England, 24. Spieltag: "Reds" besiegen "Blues" - Charlton überrascht
"Boro" demontiert Bolton
Zwei Spitzenspiele halten die Fans auf der Insel am Wochenende in Atem. An der Anfield Road gewann Liverpool am Samstagmittag vollkommen verdient gegen den FC Chelsea, bei dem nach Spannungen zwischen Trainer und Klubführung mit der Niederlage zusätzlich Öl ins Feuer gegossen wurde. Tabellenführer Manchester United muss am Sonntagnachmittag beim FC Arsenal antreten. Zu gerne würden die "Gunners" dem Rivalen im Titelrennen ein Bein stellen.
Der FC Chelsea läuft nach der Niederlage am Samstagmittag in Liverpool Gefahr, den Anschluss auf Spitzenreiter Manchester United endgültig zu verlieren. Die "Reds" siegten an der Anfield Road vollkommen verdient mit 2:0. Während die Unruhe beim Meister damit wahrscheinlich eine weitere Steigerung erfahren dürfte, tut der Sieg gegen die "Blues" Liverpools Coach Rafa Benitez, der nach zwei Pokalpleiten gegen Arsenal unlängst in die Kritik geraten war, sicherlich gut.
Liverpool war gegen die Londoner, wieder mit Stammkeeper Cech, dessen neuseeländisches Hersteller-Logo auf dem Kopfschutz den Unmut von Ausrüster adidas hervorgerufen hat, sofort im Vorwärtsgang. Schnörkellos ging es Richtung gegnerisches Tor, und Kujit wusste schon früh die Unsicherheiten in der neu formierten Hintermannschaft mit Essien und Ferreira in der Innenverteidigung zu nutzen: Carraghers weiten Ball touchierte Crouch leicht mit dem Kopf, und der Niederländer düpierte sowohl Ferreira als auch Geremi und netzte dann überlegt aus elf Metern ein (4.).
Die "Blues" zeigten sich beeindruckt, gegen Riise verhinderte Cech mit Glanztat nur drei Minuten nach dem Rückstand einen Doppelschlag der Hausherren. Die blieben weiterhin am Drücker, auch weil der Ball ob des statischen Offensivspiels der Gäste oft frühzeitig abgefangen werden konnte. Gegen den quirligen Kujit rettete Essien noch in letzter Sekunde (14.), Pennants Sonntagsschuss aber war verdienter Lohn der bis dorthin wesentlich aktiveren "Reds": Der rechte Flügelmann jagte den Ball aus halbrechter Position von der Strafraumgrenze hoch ins linke Eck (18.).
Früher Wechsel dann beim Meister: Ein sichtlich übellauniger Jose Mourinho brachte Wright-Phillips - nicht Shevchenko - für den angeschlagenen Robben (21.). Doch das Starensemble aus London blieb auch in der Folge fast alles schuldig. Abstimmungsprobleme in der Defensive (Carvalho war über Nacht krank geworden), ohne Kreativität im Mittelfeld, wo weder Ballack noch Lampard besonders auffielen, harmlos im Angriff, in dem Drogba in Carragher einen aufmerksamen Bewacher hatte. Bis zum Wechsel tat sich vor beiden Toren nicht mehr viel.
Im zweiten Abschnitt zog sich Liverpool zurück und ließ die Gäste kommen, die trotz optischer Überlegenheit weiterhin nicht zu zwingenden Chancen kamen. Die Benitez-Elf setzte vereinzelt Nadelstiche – Crouch platzierte seinen Kopfball aus acht Metern genau auf Cech (59.), Riises Knaller aus 30 Metern landete an der Latte, beim "Rebound" fehlte Crouch die Koordination (61.). Es dauerte bis zur 77. Minute, ehe die sichere Deckung Liverpools das erste Mal eine brenzlige Szene gegen Wright-Phillips zu überstehen hatte. Und auch die Endphase, in der nach Shevchenkos Einwechslung vier Gäste-Angreifer auf dem Feld waren, überstand der Rekordmeister unbeschadet.
Der 24. Spieltag
Liverpool - Chelsea 2:0 (2:0)
Aston Villa - Watford 2:0 (0:0)
Fulham - Tottenham 1:1 (0:0)
Middlesbrough - Bolton 5:1 (4:1)
Newcastle - West Ham 2:2 (1:2)
Portsmouth - Charlton 0:1 (0:0)
Reading - Sheffield 3:1 (1:0)
ManCity - Blackburn 0:3 (0:1)
Wigan - Everton -:- (-:-)
Arsenal - ManUnited -:- (-:-)
Bolton kommt unter die Räder
Am Nachmittag gastierte der Tabellenfünfte, die Bolton Wanderers, beim FC Middlesbrough. Nach dem Motto "Jeder Schuss ein Treffer" erlebten die Fans eine kurzweilige erste Halbzeit, in der "Boro" wirklich nahezu jede Gelegenheit konsequent nutzte und zur Pause bereits mit 4:1 führte. Speed (Eigentor, 6.), Xavier (10.), Viduka (23.) und Downing (43.) sowie Nolan (25.) für die Gäste trafen in den ersten 45 Minuten. Vidukas zweites Tor in der Schlussphase rundete den gelungenen Nachmittag für die Heimelf, die damit auf Rang zehn sprang, noch ab.
