Die Verantwortlichen des Klubs nehmen alle Wechsel gelassen hin und denken über Sergej Barbarez als Neuverpflichtung nach.
Der Regen hat gerade ganz schön nachgelassen, was ein Vorteil ist für Dimitar Berbatow. Er will ja noch lange auf dem Platz bleiben, auch nach dem Schlusspfiff. Er weiß natürlich jetzt schon, dass dieses 2:2 bei Hannover 96 sein letztes Spiel für Bayer 04 Leverkusen gewesen ist; doch die Bayer-Fans ahnen das nicht, sie hoffen immer noch, dass er bleibt. Berbatow, 25, tauscht also zunächst sein Trikot mit Hannovers Altin Lala und legt es gefaltet auf seine linke Schulter. Dann steuert der Bayer-Stürmer im Unterhemd ganz langsam die Ecke an, in der die Leverkusener Anhänger stehen und nach ihm verlangen. Dort trifft er schon seine Kollegen, die gleich schon seine Ex-Kollegen sein werden. Gemeinsam winken sie den Menschen zu und verlassen die Szene. Außer Berbatow. Er bleibt noch ein bisschen länger, winkt und macht einen Diener. Schließlich geht auch er. Die Fans merken: Er geht, wahrscheinlich für immer.
Mit ihm geht eine gewisse Torgarantie. 21 Treffer hat der Bulgare in der abgelaufenen Saison erzielt, in der Rückrunde hat er zudem auch noch spielerisch derart brilliert, dass er sogar auswärts Szenenapplaus erhielt - nicht zuletzt deshalb schaffte Bayer 04 in dieser Saison nach missratener Hinrunde doch noch Tabellenrang fünf und die Qualifikation für den Uefa-Cup. In Hannover hat Berbatow noch eines von zwei Bayer-Toren erzielt, wobei er an der Entstehung des ersten, das Simon Rolfes erzielte, auch noch beteiligt war. Nach der Partie, so gegen 17.20 Uhr, sagt Berbatow: „Ich gehe. Ich bin mir mit den Tottenham Hotspurs einig. Ich hatte eine schöne Zeit in Leverkusen, aber jetzt muss ich an meine Karriere denken.“ Es sei „wunderschön“, sich mit einem Treffer zu verabschieden. Aber was heißt hier Abschied? „Tottenham spielt im Uefa-Cup. Bayer auch. Vielleicht sehen wir uns ja bald schon wieder.“
Leverkusens Verantwortliche waren über das, was Berbatow in der nächsten Saison vor hat, natürlich schon längst informiert. Sportchef Rudi Völler meinte: „Das ist nicht nur für uns ein Verlust, sondern für die gesamte Liga.“ Berbatows Wahl kann er aber nicht so ganz nachvollziehen: „Wir sind besser als Tottenham.“ Aber egal, es gilt: „Auch nächstes Jahr werden wir eine starke Mannschaft haben.“
Zu der allerdings neben Berbatow auch nicht mehr Rechtsverteidiger Clemens Fritz (geht zu Werder Bremen), Innenverteidiger Jens Nowotny (Ziel offen) und Linksaußen Jacek Krzynowek (wechselt nach Wolfsburg) zählen werden. Trainer Michael Skibbe findet das „bedauerlich in jedem einzelnen Fall“, betont aber wie Völler, „dass wir in der neuen Saison eine tolle Mannschaft haben werden“.
Einige Abgänge wird man wohl mit bereits vorhandenen Spielern kompensieren. So könnte Gonzalo Castro anstelle von Fritz hinten rechts verteidigen; und der am Samstag erstmals wieder von Anfang an eingesetzte Brasilianer Roque Junior „kann ja wohl den Jens Nowotny ersetzen“, wie Skibbe findet. Krzynowek schließlich war zuletzt selbst Ersatz. Und für Berbatow hat Leverkusen längst schon den Nürnberger Stefan Kießling verpflichtet. Aber trotzdem: „Wir werden was tun, hinten wie vorne“, sagt Völler. Dem Vernehmen nach bemüht sich Bayer 04 intensiv um die Verpflichtung des Hamburgers Sergej Barbarez, 34, dessen Vertrag ausläuft und dort nicht mehr verlängert wird. Der in dieser Saison überzeugende Torschütze und Passgeber kann sowohl hinter den Spitzen eingesetzt werden (dort hat Leverkusen Bedarf) oder auch als Unterstützung für Kießling im Angriff auf der Berbatow-Position spielen.
Des weiteren kehrt die Duisburger Leihgabe Alexander Meyer, 22, zurück in die Bayer-Defensive, zudem kommt noch der in allen Mittelfeld-Bereichen einsetzbaren Schweizer Junioren-Nationalspieler Pirmin Schwegler, 19, von Young Boys Bern. „Und wenn uns jemand bei der WM auffällt - warum nicht?“, fragt Völler.