BL-Schleudersitz der Trainer

  • Favre entlassen


    Berlin hat einen Sündenbock


    Von Michael Jahn, 28.09.09, 18:26h, aktualisiert 29.09.09, 09:38h


    Der vierte Trainerwechsel der noch recht jungen Saison in der Bundesliga ist perfekt. Hertha BSC Berlin hat sich mit sofortiger Wirkung von Trainer Lucien Favre getrennt. U23-Coach Karsten Heine übernimmt als Interimstrainer die Mannschaft.


    BERLIN - Am Montagabend musste sich auch Hertha BSC den Gesetzen der Branche beugen, auch wenn sich Manager Michael Preetz und Präsident Werner Gegenbauer lange dagegen gestemmt hatten - schon, um ihre eigene Glaubwürdigkeit zu erhalten. Lange hatten die beiden Verantwortlichen den Schweizer Trainer Lucien Favre (51) zum Protagonisten eines Neuanfangs nach Dieter Hoeneß, dem allmächtigen Manager, auserkoren und mit zahlreichen Vollmachten ausgestattet. Doch nach zuletzt sechs Niederlagen in Folge in der Bundesliga und dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokalwettbewerb beim Zweitligisten TSV 1860 München entschloss sich Herthas Führung zur Trennung von Favre und dessen Assistenten Harald Gämperle, mit dem Favre schon zuvor beim FC Zürich zusammen gearbeitet hatte.


    Kurz nach 19 Uhr auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz erklärte Preetz: "Die Analyse der ausgesprochen schwierigen Situation, vor allem nach den beiden Spielen gegen Freiburg und in Hoffenheim, in denen wir neun Gegentore kassiert haben, ließ keine andere Entscheidung mehr zu."


    Schon heute Morgen wird Karsten Heine, der Trainer der U 23 in der Regionalliga Nord, die Profis interimsmäßig übernehmen. Assistiert wird ihm vom Ex-Keeper und jetzigen Torwarttrainer Christian Fiedler. Man sei nun dabei, das Anforderungs-Profil für den neuen Cheftrainer zu erstellen, sagte Preetz, "und wir werden uns die gebotene Zeit dafür nehmen." Voraussichtlich wird Heine das Team vorerst zweimal coachen: am Donnerstag in der Europa League bei Sporting Lissabon und am Sonntag, wenn Bundesliga-Spitzenreiter Hamburger SV kommt.


    Der Tag bei Hertha BSC war hektisch. Nach dem Desaster von Hoffenheim, wo die Mannschaft beinahe wehrlos und hilflos mit 1:5 untergegangen war, hatte Favre noch am Morgen das Training geleitet. Einen Rücktritt schloss der Schweizer aus. Als Favre, eskortiert von zwei Sicherheitsleuten, den Platz später wortlos verlassen hatte, brach es aus Assistent Gämperle heraus. Der wetterte in die Mikrofone: "Für mich haben die Spieler den Verein, die Fans und auch den Trainer im Stich gelassen. Wenn einige Akteure zwei-, dreimal hintereinander so schlecht spielen, dann muss man sich fragen, welche Interessen die Spieler haben. Hertha hat fachlich vielleicht den besten Trainer seit langem, nur die Spieler merken das nicht. Die müssen endlich den Arsch hochkriegen. Auf wen warten die denn? Auf den lieben Gott?" Indirekt hatte Gämperle angedeutet, dass ein Teil der Profis vielleicht sogar gegen den Trainer gespielt haben. Preetz nannte Gämperles drastische Worte später einen "Ausbruch der Enttäuschung."


    Fakt ist, dass Favre, der einen Vertrag bis Sommer 2011 besaß und nun abgefunden werden muss - von 1,3 Millionen Euro ist die Rede - anno 2007 geholt worden war, um den "Charakter der Mannschaft zu verändern", so Preetz. Favre gewann mit steigendem Erfolg immer mehr Einfluss und durfte einen bislang beispiellosen Personalaustausch vornehmen. Insgesamt verließen seit seinem Amtsantritt 34 Profis der Verein, vier wurden in dieser Spielzeit zudem ausgeliehen und seit Sommer 2007 31 neue Profis verpflichtet. Insgesamt durfte Favre 24,81 Millionen Euro an Ablösesummen in neues Personal investieren. Er wollte eine Mannschaft aufbauen, die in absehbarer Zeit um den Titel mitspielen kann. Bis Mai dieses Jahres ging dieses Konzept auf, dann folgte der krasse Bruch.


