Rudi Völler ist Hesse und bodenständig. Dazu passt die Meldung, Eintracht Frankfurt wolle ihn zur neuen Saison als Sportdirektor verpflichten. Bayer Leverkusen aber möchte den im Sommer 2007 auslaufenden Vertrag mit dem Sympathieträger verlängern, Völler selbst hält sich alle Möglichkeiten offen.
Von Lars Gartenschläger
Hanau, eine Kleinstadt in Hessen, liegt nur 20 Kilometer von Frankfurt entfernt. Rudi Völler wurde am 13. April 1960 dort geboren. Wann immer es die Zeit erlaubt, verschlägt es den Sportdirektor von Bayer Leverkusen in die Stadt, die ihn sogar zum Ehrenbürger machte.
Vielleicht hat es Völler ja bald nicht mehr so weit nach Hanau. Denn in Frankfurt, wohin man mit dem Auto rund 25 Minuten benötigt, könnte demnächst sein neuer Arbeitsplatz liegen. Die "Bild"-Zeitung berichtet in ihrer Dienstags-Ausgabe von einem "Geheimplan", nach dem der ehemalige Teamchef der deutschen Nationalmannschaft zum 1. Juli kommenden Jahres zur Eintracht wechseln soll.
In Leverkusen reagierten sie betont gelassen auf die Meldung. "Rudi Völler sagte mir, dass er sich sehr wohl bei uns fühlt", erklärte Meinolf Sprink, der Sportbeauftragte der Bayer AG, gegenüber WELT.de, "er sagte mir aber auch, dass er irgendwann mal von Herrn Fischer (Vereins-Präsident in Frankfurt, d. Red.) angesprochen wurde." Was Sprink aber nicht im Zusammenhang mit einem angeblichen Wechsel von Völler sehen wollte.
Im Laufe des Tages ergänzte er: „Das Wort 'angesprochen' in meinem Zitat erweckt einen nicht existierenden Eindruck. Die Herren Fischer und Völler mögen zum Beispiel am Rande des Spiels zwischen Frankfurt und Bayer Leverkusen belanglos miteinander gesprochen haben. Ein Thema angeblicher Wechsel gab und gibt es aber nicht." Sprink weiter: "Die Absprache zwischen Rudi Völler und uns ist die, dass wir uns in der Winterpause zusammensetzen werden, um über die Zukunft zu sprechen."
Der Vertrag von Völler, der seit dem 18. Januar 2005 als Sportdirektor in Leverkusen fungiert, läuft Ende Juni 2007 aus. Völler zeigte sich am Dienstag überrascht von der Meldung und ließ in seiner ersten Reaktion wissen, dass es für ihn derzeit "am wichtigsten" sei, dass Bayer Leverkusen in der Tabelle wieder nach oben kommt. Die Elf von Trainer Michael Skibbe, die am Sonntag 1:2 daheim gegen den Hamburger SV verloren hatte, liegt auf Rang 14.
"Mein Wunsch ist, dass wir vor oder nach Weihnachten miteinander sprechen und schauen, wie es weiter geht", sagte Völler, für den es von großer Bedeutung ist, dass die Angelegenheit, wie er sagt, "sauber" geklärt wird. "Ich möchte, dass wir die Dinge regeln, wie man es normalerweise macht, wenn Verträge auslaufen. Dafür ist mein Verhältnis zum Verein und zum Konzern einfach so gut", sagte Völler. In seiner Zeit als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft (2000 bis 2004) hatte Völler, der zuvor schon in Leverkusen tätig war, ein Büro in der BayArena.
Bayer Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser machte deutlich, dass er gern "noch etliche weitere Jahre mit Rudi Völler weiterarbeiten möchte". Dies gilt im Übrigen auch für Trainer Michael Skibbe und Manager Michael Reschke, deren Verträge ebenfalls Ende Juni 2007 auslaufen.
Indes ist die Personale Rudi Völler die brisanteste von allen. Nach dem Abgang von Reiner Calmund, der im Juni 2004 zurücktrat, hatte der Klub im Hinblick auf die Außendarstellung an Charisma verloren. Calmund war sprichwörtlich das Gesicht von Leverkusen. Nun ist Rudi Völler zwar nicht so extrovertiert wie Calmund, mit seinem hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad aber seit Jahren auch für Bayer Leverkusen ein Türöffner.
So hat es der Klub unter anderem auch Rudi Völler zu verdanken, dass Nationalspieler Bernd Schneider, Schlüsselspieler der Bayer-Elf, im Sommer 2005 ein Angebot Werder Bremens ablehnte und in Leverkusen bis 2009 verlängerte. Völlers Überzeugungsarbeit hatte für ein Umdenken Schneiders gesorgt.