Bayer Leverkusen freut sich über guten Start und dämpft allzu hohe Erwartungen.
Von Björn Lindert
3:0 stand auf der Anzeigetafel in der BayArena, der richtige Zeitpunkt für die neue Vereinshymne. "Wir stehen zum Trainer, zur Mannschaft und zum Team", schallte erstmals durch das Stadion.
Dieser Trainer, Michael Skibbe, hatte mit seinem Team beim souveränen Auftaktsieg über Alemannia Aachen das erste Ausrufezeichen der Saison gesetzt. "Ich bin sehr zufrieden", freute sich Skibbe. "Toll, dass die Vorbereitung auf den Punkt funktioniert hat." Auch Rudi Völler, der Sportchef von Bayer Leverkusen, hatte einen entspannten Nachmittag verlebt: "Wir hätten drei oder vier Tore mehr schießen müssen. Dennoch bin ich hochzufrieden. Wir haben teilweise herrlichen Fußball gespielt."
Viele halten das zweitbeste Team der vergangenen Rückrunde in dieser Saison sogar für einen Geheimfavoriten auf den Titelgewinn. "Leverkusen wird Zweiter", hatte sich Felix Magath, Trainer des FC Bayern München, schon vor dem ersten Spieltag festgelegt. Doch derartige Prognosen sind Bayer-Trainer Skibbe zu weit gefasst: "Da muss ich Felix schon widersprechen. Ich glaube, dass wir in der Entwicklung noch längst nicht so weit sind. Wir können zwar auf jedem Niveau mitspielen, aber dauerhaft wird das vermutlich noch nicht funktionieren. Dafür haben wir einfach zu viele junge Spieler."
Nur noch vier Profis im Bayer-Kader sind über 30 Jahre alt: Torhüter Jörg Butt, Bernd Schneider, Carsten Ramelow und Zugang Sergej Barbarez. Aber die Mischung hat Zukunft, ist auch Skibbe sicher: "Perspektivisch wollen wir an die großen Vier der letzten Saison heranrücken. Wir haben Routiniers, die gerade auf dem Höhepunkt ihres Leistungsniveaus sind, aber noch nicht darüber hinaus. Und dazu haben wir viele junge Spieler, die hoffentlich erst am Beginn einer großen Karriere stehen."
Dazu gehören Gonzalo Castro, der neue Innenverteidiger Karim Haggui, Tranquillo Barnetta, der neue Stürmer Stefan Kießling und vor allem Simon Rolfes. Der eher defensive Mittelfeldspieler traf gegen Aachen in seinem 33. Bundesligaspiel schon zum achten Mal. Ein sehenswertes Tor des 24jährigen, per Seitfallzieher aus 14 Metern: "Das war nicht einfach. Ich dachte mir: einfach drauf das Ding. Am wichtigsten war aber die tolle Vorarbeit von Stefan Kießling", bedankte sich Rolfes. Kießling und Barbarez, das neue Sturmduo, deutete an, den abgewanderten Toptorjäger Dimitar Berbatow ersetzen zu können. "Ich bin mit ihrem Debüt sehr zufrieden", lobte Skibbe. Beide hatten allerdings noch kein Glück im Abschluss. "Ich muss mindestens zwei reinmachen", ärgerte sich Barbarez, fand aber seinen Humor schnell wieder: "Wo sollte das denn enden, wenn ich schon am ersten Spieltag zwei oder drei Tore gemacht hätte."
Barbarez war Ballverteiler im offensiven Mittelfeld und auch verbal die neue Führungsfigur auf dem Platz. Der Bosnier scheute keinen Zweikampf und auch kein Rededuell, weder mit dem Gegner noch mit dem Schiedsrichter, was ihm eine gelbe Karte einbrachte. Ein absoluter Toptransfer, auf den Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser stolz ist: "Vielleicht ist Sergej genau der Drecksack, der uns gefehlt hat."
Einer, der auch vor dem Topspiel am nächsten Samstag in Bremen eine klare Ansage formuliert: "Das wird ein geiles Spiel, und da gewinnen wir."
Allerdings ist Vorsicht geboten. Aachen präsentierte sich kaum bundesligatauglich und auch in der abgelaufenen Saison war Leverkusen mit einem 4:1 in Frankfurt gestartet. Der Rest der Hinrunde verlief dann katastrophal. Torschütze Rolfes warnt deshalb: "Wir dürfen uns jetzt nicht blenden lassen. In Bremen wird sich zeigen, wo wir wirklich stehen. Der Sieg sollte uns Mut geben, mehr aber auch erstmal nicht."