Leverkusen - Stammspieler bei Bayer Leverkusen, Leistungsträger in der U 21, Hoffnungsträger für Bundestrainer Joachim Löw.
Jungstar Gonzalo Castro führt nach einer kleinen Krise im Vorjahr derzeit ein Leben auf der Überholspur. "Mein Formtief ist überwunden. Ich war müde und vielleicht etwas überspielt, aber jetzt läuft alles super", sagte der 19-Jährige vor den EM-Playoffs der deutschen U-21-Junioren gegen England am 6. und 10. Oktober.
Nach seiner jüngsten Galavorstellung beim 3:1 gegen Schalke 04 in der Bundesliga prasseln Lobeshymnen von allen Seiten auf Castro ein.
Die Presse sieht in ihm sowieso einen kommenden Weltstar, die weiblichen Fans lieben den kleinen Verteidiger, und Trainer Michael Skibbe schwärmt in den höchsten Tönen.
"Ein großes Talent"
"Er ist ein toller Junge mit übergroßen Qualitäten, unglaublich laufstark und sehr konzentriert in der Defensive. Ein großes Talent", lobte Skibbe.
Inzwischen ist für den Allrounder auch die richtige Position gefunden: "Er hat als Mittelfeldspieler angefangen, war dann rechter Außenverteidiger. Jetzt spielt er links, das entspricht total seinen Fähigkeiten", meinte der Bayer-Coach.
Castro dokumentierte seine überragende Form jüngst mit zwei sehenswerten Toren gegen Schalke. Sein Lupfer über Frank Rost zum 2:1 ist zwar ein Anwärter auf das "Tor des Jahres", doch der Sohn spanischer Eltern bleibt bescheiden.
"Schwerste Entscheidung meines Lebens"
"Ob es wirklich klappt, weiß ich nicht. Ich habe lange zum Einschlafen gebraucht, alles war sehr emotional, meine Familie war noch bei mir", sagte Castro, der bei Interviews seine Hände gerne in den Hosentaschen vergräbt.
Die Familie spielte auch bei der Wahl einer "deutschen" Karriere eine Rolle. "Das war die schwerste Entscheidung in meinem Leben. Aber es gab keinen Streit, keinen Stress, keinen Druck. Wir haben gemeinsam lange überlegt", sagte Castro, der inzwischen auch Löws Perspektivkader angehört.
"Die A-Nationalelf ist im Kopf immer ein Thema. Wir werden sehen, wie es mit mir weitergeht." Derzeit geht es scheinbar unaufhaltsam bergauf.
"Ein tolles Ding"
Zum Torjäger will der smarte Junge mit dem Aussehen eines Boygroup-Stars aber nicht umfunktioniert werden: "Das Toreschießen überlasse ich den anderen Spielern. Die Hauptsache ist ja, dass wir gemeinsam als Team erfolgreich sind."
Für Castro, der parallel zu seiner fußballerischen Ausbildung bei Bayer 04 eine Lehre zum Sport- und Fitness-Kaufmann absolvierte, gibt es daher in der kommenden Woche nur ein Ziel: Mit der U 21 will er den Sprung zur EM 2007 in den Niederlanden schaffen.
Und sollte der "Torjäger wider Willen" den entscheidenden Treffer in den Playoff-Duellen mit England erzielen, würde er sich dann doch nicht beschweren: "Das wäre schon ein tolles Ding."