Quelle: welt.de
Leverkusen - Wenigstens der Routinier trotzt den jüngsten Rückschlägen. In der Bundesliga ist Bayer Leverkusen inzwischen auf Rang 13 abgerutscht, und nach dem 0:0 im Uefa-Cup-Hinspiel steht der Klub heute Abend im Rückspiel gegen den Schweizer Pokalsieger FC Sion (20.30 Uhr, ZDF live) schon gehörig unter Druck. Doch Kapitän Carsten Ramelow, seit 1995 im Klub, bekräftigt: "Wir werden jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Ich freue mich richtig darauf, international zu spielen. Wir wollen unbedingt in die Gruppenphase des Uefa-Cups."
Ein Scheitern in der ersten Runde wie im Vorjahr wäre vor allem für das Image der Leverkusener eine Katastrophe, einen "sportlichen Super-Gau" nennt es der Sportbeauftragte der Bayer AG, Meinolf Sprink. Sportchef Rudi Völler erinnert sich nur ungern an den bislang letzten internationalen Auftritt vor genau einem Jahr. "Das Aus gegen ZSKA Sofia hat uns lange geschadet. Sion ist jetzt ein Meilenstein, es gibt keinen Ersatz für gute Ergebnisse."
Eben daran haperte es zuletzt, weshalb die zu Saisonbeginn noch prächtige Stimmung unterm Bayer-Kreuz zunehmend Skepsis gewichen ist. Selbst Trainer Michael Skibbe ist nicht mehr unumstritten bei Bayer, obwohl er in Völler einen treuen Gefährten an seiner Seite weiß. "Wir haben über weite Strecken fußballerisch überzeugt, waren aggressiv in den Zweikämpfen und haben uns viele Tormöglichkeiten erspielt", bilanziert Skibbe. "Aber uns fehlt die Reife, Spiele, die wir kontrollieren, sicher nach Hause zu bringen."
Jene Erfahrung hatte sich Skibbe von seinem prominentesten Zugang in diesem Sommer erhofft. Aber Sergej Barbarez (35) hat bis auf gute Ansätze noch nicht den Durchbruch in Leverkusen geschafft. Beim 1:1 in Hannover erzielte er am Wochenende zwar endlich sein erstes Tor im Bayer-Trikot, doch ließ sein Trainer hernach kein gutes Haar am bosnischen Offensivmann. "Er hat das Spiel langsam gemacht. Beim Fußball bewegt man sich und steht nicht auf dem Platz rum", kritisierte Skibbe unverhohlen.
Genau das war Barbarez auch schon in Hamburg vorgeworfen worden, was letztendlich zur Trennung und zum Wechsel nach Leverkusen geführt hatte. Bayer erfüllte Barbarez dabei alle Wünsche. Nun hoffen Trainer und Fans, dass sich die Verpflichtung auch bezahlt macht.
blin
Artikel erschienen am 28.09.2006