Nowotny wagt das Abenteuer Zagreb (KStA, dpa)

  • Leverkusen/Zagreb - Jens Nowotny geht mit 32 Jahren ein neues Fußball-Abenteuer ein. Nach einer Dekade mit Bayer Leverkusen lässt sich der Nationalmannschafts-Verteidiger zum kroatischen Meister Dinamo Zagreb locken. "Es ist ein Top-Angebot", sagte Nowotny-Berater Hans-Georg Bischoff der dpa am Mittwoch. Am Samstag wollen beide nach Kroatien fliegen, am Sonntag wird Nowotny in Zagreb vorgestellt und soll einen Dreijahresvertrag unterschreiben. Die Rede ist von neun Millionen Euro Gehalt. Am 27. April hatten Nowotny und Bayer Leverkusen erklärt, ihre zehnjährige Zusammenarbeit, die zwischendurch von juristischen Auseinandersetzungen getrübt worden war, zum 30. Juni zu beenden.


    Nach 334 Bundesligapartien für Leverkusen und den Karlsruher SC (11 Tore) und 47 Einsätzen im Nationalteam des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird Nowotny künftig statt in der BayArena im 40 000 Besucher fassenden Maksimir-Stadion von Zagreb spielen. "Dort unten ist schon jetzt die Hölle los. Bei Dinamo sagen sie, das ist der größte Transfer in der Vereinsgeschichte", so Bischoff. Die Kontakte zwischen Nowotny und den Kroaten kamen hauptsächlich über Nowotnys früheren Leverkusener Mitspieler Zoran Mamic zu Stande. Im Bischoff-Urlaubsanwesen auf Mallorca wurde dann Einigung erzielt. "Wir haben das alles sehr schnell geregelt", meinte Dinamo-Präsident Zdravko Mamic, der Bruder von Zoran Mamic.


    "Mit 32 kann sich ein Jens Nowotny nicht auf die faule Haut legen. Für ihn ist es eine Chance und Herausforderung, eine junge Mannschaft zu führen", nannte Bischoff Gründe für die Entscheidung des WM-Dritten. Dessen Zukunft im DFB-Dress bezeichnete Bischoff als "völlig offen". Bayer-Sportchef Rudi Völler hatte nach der feststehenden Trennung erklärt, der Weggang Nowotnys nach zehn Jahren bedeute für den Leverkusener Club "sportlich und menschlich einen Verlust".


    "Jens wird jetzt mit Familie und allem nach Kroatien umziehen. Und dort wird er wie in einer Familie aufgenommen werden", sagte Bischoff. Nowotny habe sich speziell nach Geburtskliniken in der kroatischen Metropole erkundigt, hieß es: Seine Frau Michaela ist schwanger. Generell sei Zagreb eine wunderbare Stadt, so Bischoff. Und: "Jens wollte in den Süden, nach England wollte er nicht".


    Bischoff schilderte, dass "gut 20 Vereine" Interesse an seinem Neffen gezeigt hätten: "England, Frankreich, Spanien, Italien - es war viel dabei." Es wurden Zagreb und Kroatien. Die Zeitung "Vecernji list" geht von einer Vertragssumme von zwei Millionen Euro aus. Dinamo-Chefcoach Josip Kuze schwärmt bereits von Nowotny: "Über ihn muss man nichts Neues mehr sagen, wir kennen ihn alle als ausgezeichneten Spieler. Meine Mannschaft ist jetzt deutlich verstärkt."


    Das Kuze-Team trifft in der 2. Runde der Champions-League-Qualifikation auf FK Ekranes aus Litauen, in der kroatischen Liga gelten die "Modri" (die Dunkelblauen) als Titel-Favorit. Bekannte ehemalige Dinamo-Spieler sind Robert Prosinecki, Zvonimir Soldo oder Davor Suker. Der einzige internationale Erfolg war 1967 der Gewinn des Messepokals als Vorgänger-Wettbewerb des UEFA-Cups.


    (dpa)