Das Pendel des Erfolges

  • Leverkusens Masseur Trzolek sagt Torschützen gegen Sion voraus - Uefa-Cup-Gruppenphase bringt Bayer eine Million Euro ein


    Es lief die 76. Minute, Bayer Leverkusen hatte gegen den FC Sion gerade das Tor zum 1:1 kassiert und wäre damit ausgeschieden in der ersten Runde des Uefa-Cups. Carsten Ramelow, eher mit Abräumerqualitäten ausgestattet, stürmte plötzlich mit nach vorn. Denn der Kapitän wusste, dass sein Zeitpunkt gekommen war: "Unser Masseur Dieter Trzolek hat vorhergesagt, wer die Torschützen sein werden. Andrej Woronin und ich standen auf seinem Zettel", verriet Ramelow nach dem Spiel und lieferte somit die schlüssige Erklärung für seinen forschen Auftritt, der Bayer das 2:1 per wunderschönem Lupfer bescherte. Am Ende standen ein 3:1 und das Weiterkommen des zuletzt wenig überzeugenden Werksklubs.


    Es bedurfte schon jener schönen Anekdote um Trzolek, der die Partie schließlich zu einer besonderen werden ließ. "Ich habe das am Abend vor dem Spiel ausgependelt und den Jungs am Morgen gesagt, dass sie ein Tor schießen werden", sagte der Masseur - gerade so, als sei seine Prognose das Normalste von der Welt.


    Er sollte Recht behalten. Vor Ramelow hatte Woronin zum 1:0 getroffen, nur den finalen Torschützen Bernd Schneider hatte Trzolek bei seiner Pendelei nicht ausmachen können.


    Dennoch besitzen die Methoden des Masseurs in Leverkusen fast schon Kultstatus. Im stillen Kämmerlein schwingt das Pendel über die Autogrammkarten der Kicker. Nach Formeln, die nur der "Miraculix" von Bayer kennt, prognostiziert Trzolek Torschützen, Spielausgänge und Saisonziele. So hatte der 58-Jährige zum Beispiel in der vergangenen Winterpause, als Leverkusen im biederen Mittelmaß der Bundesliga versunken war, vorhergesagt, dass Bayer noch Platz fünf und damit den Uefa-Cup erreichen würde. Geglaubt hat es ihm damals niemand, doch Trzolek, der schon seit über 30 Jahren die Leverkusener Spieler fit macht, behielt mal wieder Recht.


    Ob er auch schon ausgependelt hat, dass Bayer im Uefa-Cup in dieser Saison ins Finale vorstößt, ist noch geheim. Ramelow allerdings hat jetzt Blut geleckt. "Ich freue mich immer tierisch auf die internationalen Auftritte. Wir wollen richtig weit kommen, deshalb sind wir froh, dass wir diese Hürde genommen haben. Jetzt geht's richtig los", sagte er.


    Die Erleichterung war ihm und seinen Kollegen nach dem Big Point deutlich anzumerken. "Ich bin total zufrieden. Das war das, was wir alle hier sehen wollen", sagte der zuvor schon kritisch beäugte Trainer Michael Skibbe. "Eine Mannschaft, die richtig geil Fußball spielen kann." Ein Scheitern hätte dem Verein einen Schock versetzt und ihn wohl in eine Krise geführt. So aber frohlockte Sportchef Rudi Völler: "Wir hoffen alle, dass das jetzt ein Befreiungsschlag war. Wenn wir noch die Chancenverwertung in den Griff bekommen, dann werden wir auch in der Bundesliga Boden gut machen."


    Gelegenheit dazu haben die Leverkusener morgen in der Partie gegen die auf internationalem Terrain gescheiterten Schalker. "Ihr Selbstvertrauen ist vielleicht ein bisschen weniger geworden. Bei uns müsste es ja genau umgekehrt sein. Dementsprechend wollen wir morgen nachlegen", kündigt Kapitän Ramelow an.


    Sein Blick indes geht schon weiter. Dienstag ist Bayer Leverkusen mit dabei, wenn in Nyon die Gruppenphase des Uefa-Cups ausgelost wird. Die bringt Bayer eine gute Million Euro ein. Die Mannschaft erhält von diesem Geld erst einmal nichts. Das ergaben abschließende Prämienverhandlungen gestern Mittag zwischen dem Mannschaftsrat um Ramelow und Schneider auf der einen und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser auf der anderen Seite.


    "Wir halten das Erreichen der Gruppenphase für eine Selbstverständlichkeit. Wenn wir richtig Erfolg haben, wird die Mannschaft richtig gut verdienen. Wenn nicht, dann gibt's auch nichts", sagt Holzhäuser. Richtig Erfolg zu haben bedeutet für ihn in der Bundesliga mindestens Platz fünf und im Uefa-Cup das Viertelfinale.


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    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann