Schwarzmalerei verboten
München - Stefan Kießling war nach dem Schlusspfiff sauer. Gerade hatte die deutsche U-21-Auswahl das Playoff-Hinspiel der EM-Qualifikation mit 0:1 in England verloren.
Zu harmlos präsentierten sich die DFB-Youngster im Spielaufbau, zu unpräzise waren die Anspiele auf die Spitzen, um mit einer besseren Ausgangslage in das Rückspiel am Dienstag (ab 20.15 Uhr LIVE im DSF) in Leverkusen zu gehen. Kapitän Kießling war dementsprechend unzufrieden mit der "allgemeinen Situation" und fand zunächst deutliche Worte ("Da kann man vorne ausflippen"). 24 Stunden später ist beim 22-jährigen Stürmer von Bayer Leverkusen jedoch der Optimismus zurückgekehrt.
Im Sport1.de-Interview spricht Kießling über den Glauben an die EM-Qualifikation, Pfiffe bei der Hymne und seine Ambitionen auf die A-Nationalmannschaft.
Sport1: Sie haben vor dem Hinspiel angekündigt, eine Überraschung in England zu schaffen. Was ging schief?
Stefan Kießling: Wir sind nicht so gut ins Spiel gekommen und haben uns schwer getan. Die Engländer waren ein bisschen spritziger, das hat man in der ersten Hälfte gesehen. In den zweiten 45 Minuten haben wir uns gefangen, aber vorne hat die Entschlossenheit und der letzte Zug gefehlt. Wir müssen zielstrebiger zum Tor spielen.
Sport1: War das Team vor ausverkauftem Publikum etwas eingeschüchtert?
Kießling: Ich glaube nicht, dass da jemand beeindruckt war. Wir kennen ähnliche Situationen schon aus dem letzten Jahr, als wir in Tschechien wie auch in England gespielt haben. Man muss es so sehen, dass das englische Tor ein Sonntagsschuss war und die Niederlage abhaken.
Sport1: Wie sehr hat Piotr Trochowski gefehlt?
Kießling: Ich habe schon vor dem Hinspiel betont, dass "Troche" ein sehr wichtiger Mann für uns ist. Ohne ihn müssen wir uns jetzt zusammenraufen. Wir haben aber auf jeden Fall einen Kader, der stark genug ist, um den Verlust zu kompensieren.
Sport1: Was macht vor dem Rückspiel Hoffnung?
Kießling: Ich sehe es nicht so schwarz. Wenn die Defensive wieder so gut steht wie im Hinspiel und wir die Zuschauer im Rücken haben, bin ich mir sicher, dass wir das Ding noch umbiegen können.
Sport1: Und für Sie kommt es sicherlich nicht ungelegen, in "ihrer" BayArena zu spielen.
Kießling: Ganz genau. Ich hoffe, dass in Leverkusen der Knoten endlich platzt und ich wieder mal treffe.
Sport1: Wie haben Sie die Pfiffe von einigen englischen Fans beim Abspielen der deutschen Hymne empfunden?
Kießling: Es war merkwürdig. Normalerweise gilt das englische Publikum als sehr fair, daher fand ich das schon schade. In Leverkusen bin ich mir aber sicher, dass die deutschen Fans den Engländern den nötigen Respekt zeigen.
Sport1: Wie wichtig wäre die Qualifikation für die U-21-EM im nächsten Jahr?
Kießling: Vor allem für mich und dem älteren U-21-Jahrgang würde die EM sehr viel bedeuten. Wir wollen mit aller Macht dahin, und diesen Willen werden wir am Dienstag auch zeigen. Zumal wir im Hinterkopf haben, dass man sich bei der EM auch für die Olympischen Spiele qualifizieren kann. Und nach Peking zu kommen wäre ein Traum.
Sport1: Wie sehr könnten Sie durch ein Weiterkommen auch ihre Ambitionen auf die DFB-Elf unterstreichen?
Kießling: Auch wenn ich noch keinen Kontakt mit Jogi Löw gehabt habe, ist mein Ziel natürlich ganz klar die A-Nationalmannschaft. Durch die EM-Qualifikation könnte man ein Signal setzen, indem man zeigt, dass man in wichtigen Spielen seine Leistung bringt und Verantwortung übernimmt.