Michael Skibbes verklärte Sicht der Dinge ist relativ exklusiv. Aber eben konsequent. Denn schon seit Saisonbeginn redet man sich schließlich bei Bayer Leverkusen die nun endgültig aus den Fugen geratende Fußballwelt schön. Nicht nur der Trainer tut das. Selbst nach einer desolaten Vorstellung wie der in Frankfurt (1:3) hatte Rudi Völler die verhätschelten Profis noch mit Streicheleinheiten versorgt. „Eine Spielkrise haben wir nicht. Das sieht doch gut aus“, lobte der Sportdirektor damals. Da verwundert es dann auch nicht, wenn alles so schön locker weitergeht. Und daneben.
Die Qualifikation für die Gruppenphase des Uefa-Cups hat offenbar die Sicht auf die Realität verstellt. „International denken“ heißt die Devise in Leverkusen. Doch wer nach dem Offenbarungseid gegen den HSV weiterhin solche Prioritäten setzt, der hat nichts verstanden. Bayer ist ein Kellerkind, und im Untergeschoss der Liga ist es stockduster. Dort muss man zuerst das Licht anknipsen. Die grellen Scheinwerfer der internationalen Fußball-Bühne blenden offensichtlich nur. Momentan jedenfalls tapst man im Werksclub auffallend betriebsblind herum.
Michael Mesch