    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1253888539365



    Kommentar zum Hauptstadtklub : Fantastische Konsequenz


    Von Frank Nägele, 28.09.09, 20:43h, aktualisiert 28.09.09, 20:44h


    Hertha BSC Berlin setzt seine Selbstzerstörung unbeirrt fort. Führte der Hauptstadtklub im März noch mit vier Punkten die Tabelle der Vorsaison an, so ist wenige Monate darauf beim gleichen Verein ein seltener Fall von Autodestruktion zu beobachten.


    Ein halbes Jahr ist im Fußball eine halbe Ewigkeit. Wer das nicht glaubt, sollte sich die Bundesliga-Tabelle vom 15. März 2009 anschauen. Hertha BSC Berlin führte nach dem 24. Spieltag der Vorsaison mit vier Punkten Vorsprung. Wer damals in der Hauptstadt war, konnte ein Beben spüren, ein Vibrieren, einen allgegenwärtigen Stolz auf diesen Verein, wie es ihn zuvor vielleicht bei der letzten Deutschen Meisterschaft 1931 gegeben hatte. Alle wussten: Hier entsteht etwas. Inzwischen wissen auch alle, was entstand: Ein Totalschaden.


    Selten zuvor in der Geschichte des an Autodestruktion reichen deutschen Fußballs hat sich ein Verein so brutal zerstört wie Hertha BSC. Schon im erfolgreichen Frühjahr tobte der Kampf, dessen Ergebnis jetzt zu sehen ist. Präsident Werner Gegenbauer und Manager Dieter Hoeneß stritten darüber, wer für diesen Erfolg verantwortlich sei. Der Präsident dachte da an sich. Der Manager eher an sich. Und der schweigende Trainer an sich. So entfernten sie erst den Manager. Darauf die wichtigsten Spieler der Mannschaft (Woronin, Simunic, Pantelic). Danach den Erfolg. Und jetzt den Trainer Lucien Favre. Das ist von einer Konsequenz, die einer Hauptstadt würdig ist.


    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1246883961606

  • Was da bei Hertha passiert ist entBärt sich mir jeglicher Logik. Wie kann man einen Laden so vor die Wand fahren? Mal sehen ob der FC Köln noch einen zum Saisonende nachlegt...


    Bin ich froh dass Probleme bei uns immer eine Spur geordneter ist, da würde ich doch sonst irgendwann bekloppt werden. :LEV11

  • Zitat

    Original von Bayerbolz3000
    Was da bei Hertha passiert ist entBärt sich mir jeglicher Logik. Wie kann man einen Laden so vor die Wand fahren? Mal sehen ob der FC Köln noch einen zum Saisonende nachlegt...


    Bin ich froh dass Probleme bei uns immer eine Spur geordneter ist, da würde ich doch sonst irgendwann bekloppt werden. :LEV11



    Von mir aus können die beide absteigen... :LEV6

  • Da kann man mal sehen, was ein gutes (oder eben auch nicht) Management ausmacht. Im Vergleich dazu kann man die Verantwortlichen in unserem Verein nicht genug loben, egal ob sie im Scouting, im Marketing oder in der Finanzplanung sitzen.


    Wie Hertha mit dem vielen Geld, das dort durch Heimspiele, Fanartikel und ähnliches reinkommen sollte, umgeht, ist unfaßbar. Was wir mit diesem Geld anstellen würden...


    Und Favre ist (trotz auch eigener Fehler, aber wer macht die nicht), die ärmste Sau.


    PS.: Dem 2 jährigen Sohn meines Kollegen (Hertha Fan) hat ein Bekannter letztens heimlich die zwei Aussprüche "BÖSE HERTHA" und "Hertha steigt ab" beigebracht. Zum Schreien komisch, wenn der Kleine damit anfängt :D

    Gonzo, gib Gas! Wir wollen hier gewinnen!



    Bayer Schneider - Bernd Leverkusen!

    Einmal editiert, zuletzt von Alterjoe ()

  • Gibt es irgendeine Abneigung gegen Hertha von der ich nix mitbekommen habe? Berlin ist doch weit weg und Erfolg hatten die doch auch nie wirklich...


    Zitat

    Da kann man mal sehen, was ein gutes (oder eben auch nicht) Management ausmacht. Im Vergleich dazu kann man die Verantwortlichen in unserem Verein nicht genug loben, egal ob sie im Scouting, im Marketing oder in der Finazplanung sitzen.


    Auf jeden Fall, aber das Marketing ist mMn die größte Schwachstelle bei uns.

  • Zitat

    Original von Bayerbolz3000
    Gibt es irgendeine Abneigung gegen Hertha von der ich nix mitbekommen habe? Berlin ist doch weit weg und Erfolg hatten die doch auch nie wirklich...


    Nö, einfach nur so, kann die nicht leiden... :D

  • Zitat

    Original von Bayerbolz3000
    Gibt es irgendeine Abneigung gegen Hertha von der ich nix mitbekommen habe?


