VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 24.08.06, 21:09h
Der 41 Jahre alte Coach steht vor schwierigen Personalfragen im Mittelfeld.
Köln - Es ist nicht so, dass Michael Skibbe froh wäre über angeschlagene Spieler. Aber weil im Kader von Bayer 04 Leverkusen nun einmal mit Juan, Tranquillo Barnetta, Bernd Schneider und Karim Haggui vier Stammspieler leicht bis mittelschwer verletzt sind, hat der Trainer eine feine Ausrede, noch nichts über Aufstellung und Strategie für das Spiel gegen den VfL Wolfsburg zu verraten. Die Ungewissheit ist das eine - die Vorsicht kommt dazu. „Wir spielen gegen eine Mannschaft, deren Trainer uns sehr gut kennt. Der Klaus soll ruhig bis Samstagnachmittag grübeln“, sagt Skibbe.
Allerdings zeichnet sich ab, dass Verteidiger Juan mit hoher Wahrscheinlichkeit spielen kann. Barnetta ebenso, und dass es bei Nationalspieler Bernd Schneider eine Chance gibt. Der 32-Jährige hat immer noch Probleme mit den Nachwirkungen eines Schlages auf den Spann, erlitten im Länderspiel gegen Schweden. Käme der in Top-Form befindliche Schneider zurück, beginnt für Skibbe das Luxusproblem. Muss der in Bremen so überzeugende Paul Freier zurück auf die Bank? „Ich verstehe, dass er sauer ist, wenn er nicht spielt. Aber er ist keiner, der sich hängen lässt, wenn es so käme“, sagt Skibbe.
Er wolle „kein Systemopfer“ werden, hatte Freier nach dem Bremen-Spiel gefordert. Es sind Varianten denkbar, die ihm dieses Schicksal ersparen. Auch ein Mittelfeld mit Barbarez, Barnetta, Freier und Schneider kann sich Skibbe vorstellen. Das wäre eine extrem offensive Ausrichtung gegen einen Gegner, der in Leverkusen noch nie gewonnen hat. „Druck machen, nach vorne spielen, Chancen herausarbeiten und treffen“, das verlangt Skibbe von seiner Mannschaft, der bei dem Versuch, mehr als 52 Punkte zu sammeln, vor allem an der Heimstärke arbeiten will. Für mehr Druck in der BayArena wäre Skibbe womöglich bereit, ein anderes Systemopfer als Freier zu suchen: nämlich auf einen Verteidiger zu verzichten und die Viererkette zum Dreier-Riegel zu machen. In Frage käme wohl zunächst Fredrik Stenman.
Allerdings ist der VfL Wolfsburg, der sich beim letzten Duell der Werksklubs in Leverkusen ohne große Gegenwehr ein 0:4 abholte, wohl nicht mehr zu vergleichen mit Klaus Augenthalers aktueller Mannschaft. Der Coach hat den Kader auf neun Positionen verändert und unter anderem den divenhaften Argentinier Andres dAllessandro fortgeschickt. Dass die Probleme der Niedersachsen eher in der Hierarchie, bei der Disziplin und beim Zusammenhalt lagen als im rein Fußballerischen, deuten Augenthalers Maßnahmen an. So gibt es beim VfL eine vor Saisonbeginn von Nummer eins (Simon Jentzsch) bis elf (Mike Hanke) durchnummerierte Stammelf und die ungewöhnlichsten Disziplinarmaßnahmen der Liga: Wer zu spät kommt, muss vor versammelter Mannschaft Witze erzählen oder ein Lied singen.
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