Joker Montella trifft erneut
Ein Londoner Derby stand im Craven Cottage auf dem Programm, wo sich der FC Fulham und Tottenham Hotspur duellierten. Beide Teams zogen am Mittwoch nach erfolgreichen Wiederholungsspielen in die nächste Runde des FA-Cups ein, wobei die "Spurs" Zweitligist Cardiff mit 4:0 besiegten. Bei Fulhams 4:3 gegen Zweitligist Leicester City führte sich Roma-Leihgabe Montella bestens ein und erzielte nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit binnen neun Minuten zwei Treffer. Diesmal zeigten sich beide Mannschaften nicht in Torlaune, bis zur 84. Minute stand es 0:0. Nun schien sich die Geschichte mit Montella zu wiederholen, der 71 Minuten auf der Bank geschmort hatte, dann aber per Elfmeter zum 1:0 für die "Cottagers" traf. Chimbonda riss kurz vor dem Abpfiff aber Moritz Volz & Co., die ab der 52. Minute in Unterzahl spielten (Ampelkarte für Helguson), aus allen Siegträumen (88.).
Mit 1:5 gegen Zweitliga-Spitzenreiter Birmingham City endete das Nachsitzen im Pokal für Newcastle United im heimischen St. James' Park mit einer Blamage. Und auch am Samstag lief es für die "Magpies" gegen West Ham United vor den eigenem Publikum zunächst nicht nach Maß: Cole und Harewood brachten die "Hammers" per Doppelschlag (18., 22.) in Führung. Doch Milner (45.) und Solano (Elfmeter, 53.) schlugen zurück. In der Folge hatte die Roeder-ElfVorteile, doch weder Martins noch Solano konnten diese in einen Heimerfolg ummünzen.
Der FC Reading und Sheffield United standen sich im Madejski Stadium im Aufsteigerduell gegenüber. Die Hausherren, bestplatzierter Neuling, führten nach Toren kurz vor (Long, 44.) und nach der Pause (De la Cruz, 50.) mit 2:0. Als dann auch noch Sheffields Gillespie die Rote Karte sah (55.), war die Partie fast schon entschieden. Hunt legte nochmals nach (70.), Nades 3:1 war dann nicht mehr als Ergebniskosmetik.
Charlton bejubelt ersten Auswärtssieg
Dünner wird die Luft im Abstiegskampf für Charlton Athletic (beim heimstarken FC Portsmouth) und vor allem für den FC Watford (bei Aston Villa). Während den "Addicks" mit ihrem 1:0-Auswärtscoup an der Südküste, den Faye mit seinem ersten Tor in der Premier League überhaupt in der 79. Minute sicherte und der die Gäste wieder ans rettende Ufer blicken lässt, eine faustdicke Überraschung gelang, blieb für Aufsteiger Watford alles beim Alten: Im Villa Park war das abgeschlagene Schlusslicht zwar nahe dran an einem Punktgewinn, aber ein Eigentor von Mahon (86.) sowie Agbonlahor sicherten am Ende doch noch den ersten Sieg Aston Villas nach elf Liga-Spielen.
In der Begegnung am frühen Abend empfing Manchester City die Blackburn Rovers. Vor der Pause sahen die Fans im City of Manchester Stadium eine ausgeglichene Partie, in der Richards Kopfball nach einer guten halben Stunde die besteTormöglichkeit bedeutete. Doch nur der Norweger Pedersen nutzte seine Chance und brachte die Rovers kurz vor dem Wechsel in Führung. Nach der Pause intensivierte City seine Offensivbemühungen, die Gäste gerieten unter Druck und kassierten neben zahlreichen Gelben Karten fast den Ausgleich durch den eingewechselten Samaras. Doch statt des 1:1 schlug auf der Gegenseite erneut Pedersen zu: Der Linksfuß besorgte per direkt verwandeltem Freistoß das 2:0 (62.) und avancierte so zum "man of the match". Derbyshire sorgte kurz vor Schluss mit einer Einzelleistung für den am Ende etwas zu hoch ausgefallenen Auswärtserfolg.
Stolpert ManU im Emirates Stadium?
Bevor in der Hauptstadt am Sonntag der Kracher zwischen dem FC Arsenal und Manchester United steigt, kreuzen Wigan Athletic und der FC Everton die Klingen. Während die Abstiegszone für die Gastgeber nach sechs Niederlagen in Folge ist bedrohlich nahe gekommen ist, wollen die "Toffees" mit einem Sieg zumindest in Sichtweite der Europacup-Startplätze bleiben.
Zum Abschluss wartet der Spieltag dann mit dem zweiten absoluten Leckerbissen auf, wenn Arsenal - erstmals im neuen Emirates Stadium - Tabellenführer ManU erwartet. Auch wenn die "Gunners" mit der Vergabe der Meisterschaft in dieser Saison nichts mehr zu tun haben werden, würde Arsenal-Coach Arsène Wenger seinen Dauerrivalen Sir Alex Ferguson im Titelrennen nur zu gerne zum Stolpern bringen. Die "Red Devils" ihrerseits haben mit den Londonern ebenfalls noch eine Rechnung offen. Im Hinspiel im Old Trafford kassierten sie beim 0:1 die bislang einzige Heimniederlage der Saison.
Bei Arsenal läuft es seit der Rückkehr von Kapitän Thierry Henry wieder rund. Seit der Franzose sich von einer Rückenverletzung erholt hat, trifft er wie er will, so zuletzt in Charlton, Liverpool und Blackburn. Auch beim Gegner aus Manchester läuft derzeit ein Akteur heiß. Neben seinen künstlerischen Einlagen agiert Cristiano Ronaldo endlich auch effizient. Mit 13 Treffern in 21 Spielen ist er der beste Torschütze des Tabellenführers. Wer behält am Sonntag die Oberhand: Henry oder Ronaldo?
20.01.2007, 20:10