    Hertha ist der mit Abstand langweiligste Klub der Liga. Seit vielen Jahren spielen die grausigen Fußball und bekommen nichts gebacken. Die braucht einfach niemand.

  • Zitat

    Original von Alterjoe
    Naja, mit Verlaub, das könnte man auch locker über Bochum, Frankfurt, Hannover und ein halbes Dutzend weiterer (potentieller) Erstligisten sagen.


    Die kommen allerdings nicht aus der größten deutschen Stadt und spielen im zweitgrößten Stadion der Liga. Zudem spielen selbst dir von dir genannten Klubs attraktiveren Fußball. Die haben noch einen gewissen Flair, die Hertha ist einfach nur langweilig.

  • Berlin ist aber ein Sonderfall, Historie, Umland, Bevölkerungsschichten, etc. und hat dadurch enorme Probleme.
    Eine Hauptstadt muss einfach eine Erstligamannschaft stellen und wenn sich da mal die Fussballkultur entwickelt hat dann geht da richtig die Post ab, Berlin hat eine unglaubliche Kraft und kreatives Potenzial.

  • Zitat

    Original von Bayerbolz3000
    Berlin ist aber ein Sonderfall, Historie, Umland, Bevölkerungsschichten, etc. und hat dadurch enorme Probleme.
    Eine Hauptstadt muss einfach eine Erstligamannschaft stellen und wenn sich da mal die Fussballkultur entwickelt hat dann geht da richtig die Post ab, Berlin hat eine unglaubliche Kraft und kreatives Potenzial.


    Dir ist aber schonbewusst dasBerlin was Sport betrifft wesentlich mehr interessante Vereina hat als andere Städte. Im Fußball gibt es Union Berlin, dazu Eishockey und Basketball. Dann gibt es Erstliga-Handball und zusätzlich gibt es noch die große Tradition im Wasserball mit 3 Vereinen in der ersten Liga.

    Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. (Albert Einstein)
    Ich bin zu alt, um von der Angst vor dummen Menschen beherrscht zu werden. (Charlie Skinner)

  • Genau das meinte ich eigentlich im Bezug auf die Erwartung der größten Stadt Deutschlands. Hertha oder Union teilen sich seine Fans mit zuviel anderen Vereinen, vor allem Nicht-Berlinern oder Türkischen Vereinen. Dazu kommt noch die West-Ost Antipathie. Im Grunde sind die Berliner Vereine bzgl. des Zulaufs in einer ähnlichen Situation wie wir.

  • Na ja... ich kenne genug Leute aus'm Osten, die Fan von der Hertha sind...
    Aber guten Fußball sehen die seit Jahren nicht :LEV18

    „Das Runde muss ins Eckige“
    „Der Sturm schießt Tore, aber die Abwehr gewinnt die Spiele“

  • Zitat

    Original von Bayerbolz3000
    Genau das meinte ich eigentlich im Bezug auf die Erwartung der größten Stadt Deutschlands. Hertha oder Union teilen sich seine Fans mit zuviel anderen Vereinen, vor allem Nicht-Berlinern oder Türkischen Vereinen. Dazu kommt noch die West-Ost Antipathie. Im Grunde sind die Berliner Vereine bzgl. des Zulaufs in einer ähnlichen Situation wie wir.


    Ich glaube kaum das Union sich Fans teilt, weil das was ich von Union mitbekomme ist eher ein Lebensgefühl und dann kommt die Begeisterung für Fußball. Interessant wird es in Sachen Fußball wenn Union und Hertha in einer Liga spielen werden, was wohl nächstes Jahr soweit sein wird. Dann werden viele Herthaner ihrer Hertha den Rücken kehren und Hertha wird dann wie in den 90er vor ca 3.000 Zuschauer spielen.

    Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. (Albert Einstein)
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  • Zitat

    Original von Tapeworm


    Ich glaube kaum das Union sich Fans teilt, weil das was ich von Union mitbekomme ist eher ein Lebensgefühl und dann kommt die Begeisterung für Fußball. Interessant wird es in Sachen Fußball wenn Union und Hertha in einer Liga spielen werden, was wohl nächstes Jahr soweit sein wird.


    Meinste echt die Union verspielt den Aufstieg noch?

  • Zitat

    Original von B-Freak


    Meinste echt die Union verspielt den Aufstieg noch?


    Mmh schwer zu sagen. Hoffe aber nicht Union in der 1. Liga fänd ich schon gut.

    Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. (Albert Einstein)
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  • Zitat

    Original von St. Jimmy


    Nicht mehr!


    Ich tippe auf Funkel oder Slomka.

    Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. (Albert Einstein)
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