Zu den ganzen Vorfällen am Wochenende hier auch nochmal ein Arrtikel:
Fan-Randale in drei Städten - DFB berät
Dreieinhalb Monate nach Ende der Fußball-WM hat die Serie der durch Rowdys provozierten Krawalle in deutschen Fußball-Stadien am Wochenende einen neuen Höhepunkt erreicht.
Sowohl beim Spiel der 2. Bundesliga zwischen dem FC Augsburg und 1860 München (3:0) als auch bei der Regionalliga-Partie Hertha BSC II gegen Dynamo Dresden (1:1) gab es schwere Ausschreitungen. Auch die Begegnung der Fußball-Oberliga Baden-Württemberg zwischen dem 1. FC Pforzheim und dem SV Waldhof Mannheim (2:0) war von Randale überschattet. Insgesamt gab es in den drei Städten über 80 Verletzte. Mehr als 40 Personen wurden festgenommen.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) vereinbarten für den 31. Oktober ein aktuelles Krisengespräch in Frankfurt am Main. DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte: «Wir werden darüber diskutieren, wie wir der Sache von unserer Seite Einhalt gebieten können.» DFB-Mediendirekt Harald Stenger unterstrich: «Wir wollen alle Hebel in Bewegung setzen, damit diese Leute das positive Bild von der Weltmeisterschaft nicht kaputt machen.» Auch Politiker forderten ein schnelles Handeln gegen eskalierende Gewalt in deutschen Fußballstadien.
In Berlin wurden bei den Krawallen von Dresdner Fans 38 Menschen verletzt, darunter 23 Polizisten. Vier Beamte wurden mit Rippenprellungen, wegen Verdachts auf Knochensplitterungen und Gelenkverletzungen ins Krankenhaus gebracht, teilte die Polizei mit, die 500 Beamte eingesetzt hatte. 22 Personen wurden festgenommen. Vorgeworfen wird ihnen unter anderem Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung, Widerstand und Beleidigung. Auch gegen zwei Polizisten wird wegen Körperverletzung im Amt ermittelt.
In Augsburg nahm die Polizei 21 Münchner Anhänger vorläufig fest. 56 Personen erlitten durch den Pfefferspray-Einsatz der Polizei Augenreizungen und mussten ambulant behandelt werden. In Pforzheim berichtete die Polizei von «tumultartigen Szenen». Insgesamt seien etwa 100 Beamte im Einsatz gewesen, um die Ausschreitungen in Griff zu bekommen. Verletzt wurden ein Polizist, ein gewalttätiger Waldhof-Anhänger und ein unbeteiligter Zuschauer.
CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach ermahnte die Vereine zu härterem Durchgreifen. «Wo früher Schimpfworte flogen, fliegen heute Fäuste», sagte Bosbach der «Welt am Sonntag». CSU-Generalsekretär Markus Söder forderte in dem Blatt dazu auf, sich «mit Hochdruck» der wachsenden Gewalt in Stadien zu widmen.
Nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Focus» wollen Polizei, Fußball-Bund und Fußball Liga die Sicherheitsvorkehrungen gegen Hooligans auch in den meist kleineren Stadien der Oberliga-Staffeln verschärfen. Wie das Blatt berichtet, soll es nach etlichen Ausschreitungen besonders auf ostdeutschen Plätzen der vierten Amateurliga bald mobile Schutzzäune zur Trennung der gegnerischen Fan-Gruppen, besser ausgebildete Ordner und auch Stadienverbote gegen Krawallmacher geben.
Dynamo Dresden erhob unterdessen schwere Vorwürfe gegen die Berliner Polizei. Zwar distanziere sich der Verein von den Randalierern, das Vorgehen der Beamten sei allerdings überzogen gewesen. Bereits während der zweiten Halbzeit hatten Dresdner Fans einen so genannten Nebeltopf gezündet, mehrere Sitze aus ihren Verankerungen gerissen und sie in Richtung der im Stadion tätigen Ordner geworfen.
Der Berliner Polizei-Präsident Dieter Glietsch wies diese Darstellung als «haltlos und abwegig» zurück und erklärte: «Es ist ein Beitrag zur Förderung des Hooliganismus, wenn Vereins-Verantwortliche nach gewalttätigen Ausschreitungen der Problemfans im Umfeld ihres Clubs die Hooligans zu Opfern und die von ihnen angegriffenen Polizeibeamten zu Tätern erklären.»
Als Rowdys nach dem Abpfiff weitere Sitze herausrissen, Imbissbuden zerstörten und die Fans von den Polizisten bedrängt wurden, geriet die Situation in Berlin außer Kontrolle. «Alles hätte ruhiger ablaufen können, wenn die Polizei eine klare Strategie gehabt hätte», schimpfte Torsten Rudolph, Leiter des Dresdner Fanprojektes. «Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Beamten haben wild drauf los geprügelt und keine Unterschiede gemacht zwischen den Randalierern und jenen Fans, die einfach nur nach Hause wollten», berichtete er.
Nach Polizeiangaben aus Augsburg randalierten Fans der «Löwen» schon auf der Fahrt ins Stadion in einem Reisebus, wobei sie mehrere Scheiben des Fahrzeuges zertrümmerten. Davor hatte die Gruppe in Augsburg Passanten angepöbelt und mit Flaschen geworfen. Während des Spiels randalierten etwa 150 Anhänger im Münchner Fan-Block.
Schon in den zurückliegenden Wochen hatten gewaltbereitete Anhänger häufiger für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Beim Länderspiel in Bratislava hatte die slowakische Polizei am 11. Oktober massiv gegen deutsche Randalierer durchgegriffen. Die Pokalpartie zwischen den Stuttgarter Kickers und Hertha BSC war abgebrochen worden, da der Schiedsrichter-Assistent von einem Bierbecher am Kopf getroffen worden war. Die zunehmende Gewalt führte sogar zur Absage eines gesamten Spieltags im Kreis Siegen- Wittgenstein. Schiedsrichter hatten sich geweigert, weiterhin Spiele bestimmter Mannschaften zu leiten.
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