarieren. Der Trainer des grandios verprügelten Bundesligisten Hertha BSC hätte schließlich angesichts des am Dienstag so gut wie sicher verpassten Saisonziels Uefa-Cup auch hohlwangig und mit blutunterlaufenen Augen durch die Katakomben des Berliner Olympiastadions tigern und sich an den dort zahlreich zur Verfügung stehenden Wänden das Haupt einrennen können. Verstanden hätte das wohl jeder. Nach dem, was ihm und seiner Mannschaft kurz zuvor widerfahren war.


    Spieldaten sprechen


    gegen Bayer


    Doch Götz lächelte, den zum Glück geschonten Kopf zwar schüttelnd vor Fassungslosigkeit, aber immerhin. „Ich hab' mir gerade mal die Spieldaten angesehen“, meinte der bemitleidenswerte Coach nach dem 1:5 (1:3) gegen Bayer 04 Leverkusen, um dann die niederschmetternden Fakten aus dem Blickwinkel seiner Hertha vorzutragen: „23:12 Torschüsse. 11:3 Ecken. 42:5 Flanken. 59:41 Prozent Ballbesitz - aber unterm Strich steht ein 1:5! Das war Fußball paradox.“


    Sein Leverkusener Kollege Michael Skibbe wollte so weit nicht gehen, gleichwohl war auch er realistisch genug, den klaren Erfolg der Seinigen vor 51 324 überwiegend entgeisterten Zuschauern nicht überzubewerten: „Hertha hat dominiert“, gestand Skibbe, und: „Wir hatten Mängel in der Defensive, da müssen wir uns einfach verbessern“. Ja, und mit Blick auf den zur definitiven Uefa-Cup-Qualifikation noch fehlenden läppischen Punkt aus den beiden noch ausstehenden Partien am Samstag auf heimischem Grundstück gegen Nürnberg sowie am letzten Spieltag in Hannover: „Ich will nicht hoffen, dass wir unser Glück jetzt aufgebraucht haben. Es wäre fatal und total verkehrt zu denken, wir wären durch.“


    Während der Chef also unbeirrt den Mahner herauskehrt, bis aber auch wirklich gar nichts mehr gegen eine neuerliche Bayer-Teilnahme am „kleinen Europapokal“ spricht, wollte der Spielführer nach dem sechsten Sieg in Folge von etwaigen Zweifeln nichts mehr hören: „Ich glaube fest daran. Das Team ist gefestigt“, meißelte Carsten Ramelow seine Überzeugung geradezu in Stein. Der Mittelfeldspieler hatte mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:4 (63.) gehörigen Anteil daran, dass die Geschichte in Berlin gut ausging. Ebenso wie seine Kollegen Juan (5.), Dimitar Berbatov (27., 28.) und Bernd Schneider (76.) nutzte Ramelow die sich bietende(n) Chance(n) ähnlich konsequent, wie die Herthaner sie mit Ausnahme Marcelinhos (41.) vergeigten. „Ich weiß nicht, was heute passiert ist“, stammelte der deprimierte Niko Kovac, „Leverkusen weiß doch selbst nicht, wie sie gewonnen haben.“


    Berbatov in


    Überform


    Wobei das nicht ganz richtig ist. Denn wenn Bayer eines ganz sicher weiß, dann ist es die Tatsache, sich auf Dimitar Berbatov verlassen zu können. Der Bulgare spielt derzeit geradezu in Überform. Im Olympiastadion waren seine beiden Tore - die Saisontreffer Nummer 17 und 18 - im Endeffekt die vorweggenommenen Blattschüsse für die Hausherren. „Berbo ist in herausragender Verfassung“, lobte Skibbe den Weltklassestürmer, an dem „einige Vereine Interesse angemeldet haben. Aber ein wirkliches Angebot ist noch nicht dabei“, verriet der Trainer, „ich gehe mal davon aus, dass Berbo auch in der nächsten Saison bei uns spielt.“


    (KR)