Ein Verlust bringt Bayer Riesengewinn

  • LEVERKUSEN.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis aus dem regen Interesse diverser europäischer Spitzenclubs an Leverkusens Weltklassestürmer Dimitar Berbatov ein konkretes Angebot werden würde. Zwei Tage vor dem letzten Bundesligaauftritt bei Hannover 96 musste jetzt auch Bayer-Coach Michael Skibbe zugeben, dass sein Wunsch, der Bulgare möge auch in der kommenden Saison für den Werksclub Tore schießen, in etwa so realistisch war wie der Verbleib Lukas Podolskis beim Zweitligisten 1. FC Köln. „Es sieht in der Tat tendenziell deutlich danach aus, dass Berbo uns verlassen könnte“, formulierte es Skibbe zwar etwas gestelzt, aber in der Tat tendenziell deutlich.
    Für Bayer 04 ist der Verlust des Torjägers (20 Bundesligatreffer), für den Tottenham Hotspur mindestens die festgeschriebene Ablösesumme von 15,7 Millionen Euro zu zahlen bereit ist, sportlich kaum zu verschmerzen. Lediglich Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, „der Konsolidierer“, dürfte angesichts der grandiosen Ablösesumme nicht in Tränen ausbrechen - sein Club würde dem vorrangigen Ziel der Entschuldung einen entscheidenden Schritt näher kommen. Gut möglich sogar, dass Tottenham nach dem kolportierten Einstieg Manchester Uniteds in den Berbatov-Poker sogar noch ein paar Scheinchen draufgelegt hat. Solvent jedenfalls ist nicht nur ManU, der reichste Club der Welt. Auch die Spurs haben etwas zu bieten. Berbatov soll bei den Londonern ein Wochengehalt von umgerechnet 45 000 Euro erhalten.


    Sportlich indes macht der Bulgare keinen großen Sprung, spielt Tottenham in der kommenden Saison doch „nur“ im Uefa-Cup. Der Antrag auf Wiederholung des letzten Meisterschaftsspiels gegen West Ham United (1:2), in dem der Ex-Club von Bundestrainer Jürgen Klinsmann Platz vier und damit die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation vergeigte, dürfte kaum Chancen haben, auch wenn einige Leistungsträger wegen einer Lebensmittelvergiftung kurzfristig ausfielen.


    Berbatov wechselt also zu einem potenziellen Uefa-Cup-Gegner Bayers - eine irgendwie charmante Konstellation. Doch von der bereits sicheren Europacup-Teilnahme seiner Mannschaft wollte Skibbe gestern nichts hören: „Ich bin immer noch der Meinung, dass wir Samstag erst noch ein gutes Spiel in Hannover abliefern müssen.“ Politisch korrekt, denn die um drei Punkte und zehn Tore schlechter positionierte Hertha aus Berlin könnte Leverkusen theoretisch ja tatsächlich noch abfangen.


    Allerdings wäre das ein Wunder.Genau wie weitere Berbatov-Tore für Bayer. Da glaubt keiner dran, auch wenn Skibbe sagt: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“



    (KR)