Defensives Multitalent

  • Den Abend hat Gonzalo Castro am Sonntag zu Hause entspannt mit der Familie vor dem Fernseher ausklingen lassen. Bei der Auswahl des Programms sind sich die Mitglieder der geselligen Runde vermutlich ziemlich schnell einig gewesen, denn zu den Zusammenfassungen der Fußball-Bundesligaspiele hat es keine Alternative gegeben. Immerhin hatte der Gastgeber zuvor mit Bayer 04 Leverkusen 3:1 gegen den FC Schalke 04 gewonnen und dabei selbst zwei sehenswerte Tore erzielt. Der Jüngste hatte damit entscheidenden Anteil daran, dass sein Team auf Platz acht kletterte und sich der Anspruch des Klubs bei nur zwei Punkten Rückstand auf die Spitze vorerst wieder mit der Realität in Einklang bringen lässt.


    Unbekannte Kreativität


    Selbstverständlich ist das alles nicht, denn Castro (19) ist in der Mannschaft von Trainer Michael Skibbe für defensive Aufgaben zuständig, kreative Abschlüsse vor dem gegnerischen Tor hat man mit dem jungen Mann bislang nicht in Verbindung gebracht. Vermutlich ist er auch deshalb etwas aufgeregt gewesen, als sein sehenswerter Lupfer mit dem linken Fuß zum 1:1 (28.) und sein ebenso attraktiver Heber aus zwanzig Metern (2:1 / 47.) über den heimischen Bildschirm flimmerten. „Ich habe etwas länger gebraucht, bis ich eingeschlafen bin“, berichtete Castro gestern, als er in der BayArena Auskunft zum EM-Qualifikationsspiel des U-21-Nationalteams am Freitag gegen England gab (siehe integrierte Meldung).


    Weil die Talente des Sohnes spanischer Eltern auch DFB-Trainer Dieter Eilts nicht verborgen geblieben sind, gehört der gebürtige Wuppertaler längst zu den etablierten Stammkräften der Nachwuchs-Auswahl, die für eine Beförderung in die A-Nationalmannschaft in Frage kommen. Zwar hätte er auf Grund seiner doppelten Staatsbürgerschaft auch für Spanien spielen können, doch im vergangenen Jahr entschloss er sich nach ausgiebigen Beratungen mit Vater und Mutter, den Avancen des DFB zu folgen. „Ich bin davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war, weil ich hier aufgewachsen bin und mich wohl fühle“, betont Castro.


    Seit das defensive Multitalent am 23. Januar 2005 vom damaligen Leverkusener Coach Klaus Augenthaler beim 3:0 in Hannover in der 79. Minute für Andrej Woronin eingewechselt wurde und sein Bundesliga-Debüt gab, ist er auf Grund seiner Vielseitigkeit zu einer von Coach Michael Skibbe geschätzten Größe aufgestiegen. „Er ist prädestiniert für die Außenpositionen in der Verteidigung“, sagte der Trainer nach dem Triumph über Schalke, „er ist ruhig im Zweikampf, sprintstark und ausdauernd. Fußballerisch ist er für sein Alter herausragend“. Das hat Castro gegen die Gelsenkirchener, die nach sieben Minuten durch Marcelo Bordon in Führung gegangen waren, unter Beweis gestellt.


    Krise im Winter


    Die am Sonntag demonstrierte Top-Form war dem Youngster im Winter 2005 / 2006 allerdings abhanden gekommen: Dem steilen Aufstieg folgte die Zurückversetzung in die Regionalliga-Mannschaft von Ulf Kirsten, was dazu führte, „dass man anfängt nachzudenken und überlegt, was man falsch gemacht haben könnte“. Die Selbstzweifel zerstreuten sich, als Clemens Fritz seinen Wechsel zu Werder Bremen verkündete und Castro mit seinen auf 170 Zentimeter verteilten 70 Kilo alle Anforderungen für die vakante Position auf den Außenbahnen erfüllte. Für einen Wechsel auf seinen angestammten Posten im defensiven Mittelfeld mangelt es ihm in Leverkusen langfristig an Perspektive, denn Simon Rolfes spielt dort einen souveränen Part und Kapitän Carsten Ramelow trat nach seinem Treffer am Donnerstag im Uefa-Cup gegen Sion auch gegen Schalke als Torschütze zum 3:1 (56.) in Erscheinung. „Das ist mir eigentlich egal“, versichert Castro mit professioneller Nonchalance, „ich fühle mich überall wohl“. Die Fernsehbilder von seinem 39. Bundesligaspiel werden ihn am Sonntagabend in dieser Einstellung bestätigt haben.


    KStA

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann