Bayer: Von der grauen Maus zum Spitzenteam und zurück

  • NIE MEHR SPITZE



    Von ALEX HAUBRICHS

    Leverkusen - Die 0:3-Klatsche von Stuttgart stimmt bei Bayer nachdenklich. Während an der Spitze wie erwartet jetzt die Post abgeht, hinkt Bayer hinterher.


    Eine Momentaufnahme? Eher nicht. Leverkusens Fans müssen sich darauf einstellen, dass Bayer nie mehr Spitze sein wird. Dabei ist das gar nicht lange her.


    2002 erreichte man den Gipfel mit den drei Vizetiteln und dem absoluten Höhepunkt: Das knapp verlorene Champions-League-Finale gegen Real Madrid (1:2).


    Seitdem geht es mit kleinen Ausnahmen stetig bergab. „Bayer 04 befindet sich in einer sehr spannenden Situation. Und das meine ich alles andere als spaßig“, schildert der Sportbeauftragte der Bayer AG, Meinolf Sprink, die Lage nach dem erneut verpatzten Start.


    „Wir sehen, dass sich oben ein Trio festsetzt. Und wir hängen auf Platz zwölf. Dabei gehören wir weiter zur Spitzengruppe, was das Gehaltsgefüge angeht.“


    Nun steht gegen Brügge und den HSV wieder eine Woche der Wahrheit bevor. Buchstäblich alles hängt am sportlichen Erfolg. Trainer Michael Skibbe ist unter Druck – und mit ihm die komplette Führungsspitze, die ihn gegen Widerstände im Klub durchgeboxt hat.


    Dabei ist Sport nicht die einzige Baustelle. Bayer schwimmen die Fälle auf allen Ebenen davon. Sponsoren: Immer noch ist der Bayer-Konzern der größte Geldgeber im deutschen Profi-Fußball. 25 Millionen € im Jahr steckt noch nicht mal der Erdgas-Riese Gazprom in den FC Schalke.


    Aber dahinter hat der geordnete Rückzug begonnen: Nach O2 und Samsung springt im Sommer auch Hauptsponsor RWE ab – die Konkurrenz ist als Partner interessanter.


    Stadion: Das Schmuckkästchen BayArena ist in die Jahre gekommen. Und selbst nach dem 50 Millionen Euro teuren Ausbau bliebe der Klub gegenüber den WM-Arenen der Konkurrenz abgehängt. Sprink: „Ein Stadion mit 40.000 Zuschauern wäre Größenwahn.“


    Außendarstellung: Bundesweite Beachtung findet Bayer kaum noch. Das liegt auch an der Farblosigkeit der Führungsriege. Boss Wolfgang Holzhäuser wird das Buchhalter-Image nie los, Manager Michael Reschke will nicht in die Öffentlichkeit. Trainer Michael Skibbe polarisiert auch nicht gerade. Da reicht ein Rudi Völler allein nicht.


    Mannschaft: Durch die Sparzwänge verliert die Mannschaft von Jahr zu Jahr mehr an Substanz. Nach dem Abgang von Dimitar Berbatov genügen derzeit nur Bernd Schneider und Juan höchsten Ansprüchen. Zudem kommt die unerklärlichen Schwankungen in den Leistungen.


    Kapitän Carsten Ramelow: „Werden wir die nicht los, versinken wir im Mittelmaß.“ Der ganze Klub ist auf dem besten Weg dahin…


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