Die letzten Wochen sind nicht spurlos an Sergej Barbarez vorbeigegangen. Seit genau einem Monat ist der Neuzugang vom Hamburger SV jetzt bei Bayer 04 Leverkusen - eine Schweiß treibende Zeit. „Manchmal ist man schon ziemlich müde“, schmunzelt der Bosnier, „aber so ist das halt in der Vorbereitung und wir wollen schließlich am übernächsten Samstag topfit sein.“ Barbarez hat mit seinen neuen Kollegen Großes vor: „Wir wollen attraktiven Fußball spielen, in der Liga nach oben und uns auch im Uefa-Cup gut präsentieren.“
34 Jahre ist Barbarez mittlerweile alt. Zu alt für den HSV, der nach jüngeren Perspektivspielern suchte, genau richtig für Bayer. „Es ist erfreulich, dass wir für unsere Mannschaft einen erfahrenen Offensivspieler bekommen haben“, sagt Sportdirektor Rudi Völler. Barbarez soll das Spiel und somit auch die Mitspieler lenken. „Ich bin dafür verpflichtet worden, eine Führungsrolle zu übernehmen und diese versuche ich auszufüllen“, sagt der Familienvater. Dass er auf dem Feld auffallen wird, steht außer Frage. Barbarez besticht durch brillante Pässe, clevere Spielzüge und wichtige Tore. Allerdings fällt es ihm manchmal schwer, sein Temperament zu zügeln. „Ich bin auf dem Platz etwas lauter als viele“, gesteht er, „im Privatleben mag ich es hingegen lieber ruhig.“
Dass er sein Haus in Hamburg vorübergehend gegen eine Mietwohnung in der Nähe von Leverkusen tauschte, liegt aber nicht nur an seiner Schlüsselrolle in der Mannschaft von Michael Skibbe. „Ich hatte einige gute Angebote“, verrät Barbarez, „aber die vielen guten Namen bei Bayer und das Bemühen um meine Person haben mich überzeugt.“ Zudem war dem 34-Jährigen, der einen Zwei-Jahres-Vertrag erhielt, wichtig, dass er den Trainer kannte - und das obwohl Barbarez unter Skibbe in Dortmund eine eher mäßige Zeit hatte.
Die Treue des Profis zum Trainer ist auffällig: Seinem Entdecker Frank Pagelsdorf folgte Barbarez erst zu Union Berlin (1993), dann zu Hansa Rostock (1996) und schießlich zum HSV (2000). Aufgefallen war Pagelsdorf der damals 20-Jährige, als er als Amateurtrainer bei Hannover 96 arbeitete. Barbarez war im Winter 1991 bei seinem Onkel Mujo zu Besuch, als in Jugoslawien der Krieg ausbrach. Der Onkel mochte ihn nicht in die Heimat zurückkehren lassen und verschaffte ihm stattdessen ein Probetraining bei 96. Zur ersten Einheit (einem Lauftraining) kam Barbarez zu spät. Als Pagelsdorf ihn am Tag darauf aber mit dem Ball jonglieren sah, entschied er sich sofort für das Riesentalent.