VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 09.08.06, 22:44h
Michael Skibbes Mannschaft im Formcheck: Alles hängt vom Duo Barbarez / Kießling ab.
Hans-Jörg Butt: Unangefochten weiter die Nummer eins im Tor. Und erneut musste Butt dafür nicht mehr tun, als da zu sein und gesund zu bleiben. Der Konkurrenzkampf fiel wieder aus. Diesmal, weil
Rene Adler eine etwas komplizierte Rückenverletzung plagt. Der U- 21-Nationalkeeper, der im Winter 22 wird, ist schon so lange als Talent unterwegs, das man sich langsam Sorgen machen muss.
Gonzalo Castro: Der kleine Spanier war die große Entdeckung von Klaus Augenthaler in der Rückrunde 2004 / 05. Seitdem mit vielen Formschwankungen, aber unerschütterlichem Selbstvertrauen. Spielt rechts hinten, wenn Bayer 04 eine defensive Ausrichtung braucht. Auf dieser Position, der von Clemens Fritz (nach Bremen), gibt es viel Konkurrenz. Zum Beispiel:
Assimiou Touré: Weil man manchmal vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, entdeckte Leverkusen den Rechtsverteidiger in der eigenen Jugend erst richtig, als ihn Togos Nationaltrainer Otto Pfister zur WM holte. Wird von den Trainern oft gelobt und vielleicht sogar manchmal aufgestellt. Wie auch der noch unbekanntere
Pirmin Schwegler, ein vielseitig verwendbarer 19 Jahre alter Defensivmann aus der Schweiz, über den manche Leute sagen, er sei weiter, als es sein Landsmann Barnetta (21) mit 19 gewesen sei.
Juan: Der Brasilianer kommt immer pünktlich aus dem Urlaub und zum Zweikampf. Wirkt oft müde, ist aber nur cool. Da Roque Junior erst einmal ausfällt, muss Juan die Innenverteidigung dirigieren.
Roque Junior: Hat weiter mit seinen kaputten Achillessehnen zu tun und weilt zur Behandlung in Brasilien. Wann und ob er wieder spielen kann, weiß niemand. Dieser Umstand brachte
Karim Haggui einen Vertrag und allem Anschein nach auch den Stammplatz neben Juan in der Innenverteidigung ein.
Der Tunesier lieferte gute Testspiele und ist fußballerisch stärker als
Ahmed Madouni, der solide Zerstörer des gegnerischen und manchmal auch des eigenen Spiels.
Fredrik Stenman: Der fleißige und wohlerzogene Schwede ist links hinten gesetzt, dort, wo Skibbe keine Kleinkunst sehen will, sondern ernste Defensivtreue und Vorsicht. Genau das hat
Athirson nicht. Nach einem Jahr hat Bayer 04 nun aufgegeben, eine Rolle für den Brasilianer zu finden, auf der er seinen hammerharten Linksschuss und seine gute Technik einbringen kann, ohne decken zu müssen. Athirson soll verkauft werden.
Alexander Meyer: Bissiger Verteidiger, der sich in einem frühen Stadium der Vorbereitung verletzte.
Bernd Schneider: Der Nationalspieler hatte die kürzeste Vorbereitung, aber Schneider spielt ja auch im Urlaub dauernd Fußball. Könnte wieder viel Zeit als rechter Verteidiger verbringen, damit vorn Platz ist für Paul Freier und
Sergej Barbarez, den Bosnier, den sie mit einem feinen Wohlfühl-Paket nach Leverkusen gelockt haben, auf das er der netten, jungen Truppe den gewissen Hütchenspieler-Faktor verpasst. Wenn sich Abgezocktheit des 35-Jährigen auf die Gegner und nicht auf den eigenen Klub richtet, wird die Sache ein Erfolg.
Carsten Ramelow: Geht ins zwölfte Jahr bei Bayer 04 und wurde von Skibbe zum Kapitän gemacht. Ein Signal: Es führt noch kein Weg am Routinier vorbei. Aus Erfahrung gut, sozusagen. Das System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern („Doppel-Sechs“) ist das Zentrum von Skibbes Überlegungen. Und damit auch
Simon Rolfes, der seinen Platz neben Ramelow gefunden hat, was man zunächst für unmöglich hielt. Rolfes wird Leverkusens nächster Nationalspieler, wenn ihm nicht Stefan Kießling zuvorkommt.
Paul Freier: Der Wundertüten-Mann auf dem rechten Flügel. Manchmal in Form und manchmal überhaupt nicht, ohne dass man weiß, warum. Kommt gerade in Form. Das kann sich aber bis Samstag wieder ändern. Funktioniert auch als Einwechselspieler gut.
Marko Babic: Hat auf der linken Seite zwar die Konkurrenten Krzynowek (nach Wolfsburg) und Athirson (siehe oben) vom Hals, aber trotzdem keinen Stammplatz. Stenman ist defensiv stärker und
Tranquillo Barnetta offensiv. Kann rechts, links oder zentral spielen, und ist torgefährlich - Barnetta ist der Stolz in der Transferbilanz der neuen Klub-Führung nach Calmund. Genauso soll es mit
Stefan Kießling werden. Der neue Stürmer sieht Rolfes so ähnlich, dass Kollege Schneider die beiden im Training verwechselte. Ansonsten wird Kießling oft verglichen und gemessen: Mit Klinsmann wegen den Laufstils, mit Podolski als größtes deutsches Sturmtalent der Jetzt-Zeit, mit Berbatow, der abgewanderten Tormaschine, an seiner Ablösesumme, die auf einen fertigen Spieler hindeutet. Das alles kann Kießling noch werden.
Michal Papadopulos: Dem tschechischen Stürmer gelang in den Testspielen fast nichts, aber im Training fast alles. Umgekehrt wäre es besser, aber: Es hat hat gereicht, um ihn vor der Verkaufsliste zu retten.
Andrej Woronin: Der Missmut über seine Lage als Ersatzspieler ist dem Ukrainer in jeder Sekunde anzumerken. Wollte nach Mainz flüchten, durfte aber nicht. Falls das Duo Barbarez / Kießling funktioniert, wird kein Platz für ihn sein. Allerdings hat es nicht so richtig funktioniert.
http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1154434437245