Die Ermittlungen gegen Reiner Calmund wegen des Verdachts der Untreue werden möglicherweise gegen Zahlung von 30 000 Euro eingestellt. Die Staatsanwaltschaft Köln hat den Anwälten des Ex-Managers von Bayer Leverkusen nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ inoffiziell ein entsprechendes Angebot unterbreitet. Die Ermittler erwägen eine Einstellung des Verfahrens wegen geringer
Schuld gemäß Paragraf 153a Strafgesetzbuch, wie aus Justizkreisen zu erfahren war. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Günter Feld, sagte auf Anfrage, er könne zum Sachverhalt nichts sagen.
Wie zu erfahren war, werden die Angaben Calmunds bei seiner Vernehmung von den Ermittlern "im Wesentlichen" für glaubhaft gehalten. Der Ex-Manager habe keine Untreue begangen, da kein „Vermögensschaden“ entstanden sei. Durch Gedankenlosigkeit habe er aber einen möglichen finanziellen Nachteil seines ehemaligen Arbeitgebers billigend in Kauf genommen. Die Ermittlungen gegen Calmund laufen seit März dieses Jahres. Der Ex-Manager soll dafür verantwortlich sein, dass es für die Auszahlung von 580 000 Euro im Juni 2003 keine ausreichenden Belege gibt. Calmund hatte das Geld, das für Kaufoptionen auf osteuropäische Spieler bestimmt gewesen sei, in bar an den Bielefelder Vermittler Volker Graul übergeben, ohne sich dies quittieren zu lassen. Erst zehn Monate später, nachdem der Ex-Geschäftsführer zahlreiche Anfragen der Bayer-Buchhaltung unbeantwortet gelassen hatte, bestätigte Graul den Erhalt des Geldes in einer Rechnung.
Doch der Bielefelder Spielervermittler konnte damals keine Belege über die angeblichen Kaufoptionen für osteuropäische Profis vorlegen, so die Geschäftsführung von Bayer 04. In seiner Befragung durch die Staatsanwaltschaft indes hat Calmund dem Vernehmen nach Papiere übergeben, die beweisen sollen, dass Graul zumindest die Verkaufsvollmachten für zwei Spieler besaß.
Zu Beginn der Ermittlungen hatte es geheißen, Calmund habe mit den 580 000 Euro womöglich Bundesligaspiele manipuliert. Schon früh zeichnete sich allerdings ab, dass es keinerlei ernst zu nehmenden Beweise für diesen Verdacht gibt. Seit einigen Wochen konzentrieren sich die Ermittler deshalb alleine auf den Vorwurf der Untreue.