Sportchef hörte auf, die Fehlpässe zu zählen
Irgendwann hörte Rudi Völler auf zu zählen. Nach einem guten Dutzend Fehlpässen im Mittelfeld platzte dem Sportchef der Kragen. Und noch am Sonntag verstand er die Welt nicht mehr: "Wir haben es dem VfB so einfach gemacht. Jede Halbzeit sieben, acht Fehlpässe im Mittelfeld, wir kamen nicht hinter die Kugel, die kontern uns aus. Sie mussten nur auf unsere Fehler warten und dann den Ball schnell in die Spitze spielen."
Mangelnde taktische Disziplin, die es den Schwaben so einfach machte, war denn auch ein Hauptthema beim Leverkusener "Wort zum Sonntag". "Jeder", so Völler, "hat eine Aufgabe. Aber man muss sich auch dran halten." Fast niemand tat es, "ich bin sprachlos", gestand der 46-Jährige. Offensiv wollte Bayer agieren, grenzenlos naiv geriet die Vorstellung jedoch in Stuttgart.
Des Trainers Aufgabe ist es nun, Gründe zu finden für das "kollektive Versagen" (Völler), durch das "wir", so Michael Skibbe, "unsere wirklich gute Ausgangsposition nach dem Sieg gegen Schalke leichtfertig verspielt haben".
Bayer ist wieder in der Grauzone angelangt, verspielt viele Sympathien und kickt sich langsam Richtung Bedeutungslosigkeit. Die Truppe, die zuletzt auch nach Niederlagen wie in Frankfurt in Schutz genommen wurde, weil sie zumindest spielerisch überzeugte, findet nun kein Verständnis mehr in der Führungsspitze: "Da kann man, außer Butt, Schneider und Juan, niemanden mehr in Schutz nehmen. Kein Pepp, kein Biss. Nur Hacke-Spitze, das geht bei den Profis nicht", so Völler.
Dass es ein Trend ist, mag niemand glauben bei Bayer. Die Zeiten der typisch Leverkusener Schlappekickerei schienen überwunden mit dem respektablen Schlussspurt in der vergangenen Saison. Nun feierten sie am Neckar traurige Urständ.
Was bleibt dem Trainer? "Ich will Gründe finden", sagt Skibbe. Muss er auch und zwar schnell, am Donnerstag gehts nach Brügge. Personelle Konsequenzen sind so gut wie sicher, "der Kader ist groß genug", sagt Skibbe. Wen wird es treffen? "Von wenigen Ausnahmen abgesehen, könnte jeder dran sein."