Tränchen flossen, bis die Stars kamen
VON GÜNTER MÜLLER, 04.07.06, 07:21h
Bayer-Fußballprofis starteten mit Verspätung in die Saisonvorbereitung.
„Mensch, das ist doch jedes Jahr so.“ „Warum schreibt der Bayer nicht gleich, dass das Training erst um 15.30 Uhr beginnt.“ Geduld war angesagt bei den rund 100 Unentwegten, die sich gestern Nachmittag trotz tropischer Temperaturen kurz vor Drei zur ersten Übungseinheit der Fußballprofis von Bayer 04 nach der Sommerpause an der BayArena eingefunden hatten.
Auch Tim fand das lange Warten weniger lustig. Schließlich lief das eine oder andere Tränchen an den geröteten Wangen des Zweijährigen herunter - bis ins rot-schwarze Bayer-Trikot, das der Steppke aus gegebenem Anlass trug. Plötzlich aber huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Sie kommen.“ Auch Tim hatte diese Worte gehört. Und da kamen sie, die Profis. Zuerst Simon Rolfes und Jörg Butt, dann auch Sergej Barbarez, der gleich seinen Namenszug auf Tims Trikot schrieb. Da strahlte der Kurze mit der Sonne um die Wette.
Der Papa (38) ist ebenfalls zufrieden - mit den Spielereinkäufen für die neue Saison. „Ja, so einen wie den Barbarez hätten wir in den Jahren zuvor gebraucht. Mit so einem Abgezockten wären wir schon lange Meister geworden“, meint Bernd Görlitz-Tykfer, seit über 30 Jahren Bayer-Fan. „Das ist so ein Typ wie es der Basler oder der Effenberg waren.“ Claudia Fuhl (16), die ihre Cousine Marta Gryl (14) aus dem polnischen Oppeln zu Besuch und gleich zum Training mitgebracht hat, und Carina Klingner (13), beide Schülerinnen der GS Schlebusch, „finden den auch gut.“
Der ehemalige Hamburger und Stefan Kießling, künftig nicht mehr für Nürnberg, sondern für Leverkusen auf Torjagd, würden den Abgang von Dimitar Berbatov nach Tottenham kompensieren. „Obwohl ich schon sehr traurig war, als dessen Abschied feststand“, gesteht Carina, stuft aber auch Simon Rolfes in die Kategorie sympathisch ein. Die Vierte im Bunde, Lauren Klähn, schwärmt weniger für Bayer 04 und besitzt im Gegensatz zu ihren Freundinnen auch keine Dauerkarte, doch die Spiele der deutschen Nationalelf verfolge sie schon. Und aus ihrem Schwarm machte die 14-Jährige auch kein Geheimnis: „Das ist der Michael Ballack.“ Dessen Name war sogar weit gereisten Gästen bekannt. Mit Jairzinho und Roberto Miranda schauten - man höre und staune - zwei Weltmeister beim Training vorbei. Beide gehörten zum Kader jener brasilianischen Fußballer, die 1970 in Mexiko den Rest der Welt in Grund und Boden spielten. „Sie machen jetzt mit vier weiteren Weltmeistern als »Legendarios do Brasil« Musik und befinden sich seit 26. Mai auf Promotion-Tour durch Deutschland“, erklärte Begleiter Andrej Müller. Die Namen der ehemaligen Fußballgrößen waren nur wenigen Zaungästen bekannt. Auch Tim kannte sie nicht. Aber der hatte ja ein Autogramm von Barbarez.