Barbarez hat Völlers Zweifel zerstreut
Ausflüge nach Bremen haben auch ihr Gutes. Zwar konnte Sergej Barbarez schon mit dem HSV selten gewinnen in der ungeliebten Hansestadt - bei sechs Versuchen gab es nur einen Sieg - und auch gestern herrschte nach dem Spiel Ernüchterung beim neuen Leverkusener Stürmer. Aber die Heimfahrt fällt mit nur 110 Kilometern immerhin angenehm kurz aus.
Direkt nach der Partie mit Bayer Leverkusen in Bremen nutzte Barbarez gestern die Vorzüge erneut. Er düste nicht mit den Kollegen zurück an den Rhein, sondern verbringt wie nach jedem Spiel den Sonntag und den Montag in Hamburg, wo noch immer seine Frau Ana und die beiden Söhne Philip-Andrej und Sergio-Luca wohnen. Dieses Sonderrecht hat er sich zusichern lassen, als er im Sommer zum Werksklub wechselte.
Sein Herz hängt nicht nur wegen seiner Familie noch immer an Hamburg und am Klub, für den er in sechs Jahren 65 Tore erzielte und der ihn am Ende trotzdem nicht mehr wollte. Nun ist Leverkusen seine neue Wirkungsstätte, es wird die letzte Station seiner aktiven Laufbahn, und vielleicht hat sich der 34-jährige Bosnier deshalb außergewöhnlich schnell zurechtgefunden unterm Bayer-Kreuz. Auf Anhieb ist er dort eine Führungsfigur geworden. "Sergej ist ein außergewöhnlicher Spieler", sagt Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler, "und einer, der uns noch gefehlt hat." Mit seiner Raffinesse und seiner bisweilen auch zur Schau gestellten Unbeherrschtheit auf dem Feld sei er gerade für die jungen Spieler ein hilfreicher Anführer.
Die Ode an den Altstar kommt ein wenig überraschend. Denn Völler musste erst von Barbarez überzeugt werden. Als sich Trainer Michael Skibbe im Frühjahr für den HSV-Angreifer interessierte, hatte Völler Zweifel an der Verpflichtung. Erst bei einem Besuch in Hamburg wurden seine Bedenken von Barbarez selbst zerstreut, sodass der Sportdirektor dem Transfer schließlich zustimmte. Direkt nach dem letzten Spieltag tütete Völler im Mai das Geschäft ein. Barbarez verdient in Leverkusen nun das, was ihm der HSV nicht mehr zahlen wollte: rund zwei Millionen Euro.
Das Geld scheint gut angelegt, schließlich nimmt der Regisseur mit Vollstreckerqualitäten eine wichtige Rolle in Skibbes System ein. Als hängende Spitze führt er die juvenile Mannschaft an. "Unseren jungen Spielern muss man manchmal den Weg zeigen", sagt Barbarez. Und er weiß schließlich fast immer, wo es langgeht.