Gute Zeiten, schlechte Zeiten bei Bayer 04. Mittelfeldspieler Simon Rolfes gehört zu denjenigen im Team, die sich viele Gedanken darüber machen, wie es in Zukunft eher gut laufen kann. Vor dem Heimspiel gegen den HSV sprach das BayArena Magazin über mögliche Gründe des Auf und Ab.
BayArena Magazin: Simon, was war los mit Euch in Stuttgart?
SIMON ROLFES: Nicht viel, wir haben ein ganz anderes Gesicht gezeigt als gegen Schalke 04 zu Hause und eben das vermissen lassen, was uns im letzten Heimspiel stark gemacht hat. Da sind wir hinter den Ball gekommen, haben deshalb die Zweikämpfe fast alle gewonnen und die Bälle schnell in die Spitze gespielt. In Stuttgart lief es genau umgekehrt, die haben das gut gemacht – und wir sind ihnen in die Falle gegangen.
BayArena Magazin: Aber wie ist eine solche Leistung zu erklären, wenn man zuvor doch gegen Schalke und auch über – weite Strecken – gegen Sion so gut gespielt hat?
ROLFES: Das ist wirklich schwer zu erklären. Zwischen diesen beiden genannten Spielen und dem in Stuttgart liegen qualitativ Welten. Das sehen wir als Spieler ja auch so. Eine simple Antwort auf diese Frage kann ich nicht geben. Wir haben uns einfach nicht an die Dinge gehalten, die uns stark machen. Und stark sind wir nur dann, wenn wir aus einer stabilen Defensive heraus agieren. Wir dürfen nicht nur offensiv denken.
BayArena Magazin: Wart Ihr denn zu offensiv eingestellt?
ROLFES: Ja, es scheint so. An der Aufstellung kann es jedenfalls nicht gelegen haben, denn die war ja dieselbe wie in der zweiten Halbzeit gegen Schalke. Da waren wir aber nicht zu offensiv und haben nur wenige Chancen zugelassen. In Stuttgart wollten wir viel zu sehr mit aller Gewalt nach vorne. Wir haben es versäumt, die Stuttgarter ein bisschen zu locken. Es war schließlich ein Heimspiel für den VfB, da müssen wir nicht anrennen wie bekloppt, sondern den Gegner einfach mal etwas kommen lassen. Das haben wir nicht gemacht und sind deshalb den Stuttgartern auf den Leim gegangen.
BayArena Magazin: Ihr präsentiert Euch mal wieder wie eine Diva. Mal schaut man Euch begeistert zu, ein anderes Mal möchte man am liebsten erschrocken den Blick abwenden. Diese zwei Gesichter, gehören die mittlerweile zum Erscheinungsbild von Bayer 04? Wie seht Ihr das innerhalb der Mannschaft?
ROLFES: Wir unterhalten uns intensiv darüber, woran das liegt. Und natürlich wollen wir konstant gut spielen, wie wir es in der Rückrunde der vergangenen Saison – mit Ausnahme der Spiele in Bielefeld und gegen Mainz – ja auf sehr hohem Niveau gemacht haben. Daran wollen wir anknüpfen, das ist ja keine Frage. Wieso das jetzt nicht funktioniert, das ist nicht so einfach zu beantworten. Ich denke, es ist auf jeden Fall sehr gut, dass wir in den kommenden Wochen sehr viele Spiele haben werden, um in einen gewissen Rhythmus zu kommen.
BayArena Magazin: Dieser Rhythmus ist zuletzt durch die Länderspiele unterbrochen worden. Ihr scheint diese Abstellungen zu den diversen Nationalteams nicht so gut zu verkraften...
ROLFES: Ja, offensichtlich kommen wir damit nicht so gut zurecht, wie andere Mannschaften, die ja auch Nationalspieler abzustellen haben, wie etwa die Bayern oder auch die Stuttgarter. Bei uns dagegen ist oft nach solchen Pausen ein Bruch festzustellen. Wir können dann nicht nahtlos da weiter machen, wo wir vor der Pause aufgehört haben. Das ist unser Problem, die Länderspielpausen kommen uns nicht zugute.
BayArena Magazin: Vor allem auswärts ist Eure Ausbeute bisher äußerst mager. Nur ein Punkt aus vier Spielen...
ROLFES: Ja, das ist natürlich viel zu wenig. Vielleicht wollen wir auswärts zu viel des Guten. Wenn wir mal die letzte Saison nehmen: da haben wir in Hamburg, in Stuttgart, in Dortmund die wichtigen Siege eingefahren. Und das gelang uns, weil wir eher aus der Defensive agierten. Da müssen wir auch jetzt den Hebel ansetzen, also defensiver spielen vom Kopf her, nicht von der Aufstellung.
BayArena Magazin: Wie siehst Du in diesem ständigen Auf und Ab der Mannschaft Deine eigene Leistung?
ROLFES: Auch meine Leistung ist sicher noch ausbaufähig. Ich habe sicher meinen Teil zum guten Saisonstart beigetragen, aber ich war natürlich auch bei den schwächeren Spielen dabei. Insgesamt bin ich aber optimistisch, was unsere Perspektiven als Mannschaft und meine eigene Entwicklung angeht. Wir sind eigentlich gut drauf und können durchaus eine Serie auf hohem Niveau spielen. Aber wir müssen es in der Zukunft eben auch beweisen.
BayArena Magazin: Momentan stellt sich die Situation so dar, dass Ihr nach sieben Spielen nur zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz habt, aber immerhin schon fünf Zähler hinter dem Führungstrio liegt. Muss man sich als Bayer 04-Fan schon Sorgen machen?
ROLFES: Ach, was heißt Sorgen. Wir stehen immer unter einem gewissen Druck. Wir haben eine sehr gute Mannschaft und wollen oben mitmischen, an dieser Zielsetzung hat sich nichts geändert. Die gesamte Liga steht in der Tabelle bislang sehr eng zusammen. Es geht schnell nach oben, aber eben auch schnell nach unten. Und den Druck, dass man als Bayer 04 Leverkusen fast immer gewinnen muss, den hat man hier doch ständig.
BayArena Magazin: Stark unter Druck steht vor allem der Hamburger SV, Euer nächster Gegner. Er ist Vorletzter, hat noch kein Spiel gewonnen. Da muss langsam mal was kommen vom HSV...
ROLFES: Unsere besten Spiele haben wir immer dann gemacht, wenn wir uns gar nicht so sehr mit dem Gegner, sondern mit uns selbst beschäftigt haben. Das gilt auch für das Spiel gegen Hamburg. Wenn wir uns auf uns selbst konzentrieren, dann hat’s jeder Gegner schwer gegen uns. Wir müssen als Einheit auftreten, defensiv gut stehen, unsere Stärken einbringen, unser Spiel durchziehen.
BayArena Magazin: Drei Tage später steht dann die Aufgabe im DFB-Pokal beim MSV Duisburg an. Wie schätzt Du den Zweitligisten ein?
ROLFES: Der MSV ist sicher ein sehr guter Gegner, er zählt ja wieder zu den Aufstiegsaspiranten. Wir dürfen uns also auf einen heißen DFB-Pokaltanz gefasst machen. Aber das ist doch wunderbar. Es wird ein Spiel mit großen Emotionen. Da können wir uns beweisen. Ich freue mich sehr auf das Spiel, denn es wird sicher richtig zur Sache gehen – und das können wir gut gebrauchen.