Man hätte Schlimmes befürchten können. Bernd Schneider und Juan fielen kurzfristig wegen Verletzungen aus, die sie sich in den Länderspielen am Mittwoch zugezogen hatten. Mit den beiden Nachrückern Ahmed Madouni und Paul Freier trumpfte Bayer aber überraschend stark auf und hätte dieses Spiel eigentlich nie verlieren dürfen.
„Wir haben in der zweiten Halbzeit fünf klare Chancen und machen kein Tor. Bremen hat eine und macht das Tor“, haderte nicht nur der bärenstarke Freier mit dem Ausgang.
Es war schon beeindruckend, wie sich Bayer 04 taktisch und spielerisch überzeugend im Weserstadion präsentierte.
Werders schnelle, erste Drangperiode mit Schüssen von Borowski und Klose überstand die Mannschaft unbeschadet. Und übernahm – angetrieben durch einen überragenden Freier – die Initiative. Freier narrte Gegenspieler Womé fast nach Belieben und legte zwei Mal brandgefährlich für Barnetta und Barbarez auf.
Elfmeterschütze Freier
Und Bayers Nummer 10 übernahm Verantwortung. Nach Pasanens klarem Foul an Stefan Kießling schnappte sich Freier den Ball, um den fälligen Elfmeter zu schießen und sicher zu verwandeln (15.).
Auch kein Zufall, dass Kießling gelegt wurde. Der Stürmer bot ebenfalls ein überragendes Spiel, war von der wackeligen Bremer Deckung nie in den Griff zu bekommen.
Kießling hatte auch das 2:0 auf dem Fuß, sein Schrägschuss flog knapp am langen Pfosten vorbei (22.).
Klose gleicht aus
Überraschend der Ausgleich für Bremen nach einer Standardsituation. Diego brachte einen Freistoß in die Mitte, kein Gegenspieler eng genug bei Klose, der mühelos aus wenigen Metern einköpfte (26.).
Klose hatte sogar das 2:1 auf dem Fuß, scheiterte aus 14 Metern mit einem Flachschuss am glänzend reagierenden Jörg Butt (29.).
Vor der Pause drehte Bayer noch mal auf. Sergej Berbarez’ Lupfer landete bei Tranquillo Barnetta, der von halblinks knapp verzog (38.). Und nochmals entwischte Kießling den Grün-Weißen, seinen Schuss lenkte Pasanen gerade noch ans Außennetz.
Bayer verpasst Vorentscheidung
Spektakulär eröffnete Werder den zweiten Durchgang: Diegos Fallrückzieher aus 16 Metern boxte Butt zur Ecke.
Aber Werders vorerst letzte gute Offensivaktion, jetzt spielte nur noch Bayer. Wie einen schwer angeschlagenen Boxer trieb Bayer seinen Gegner zum Teil vor sich her, vergaß nur den K.o.-Schlag.
Barnetta verpasste Freiers Hereingabe (54.), genau wie Barbarez die gute Vorarbeit von Gonzalo Castro (55.).
Bremens Trainer Schaaf stellte hinten um, brachte aber nicht viel. Barbarez hatte das 2.1 nach herrlicher Vorarbeit von Kießling auf dem Fuß, traf hart bedrängt von Fritz nur den Pfosten (65.).
Bayer ausgekontert
Bayer traf nicht und wurde nach eigener Ecke entscheidend ausgekontert. Diego zog in den Strafraum, bediente Almeida am langen Pfosten, der mühelos einschob (77.).
Noch nicht die Entscheidung, weil Bayer um den einen Punkt kämpfte. Zwei Kopfbälle von Madouni und zwei Fernschüsse von Freier brachten aber nichts Zählbares mehr.
„Wir waren vor dem Tor nicht kaltschnäuzig genug“, erkannte Freier den wohl entscheidenden Grund für die Niederlage. Punkten kann Bayer 04 wieder am nächsten Samstag in der BayArena gegen den VfL Wolfsburg.
Werder Bremen: Wiese - C. Fritz, L. Andreasen, Pasanen, Womé - Baumann - Frings, Borowski - Diego - Klose, Klasnic
Bayer 04: Butt - Castro, Haggui, Madouni, Stenman - Ramelow, Rolfes - Freier, Barbarez, Barnetta - Kießling
Tore: 0:1 Freier (15., Foulelfmeter), 1:1 Klose (26.), 2:1 Hugo Almeida (77.)
Einwechslungen: 46. Hugo Almeida für Klasnic, 56. D. Jensen für L. Andreasen, 72. C. Schulz für Baumann, 74. Callsen-Bracker für Haggui, 81. Voronin für Barnetta, 86. Athirson für Stenman
Gelbe Karten: Hugo Almeida, Pasanen, Borowski, Haggui, Freier
Zuschauer: 39600
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)