Von MALTE ACHILLES
Leverkusen - Wo er auch hinbeordert wird, er steht überall seinen Mann. Ob bei seinem Klub in Leverkusen oder der Nationalelf - Bernd Schneider ist Klinsis Mann für alle Fälle. Es gibt keine Position, die er nicht spielen kann. Lediglich im Tor stand der 31jährige bislang noch nie. "Aber das kommt bestimmt auch noch", sagt "Schnix". Für die Nationalmannschaft und Bundestrainer Jürgen Klinsmann ist er unersetzlich, seine Vielseitigkeit das große Plus des Routiniers. Klinsi schätzt sie nicht erst seit dem Spiel um Platz 3 beim Confed-Cup im vergangenen Jahr.
Der weiße Brasilianer aus Thüringen
Damals brachte ihn der Teamchef überraschend hinten links. Klar, daß Schneider auch diese Aufgabe mit Bravour löste. Seine angestammte Position ist jedoch die im rechten Mittelfeld. Er hält Michael Ballack den Rücken frei, ist sein kongenialer Partner in Deutschlands Schaltzentrale.
Rückblick: Angefangen hat alles in Thüringen. Bei Aufbau Jena jagte er mit sechs Jahren zum ersten Mal dem Ball hinterher. Mit 9 Jahren folgte der Wechsel zum FC Carl Zeiss Jena. Sein Profi-Debüt feierte er dort mit gerade mal 17 Jahren am 13. August 1991 (1:3 in Darmstadt). Fortan etablierte er sich mehr und mehr bei den Blau-Gelben. 1998 erklomm Schneider die nächste Stufe auf der Karriereleiter. Der Computer- und Pferde-Freak wechselte zu Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Frankfurt. Auch hier erkämpfte er sich auf Anhieb einen Stammplatz.
Der rasante Aufstieg des Thüringers nahm seinen Lauf. Schnell wurden auch andere Vereine auf Schneider aufmerksam. So kehrte er der Mainmetropole nach nur einer Spielzeit den Rücken zu, wechselte für 1,1 Mio. Euro nach Leverkusen. Schon zu der Zeit klopfte Schneider ans Tor zur Nationalelf.
Ein Tor habe ich mir für die WM aufgehoben
Wenig später feierte er unter Erich Ribbeck sein Debüt (2:0 gegen Neuseeland). Trotz der überzeugenden Premiere schaffte er es 2000 aber nicht in den EM-Kader.
An Aufgeben dachte Schneider jedoch nicht. Der Kämpfer (Sternzeichen: Skorpion) wußte, was er wollte. Unter Ex-Teamchef Rudi Völler blühte der "weiße Brasilianer", wie er wegen seiner überragenden Technik genannt wird, so richtig auf. Bisheriges Karriere-Highlight: die Vize-Weltmeisterschaft 2002. Aber auch mit Bayer blieb ihm ein Titel vergönnt. In der Meisterschaft (2000 und 2002) landete die Werks-Elf auf Platz 2, auch das Champions-League-Finale 2002 ging verloren. Damit soll es nun vorbei sein. In diesen Jahr will es "Mr. Vizemeister" wissen. Schneider: "Wir werden Weltmeister!" Warum? "Unsere Fans gehören zu den besten der Welt. Sie können uns zum Titel tragen. Wir müssen aber die Zeichen auf dem Platz setzen und damit eine Euphorie auf den Rängen auslösen."
Schneider ist einer, der nie aufgibt und vor Selbstvertrauen strotzt. Bezeichnend: Neben einem Sudoko-Buch ("Auch darin bin ich WM-reif") und seinem Laptop nimmt er "eine große Portion Optimismus" mit ins WM-Quartier. Seine Stärke: das Dribbling. Seine Schwäche: die Torgefährlichkeit. Schneider: "Meine Torquote ist nicht berauschend. Ich verspreche Besserung: Ein ganz wichtiges und schönes Tor habe ich mir für die WM aufgehoben."
Wie wäre es mit dem 9. Juli - dem Tag des Endspiels...