HANDELSBLATT, Mittwoch, 07. Juni 2006, 12:38 Uhr
Donovan definitiv nicht zurück nach Deutschland
Der Star-Stürmer des US-WM-Teams sieht seine Zukunft nicht in der Bundesliga. Trotzdem will Landon Donovan in Deutschland auf sich aufmerksam machen. "Ich hatte nie eine bessere Chance hier zu zeigen, was ich kann, als in den kommenden Wochen bei der Weltmeisterschaft", dies sei eine "Extra-Motivation", sagt der 24-Jährige.
Der Kalifornier hatte zwei Versuche beim Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen gestartet, sich aber nicht durchsetzen können. Die logische Konsequenz zog er für sich selbst: "Ich habe aus meiner Lektion gelernt, Deutschland und ich , das passt einfach nicht", sagt er und fügt in einer Mischung aus Ironie und Resignation hinzu: "Wahrscheinlich bin ich zu schlecht." Wenn er doch noch mal nach Europa kommen sollte, kämen nur "Spanien oder England" in Frage. Aber eigentlich will er ohnehin im sonnigen Kalifornien bleiben.
Donovan kam als 17-Jähriger nach Leverkusen, weit weg von Heimat, Familie, Freunden, die ihm so wichtig sind, ohne Strand, Sonne, Surfen. Trotzdem will er die negativen Erfahrungen nicht missen, auch das sind schließlich Erfahrungen: "Ich habe Unabhängigkeit gelernt und viel von der Welt." Außerdem habe ihn dies als Profi weitergebracht. "Ich habe erlebt, wie Jens Nowotny an einem Sonntagmorgen beim Training ein brutales Tackling gegen einen Jugendspieler gemacht hat. Erst habe ich gedacht: Oh mein Gott. Aber dann habe ich begriffen, dass man als Profi jederzeit alles geben muss. Das hat mir sehr geholfen."
Als 19-Jähriger kehrte er erstmals aus Leverkusen in seine Heimat zurück und spielte bei San Jose. Der Vertrag bei Bayer galt allerdings noch bis 2008. Als erfahrener Spieler, der bei der WM 2002 seinen internationalen Durchbruch schaffte, kehrte er im Januar 2005 zu dem Werksklub zurück. Im März des gleichen Jahres jedoch verabschiedete Donovan sich endgültig aus Leverkusen. Sein Vertrag wurde für eine Million Euro aufgelöst. Seitdem spielt er für die Los Angeles Galaxy in der Major League Soccer (MLS). Zu den 900 000 Dollar Gehalt kommen zahlreiche Werbeeinnahmen, wodurch Donovan den Titel des Bestverdieners unter den amerikanischen Spielern trägt. Der technisch starke, wendige, schnelle und torgefährliche Spielmacher, der mit seiner Freundin, der Schauspielerin Bianca Kajlich, in Manhattan Beach lebt, ist inzwischen auch in den USA ein Topstar. "Ich kann nicht mehr unerkannt über die 5th Avenue bummeln, das war vor vier Jahren noch anders", erzählt er.
Mit diesem Bekanntheitsgrad wachsen auch die Ansprüche an seiner Person. "Er muss diesmal eine größere Rolle übernehmen und nicht nur ein junger, fröhlicher Akteur sein", erwartet Nationalcoach Bruce Arena. Donovan ist bereit, die Rolle als Führungsspieler anzunehmen. "Ich bin viel erfahrener und mental stärker als vor vier Jahren", sagt er, "ich habe verstanden, wie ich mein Spiel noch weiter verbessern kann."