Siegermentalität, Selbstbewusstsein - zwei der Schweizer Stärken. "Wir wollen auch gegen Südkorea gewinnen." Wie Tranquillo Barnetta denken die meisten im Team. Der Gruppensieg ist greifbar, also soll am Freitagabend auch das Optimale erreicht werden.
Barnetta (21), in der Bundesliga in Leverkusen am Ball, ist einer aus der jungen Schweizer Garde, die für einen neuen Geist im Team steht. Siegen um jeden Preis ist die Devise. Vorbei die Zeiten, in denen sich die Eidgenossen begnügten, bei einem großen Turnier nur dabei zu sein.
Voraussetzung ist, dass alle Verantwortung übernehmen. Wie Barnetta gegen Togo. Der beidfüßig starke offensive Mittelfeldspieler war an beiden Toren beteiligt. Sehenswert, wie er Magnins Hereingabe direkt zum Torschützen Frei weitergab. Eiskalt, wie er Lustrinellis Zuspiel zur Entscheidung ins Netz beförderte. Besonders gut schlafen konnte die Nummer 16 trotz seiner Gala nicht: "Nach Spielen kann ich nur schwer abschalten. Da bin ich noch zu aufgewühlt."
Anders vor Spielen, da ist nichts zu spüren von übermäßiger Unruhe bei Barnetta. Auch am Freitag? Respekt vor Südkorea ist da: "Der asiatische Fußball hat einen Schritt nach vorne getan." Was ihn dennoch an den nächsten Erfolg glauben lässt: "Unsere Mannschaft hat eine sehr gute Mischung. Wir haben eine junge Truppe, aber mit erfahrenen Spielern."
Zu denen gehört Patrick Müller (29), der Abwehrchef. Eigentlich eine Bank, gegen Togo allerdings mit ungewohnten Fahrlässigkeiten. Was doppelt auffiel, weil Nebenmann Philippe Senderos ebenfalls Schwächen offenbarte. "Es gibt eben so Tage. Man muss jedem auch einmal eine schwächere Leistung zugestehen." Trainer Köbi Kuhn ist überzeugt, dass auf Müller und Co. beim Gruppenfinale wieder Verlass sein wird.
Noch kein Gegentor, schon vier Punkte. Von der bisherigen Bilanz lässt man sich dennoch nicht blenden. Barnetta: "Wir haben uns verbessert. Ein richtig gutes Spiel war es aber erneut nicht von uns. Es gab reichlich Fehler, die wir abstellen müssen." Selbstkritisch zu sein, auch das ist ein Teil des Schweizer Erfolgsgeheimnisses.
Von der Euphorie, die unter den mitreisenden Fans (50000 in Dortmund) ausgebrochen ist, will sich die Elf in Hannover erneut tragen lassen. Hannover? Dort begann Barnettas Aufstieg in der Bundesliga. Mit einem bitteren Einstieg: Kreuzbandriss im linken Knie. "Sieben Spiele, zwei Tore. Der Schluss war versöhnlich." Auch diesmal will er am Ende jubeln.