HAPPY END? Bayer-Bilanz: Prozesse und Erfolge

  • 07.05.2006


    Von ALEXANDER HAUBRICHS


    Köln - Drei Punkte und fünf Tore Vorsprung auf Hertha BSC. „Wir lassen uns Platz fünf nicht mehr nehmen“, sagt Sportchef Rudi Völler. Das sportliche Comeback grenzt an ein Wunder. „Das hätte im Winter keiner erwartet. Aber wir sind noch da gelandet, wo wir vom Anspruch hingehören – unter den ersten Sechs.“


    Deshalb feiert man am Montag schon in der „Wacht am Rhein“ auf Einladung der Geschäftsführung den Saisonabschluss. Ist das also das große Bayer-Happy-End?


    Es wirkt nicht so. Es ist viel kaputtgegangen in diesem Jahr voller Prozesse, Querelen und Skandale. Jens Nowotny verlässt Bayer nach zehn Jahren und zwei Klagen. Er bekommt zwar eine satte Abfindung von 4,7 Millionen €, aber noch nicht mal einen Blumenstrauß zum Abschied. Auch Clemens Fritz geht ohne ein Wort des Abschieds. „Mehr Substanz dürfen wir nicht verlieren“, mahnt Kapitän Carsten Ramelow – obwohl Berbatovs Abgang wahrscheinlich ist.


    Aber das große Problem in Leverkusen heißt Wolfgang Holzhäuser. Er spaltet den Klub. Der Technokrat hat kaum eine Lobby bei den Fans, bei der Mannschaft und auch nicht in der Öffentlichkeit. Seine Außendarstellung ist im Konzern höchst umstritten. Zudem sehen viele in ihm die Triebfeder in der Calmund-Affäre – obwohl er das von sich weist. „Die Geschichte hat beiden sehr geschadet“, weiß Völler.


    Holzhäusers Verdienst: „Bayer 04 hat es geschafft, die Kosten zu senken“, sagt der Sportbeauftragte Meinolf Sprink. Heißt: Durch eine Reduktion der Spielergehälter schaffte man es, die Verluste auf 5 Millionen € zu senken. Die Belohnung: Mit neuen „Sondermaßnahmen“ in Höhe von rund 60 Mio € baute „Mama Bayer“ die Schulden der Fußballer auf 15 Millionen Euro ab. Sprink: „Das war der Beitrag des verlässlichen Partners.“


    Von dem erhoffen sich die Fußballer eine weitere Hilfe für den Weg in eine erfolgreiche Zukunft. In den nächsten Wochen soll Bayer-Boss Werner Wenning wohl den 50 Millionen Euro teuren Ausbau der BayArena beschließen. Völler: „Das wäre ein echtes Signal, dass es hier mit Spitzenfußball weitergeht.“


    express.de