Klaus Augenthaler fliegt - erst mal nach Hause
Rettung ohne Happyend - zumindest für einen: Der Trainer der Niedersachsen steht trotz des Klassenerhalts vor der Entlassung. Die Führungsebene des Klubs verweigert ihm die Rückendeckung - und lässt sich auch nicht davon beeindrucken, dass die Spieler gern mit Augenthaler weiterarbeiten würden.
Einen nicht unbeträchtlichen Teil dieses Wochenendes verbrachte Klaus Augenthaler in der Luft. Zum Spiel in Aachen flog der Trainer des VfL Wolfsburg am Freitag samt Mannschaft nach Maastricht/Niederlande. Und am Samstag flog er mit dem Klassenerhalt im Gepäck wieder zurück. Am Sonntagvormittag ging er schon wieder in die Luft, um zu Hause in Vaterstetten bei München auszuspannen.
Zurück blieb die Frage, wann er seinen endgültigen Abflug aus Wolfsburg macht. Der Weltmeister von 1990 wird nach übereinstimmenden Meldungen und einhelliger Meinung aus dem Umfeld des Vereins über das Saisonende hinaus wohl nicht Trainer der Niedersachsen bleiben, obwohl er, wie er sarkastisch anmerkte, „noch zwei Jahre Vertrag“ habe. „Aber ich muss noch mal nachschauen.“
Doch trotz der glücklichen Rettung durch Tore von Christopher Lamprecht (81. Minute) und Diego Klimowicz (86.) beim 2:2 (0:0) in Aachen stellt sich kein Verantwortlicher rückhaltlos hinter den Trainer. Geschäftsführer Klaus Fuchs versuchte, Nachfragen mehr oder weniger geschickt abzublocken („Das entscheide nicht ich“) und die Berichterstattung auf das Thema Klassenerhalt zu lenken. Er sagte aber immerhin: „Eines ist klar: Die Mannschaft hat in dieser Saison kein einziges Mal gegen den Trainer gespielt, das sollte man auf jeden Fall bedenken.“
Eine Ansage in Richtung der VW-Herren aus Geschäftsführung und Aufsichtsrat, die zu acht nach Aachen geflogen waren und nach dem Spiel vor dem Fanblock mitfeierten. Sogar Konzernchef Martin Winterkorn, ohne offizielle Funktion im VfL, stand nach Spielende auf dem Rasen und gratulierte den Spielern. Seine rechte Hand, Kommunikationschef und Aufsichtsrat Stefan Grühsem, hielt sich dagegen abseits.
Er wird als Quell der Unruhe betrachtet, weil seine Kritik an der Spielweise und den Ergebnissen vor dem wichtigen Spiel als deplaziert empfunden wurde. Kapitän Kevin Hofland fand deutliche Worte: „Es sagt viel aus, dass alle bei der Mannschaft sind und nur er an der Mittellinie steht. Er hat viel Unruhe hereingebracht. Er kann sich gern intern äußern, aber nicht öffentlich.“ Und Spielgestalter Marcelinho sagte demonstrativ, die Mannschaft habe den Punkt „auch für den Trainer geholt“.
Grühsem blieb am Sonntag bei seiner Sichtweise. „Ich habe vor drei Wochen gesagt, dass wir analysieren müssen, warum wir mit unserem Potenzial da stehen, wo wir stehen, und nicht mehr erreichen. Der Satz gilt jetzt erst recht.“ Am Montag nach dem letzten Spiel gegen Bremen werde über die Zukunft der Bundesliga-Mannschaft beraten. Dass Augenthaler bis dahin zurückgetreten ist, schloss dieser aus: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“