Schöne Aussicht
Beispiel: Gonzalo Castro nimmt mit seinen Leverkusener Kollegen lange Anlauf und zündet. Viele gute
Szenen bei der Premiere gegen schwache Aachener lassen ahnen, wie stark Bayer werden kann.
Von UDO BONNEKOH
LEVERKUSEN Er bekam es schwarz auf weiß vorgehalten von seiner Freundin nach dem starken Leverkusener Bundesliga-Einstieg gegen erbärmlich unbedarfte Aachener. Und auf dem Papier mit der Statistik stand der Name Gonzalo Castro hinter der Rubrik „meiste Ballkontakte” an herausragender Stelle. Dass der kleine Deutsch-Spanier mit seinem Treffer zum 2:0 eine Tor-Premiere in der Eliteklasse feierte und zudem einen Assist verbuchte für seine Vorlage zu Carsten Ramelows, war in Castros ausgezeichnetem Arbeitsnachweis lediglich am Rande verzeichnet. „Jetzt muss ich nur sehen, dass ich Konstanz in meine Leistung bringe”, sagte der 19-Jährige, der am Tag vorm Spiel von Trainer Michael Skibbe von seiner Nominierung erfahren hatte.
Doch wie Castro ging es vielen Leverkusenern bei diesem 3:0 gegen die Alemannia. Das, was da auf dem Platz passierte an feinen Passagen, an stürmischen Angriffen, an überraschenden Flügelwechseln, an ansehnlichen Doppelpässen, ließ sich zusammenfassen unter dem Aspekt „schöne Aussicht” für diese neue Meisterschaftsrunde, unter verstärkter Ahnung, was da wachsen könnte an Leverkusener Güte. „Das wird eine geile Saison für uns”, prophezeite Sergej Barbarez, dem der Mund überging vor lauter Freude über diesen gelungenen Start.
Sportchef Rudi Völler hängte alles ein bisschen tiefer, wohlwissend, dass Aachen nun wirklich kein Maßstab sein konnte bei der Beurteilung eigener Stärke. „Wichtig ist, dass du mit einem Sieg begonnen hast, weil die Konkurrenten oben auch gewonnen haben. Und du kannst mit drei Punkte auf dem Konto etwas entspannter nach Bremen fahren”, sagte er, der „unsere ersten 20 Minuten das Beste am ganzen Spiel fand”. In diese Phase fielen gleich Möglichkeiten für Simon Rolfes und Barbarez nach einem Zuspiel seines Partners Stefan Kießling, der mit seiner Attacke schließlich Aachens Torwart Nicht zu einem Handspiel außerhalb des Strafraums provozierte.
Carsten Ramelow brach schließlich den Bann im zweiten Versuch mit seinem 1:0, was alles danach sehr viel leichter machte, weil auch psychischer Ballast abfiel. Die entschlossene Attacke von Castro zum 2:0 unterstrich das ebenso wie der Treffer von Rolfes nach der Flanke von Kießling. Dass kein Stürmer unter den Schützen war, machte niemandem Sorge. „Wenn es 33 Spiele weiter so läuft wie diesmal, wird keiner was dagegen haben”, sagte Kießling, der eine überaus üble Szene hatte mit seinem grenzwertigen, rot-würdigen Foul gegen Herzig. Barbarez machte sich sowieso keinen Kopf: „Wenn wir vorne die Löcher reißen, in die andere stoßen, ist das doch vollkommen in Ordnung.”