Die Leverkusener bieten in Ennepetal eine sehr mäßige Leistung. Nur Torhüter Butt überzeugt.
Ennepetal - Die wichtigste Nachricht soll immer zuerst kommen. Also: Rudi Völler hat die Haare ab. Eine lange Karriere als Meisterschütze, DFB-Teamchef, Leverkusener Sportdirektor und sogar Bayer-04-Trainer hindurch war der Nackenspoiler eines der Markenzeichen des Weltmeisters von 1990. Im Urlaub in Rom ist Völler nun einem lang gehegten Wunsch von Gattin Sabrina nachgekommen. Und so erschien Völler gestern mit einem sehr erwachsenen Business-Kurzhaarschnitt im Bremenstadion in Ennepetal, wo er natürlich trotzdem sofort erkannt wurde und wie immer eifrig Autogramme schreiben musste. Dennoch wurde er diesmal zahlenmäßig übertroffen: Bernd Schuster, Getafes Trainer und ehemaliger blonder Engel, war noch stärker gefragt. Hinter der zweiten haarmodischen Sensation des Nach-WM-Sommers (nach Ballack) verblasste im Bergischen Land am Freitag alles andere. Der 41. Geburtstag von Bayer-04-Trainer Michael Skibbe sowieso, aber auch das Sportliche. Leverkusen und der spanische Erstligist Getafe FC trennten sich in einer recht faden Partie 0:0. Die Spanier waren technisch besser und im Zusammenspiel in vielen Phasen auch. Letzteres ist die beunruhigende Erkenntnis für Skibbe, denn die Primera Division beginnt erst zwei Wochen nach der Bundesliga. Entsprechend wenig Training haben die Spanier bisher absolviert. „Ich bin nicht zufrieden mit der Leistung“, lautete denn auch Skibbes Fazit.
Leverkusens Trainer hatte eine ungewöhnliche Startaufstellung gewählt. Noch ohne Bernd Schneider, der Trainingsrückstand hat - das war erwartet worden. Aber Skibbe ließ auch Kapitän Carsten Ramelow zunächst draußen und brachte dafür Pirmin Schwegler. Sergej Babarez spielte hinter zwei Sturmspitzen, nämlich Papadopulos und Kießling. Die rechte Seite war mit Barnetta und Castro doppelt besetzt, auf der linken war Babic allein. Folglich gab es über die rechte Seite einige gute Szenen der Leverkusener, doch richtig gefährlich wurde es nur zwei Mal: Juan scheiterte per Kopfball am argentinischen Nationalkeeper Roberto Abondanzieri (20.), der auch Barnettas Linksschuss parierte (23.). Nach 25 Minuten wurden die Spanier stärker. Sie trafen im Verlauf der Begegnung Pfosten und Latte. Torwart Hans-Jörg Butt zeigte außerdem gegen Leites und Fernandez zwei Glanzparaden. Auch im zweiten Durchgang wurde es nicht besser, auch weil die vielen Einwechslungen der Ordnung nicht gerade förderlich waren.
Wer am Ende Bilanz zog, musste feststellen: Bester Leverkusener war Butt, neben dem weitgehend fehlerlosen Karim Haggui. Vorne brachte Skibbes Team wenig zustande. Wenn man positiv formulieren will, dann hat sich Barbarez die Kräfte über 90 Minuten gut eingeteilt, und Kießling hat oft versucht, in Position zu laufen. Papadopulos ist viel hingefallen, was meistens Freistoß gab. „Bis wir zu mehr Harmonie und Geschlossenheit finden, wird es sich noch ein paar Wochen hinziehen. Das wird auch zu Beginn der Runde noch dauern“, sagte Skibbe. Das ist eigentlich ein erschreckender Satz. Aber Skibbe hat ja die Fähigkeit, so etwas mit einem Lächeln zu sagen. Und im nächsten Moment Autogramme für zu dünn angezogene Teenager zu schreiben.
Bayer 04 Leverkusen: Butt - Castro (46. Ramelow), Haggui (72. Madouni), Juan, Babic - Barnetta (67. Freier), Schwegler (46. Woronin), Barbarez, Rolfes (67. Stenman) - Papadopulos, Kießling (76. Athirson)