Ein Tor von Neuzugang Stefan Kießling kostet Michael Skibbes Mannschaft zwei Punkte.
Mit einem Grillfest im Kreis der Spielerkollegen und einiger Freunde hat Jens Nowotny am Sonntag seinen Abschied von Bayer 04 Leverkusen gefeiert. Der 32-Jährige geht nach zehn Jahren und 230 Spielen für Bayer 04 ohne großes Spektakel. Gefühlige Auftritte für die Öffentlichkeit sind sowieso nie seine Sache gewesen. „Zwei, drei Wochen nach der Saison wird vielleicht Wehmut dabei sein“, sagte der Abwehrchef, der auf die Frage nach einer Bilanz seiner Zeit bei Bayer 94 so reagierte: „Mehr Spiel zu gewinne als zu verlieren, das habe ich mir vorgenommen und ich glaube, das hat geklappt“. Sein Trainer Michael Skibbe nannte Nowotny einen „tadellosen Sportsmann“: „Er stellt richtig was da.“ Carsten Ramelow, Nowotnys langjähriger Teamkollege und Freund, sprach von einem „sportlichen und menschlichen Verlust: „Man wird erst in ein paar Wochen merken, wie sehr er fehlt.“
Zunächst einmal fehlte Nowotny am Samstag in der 90. Minute, als sein letztes Heimspiel für Leverkusen unentschieden 2:2 endete. Skibbe wollte Nowotny einen Sonderapplaus gönnen und ihn auswechseln. Da stand es 1:1, die Teams hatten sich mit dem Ergebnis abgefunden. Doch dann gab Schiedsrichter Herbert Fandel großzügig einen Elfmeter für Leverkusen, als Andrej Woronin über das Bein von Pinola stolperte. Dimitar Berbatow, auf der Jagd nach der Torjägerkanone von den Kollegen eifrigst mit Zuspielen versorgt, sorgte mit seinem zweiten Tor des Nachmittags und seinem 20. Saisontreffer für Jubel, der Nowotnys Auswechslung überlagerte. Der junge Gonzalo Castro kam. Ehe sich die Umstellung in Leverkusens Abwehr herumgesprochen hatte, erzielte Stefan Kießling mit der letzten Aktion des Spiels noch den Ausgleich und beendet die sechs Spiele dauernde Bayer-Siegesserie. „Das muss ich auf meine Kappe nehmen. Das muss ich einen Tick schneller hinkriegen“, sagte Skibbe.
Trotz der Panne am Ende feierten die Bayer-Profis mit ihren Fans schon mal den erfolgreichen Abschluss der Saison, der Leverkusen nach all den Irrfahrten der Hinrunde weiterhin als Rückrunden-Champion ausweist: 32 Punkte, und 38 Tore schaffte niemand. „Unsere Mannschaft ist dort gelandet, wo sie vom Potenzial hingehört“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Rein rechnerisch kann Leverkusens Uefa-Cup-Qualifikation nun am Samstag noch einmal in Gefahr geraten. Allerdings liegt Hertha BSC (zu Gast in Nürnberg) im Rennen um Rang fünf nicht nur drei Punkte zurück, sondern hat auch die um zehn Tore schlechtere Tordifferenz als Leverkusen, das in Hannover antritt. „Ich gehe davon aus, dass wir das schaffen“, sagte Kapitän Carsten Ramelow, „vor sieben Wochen sah es nicht so aus. Wir haben es gerade noch rechtzeitig kapiert.“
Während Nowotny Abschied nahm, hatte sich mit Nürnbergs Stürmer Stefan Kießling Leverkusens Zukunft in der BayArena präsentiert. „Das war kein nettes Antrittsgeschenk, aber Bayer reicht das Remis“, sagte der 22-Jährige nach seinem zehnten Saisontor. Ansonsten bereiteten Juan und Clemens Fritz in der Bayer-Abwehr dem künftigen Kollegen einen harten Tag. Man sah: Im Preis von fünf Millionen Euro für Kießling steckt viel Fantasie über die Entwicklung des Stürmers. „Er ist relativ komplett, was seine Talente angeht, aber er ist noch unfertig. Er wird sich weiterentwickeln müssen, und er wird bei uns Gelegenheit dazu bekommen“, sagte Skibbe vorsichtig. „Er war gut, aber ich habe ihn schon besser gesehen“, meint Holzhäuser.
Noch hoffen sie in Leverkusen, dass Berbatow ein weiteres Jahr bleibt und Kießling anlernen kann. „Ich sehe Berbatow im Moment für die nächste Saison bei uns“, sagte Trainer Skibbe. Dann wäre noch weniger Platz für Andrej Woronin, den Ukrainer, der nach Skibbes Systemwechsel aus der Mannschaft fiel. „Natürlich ist er mit seiner Rolle nicht unzufrieden “, sagt Holzhäuser. Im Gegensatz zum Bulgaren Berbatow kann sich Woronin bei der WM für andere Klubs empfehlen.